Auf „So Sad So Sexy“ komponierte Lykke Li fremd und holte sich auch eine Vielzahl unvertrauter Produzenten ins Studio. Was Björn Yttling (v...

Lykke Li - Eyeye


Auf „So Sad So Sexy“ komponierte Lykke Li fremd und holte sich auch eine Vielzahl unvertrauter Produzenten ins Studio. Was Björn Yttling (von Peter Bjorn and John) wohl davon gehalten hat? 

Sowohl die Plattenkritiker als auch die Fans waren nicht überzeugt. Bei Metacritic steht das vierte Album von Lykke Li gerade einmal bei einem Metascore von 71/100 Punkten und in ihrer schwedischen Heimat konnte „So Sad So Sexy“ gerade so die Top Ten erreichen. Das sah bei den drei Vorgängern, die alle in Zusammenarbeit mit Yttling entstanden waren, noch anders aus: „Youth Novels“ (75/100), „Wounded Rhymes“ (83/100) und „I Never Learn“ (77/100) kamen in der Plattenkritik deutlich besser weg und erreichten in Schweden die Plätze 3, 2 und erneut 2. Die Spitze der Charts wurde zwar verfehlt, aber dafür sprang mit „I Follow Rivers“ eine weltweit erfolgreiche Single heraus, die in Deutschland sogar auf Platz 1 der Charts kam.

Auf „Eyeye“ zeigen sich Li Lykke Timotej Zachrisson und Björn Yttling wieder vereint. Eine tanzbare Hitsingle darf man unter den 8 Songs aber nicht erwarten, denn die Singer/Songwriterin hatte die emotionalen Auswirkungen des Endes einer Beziehung zu verarbeiten und beschreibt die Entstehung des Albums selbst als kathartisch. Es wurde komplett in Lykke Lis Wohnung in Los Angeles unter Verweigerung digitaler Instrumente und mittels eines Billigmikrofons aufgenommen und ist mit melancholischer Dreampop, zerbrechlicher Kammerpop und intimer Art Pop treffend umschrieben. In der visuellen Umsetzung in den Videos wird auf Loops gesetzt, im Albumtitel wird eine Wiederholung eingebaut und die Laufzeit von 33:33 Minuten ist sicherlich auch nicht dem Zufall geschuldet. Vielleicht sollte sich Lykke Li einmal mit Markus Berges über Palindrome unterhalten… 




 


Das Ergebnis ist folgerichtig sehr direkt, sehr intim, sehr fragil. In „You Don’t Go“ zählt Li die Nächte und die Tränen, man kann die Finger über den Gitarrenhals rutschen hören, und sie fragt: „Do you not feel? I feel I can’t take it anymore.“
Nur eine gute halbe Stunde dauern die acht Stücke insgesamt, aber so ganz traut Lykke Li ihrem eigenen Dogma-Konzept
nicht, denn zusammen mit Peter-Bjorn-and-John-Bassist Björn Yttling, der schon ihre ersten drei Alben produziert hatte, legt sie dermaßen viel Hall auf die Stimme, als wollte sie ihren Status als Pop-Prinzessin dann doch nicht ganz infrage stellen und die neu gewonnene Unverstelltheit gleich wieder in Watte packen.
Andererseits ist gerade dieser Kontrast faszinierend: Manche Stücke scheinen auszubrechen wollen aus dem Korsett, können sich kaum im Zaum halten, und die Melancholie erscheint eher brüchig. EYEYE ist wie ein Teenager, der sich diesen schicken Kurzmantel in der Trendfarbe Beige zugelegt hat, aber darunter dann doch noch das T-Shirt in Kreischgelb trägt.








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