Jahr für Jahr rätseln wir, welche Alben, von denen wir in der Regel zuvor noch nie etwas gehört haben, sich am Ende des Jahres in Volkers To...

Zach Kleisinger - Their Symposium



Jahr für Jahr rätseln wir, welche Alben, von denen wir in der Regel zuvor noch nie etwas gehört haben, sich am Ende des Jahres in Volkers Top 30 wiederfinden werden. Seine offizielle Urteilsverkündung findet traditionell am 30. Dezember statt, einen Tag vor der Veröffentlichung des Endstandes von Platten vor Gericht und nach den Bestenlisten der anderen Plattenrichter. Hier ist eben alles nach seiner Bedeutsamkeit sortiert. 
Ob seiner Lieblingsplatten hüllt er sich 12 Monate in Schweigen, kein Geheimtipp darf zu den anderen Richtern durchsickern, denn diese haben entweder Pop nicht verstanden oder von Folk / Country / Jazz / Prince (das jeweils nicht Zutreffende bitte streichen) sowieso keine Ahnung. Da helfen auch keine Bestechungen - sogar hochwertige selbst produzierte Pralinen und Einladungen zu einem exklusiven Wohnzimmerkonzert blieben meinerseits dieses Jahr chancenlos. Was die übrigen Juroren alles ausprobiert haben, wage ich gar nicht zu vermuten…

Aber vielleicht lande ich mit meiner Vermutung, dass „Their Symposium“ von Zach Kleisinger gute Chancen auf Volkers Top 30 hat, einen Treffer. Denn der Singer/Songwriter aus Vancouver hat seine Songs lange liegen und reifen lassen, sie über mehrere Jahre hinweg live erprobt und an den Arrangements gefeilt. Seit seiner letzten Veröffentlichung, der EP „I Hope It's Calm, Then“, sind drei Jahre vergangen und, angestoßen durch die COVID 19-Pandemie, hat sich Kleisinger endlich entschlossen, sein Debütalbum aufzunehmen.   
„Their Symposium“ bietet 10 warme, melancholische und intime Songs zwischen Americana und Folk, die Freunden von Leonard Cohen, Guy Clark, John Prine (früher) oder Jason Isbell, Ryan Adams (heute) gefallen werden, und ist gestern über das deutsche Label DevilDuck Records als CD und LP erschienen. 


 


Der Mittzwanziger klingt auf seinem Debüt so abgeklärt wie ein alter Hase, besingt eine schwierige Beziehungskonstellation in „Miss You When You’re Leaving“ (samt Dylan-Neil-Young-Gedächtnis-Harp), arbeitet sich an unwillkommenen Veränderungen ab („Seasons Changing“), oder huldigt dem Dichter T.S. Eliot („Song For T.S. Eliot“). Es sind berührende, traurige, aber nicht hoffnungslose, und sehnsüchtige Geschichten, die dieses Wahnsinns-Songwriter-Talent in seinen Lyrics erzählt. Es sind zehn sagenhaft gute Americana-Folk-Songs auf „Their Symposium“. Und sollte man sich für drei Anspieltipps entscheiden müssen, so fiele die Wahl wohl auf den (…) Opener „Nothing Special“, auf das pianobetonte „Swinging Door“ sowie auf den sechsminütigen, bluesig-fragilen und anmutigen Closer „As Sweet As Yours“. Ein tiefgehendes, bewegendes und perfektes Debütalbum.






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