Während das Cover so aussieht wie eine Mixtur aus Matt Groening und Hieronymus Bosch, klingt die sich darin befindliche Platte wie eine Misc...

Goat Girl - On All Fours



Während das Cover so aussieht wie eine Mixtur aus Matt Groening und Hieronymus Bosch, klingt die sich darin befindliche Platte wie eine Mischung aus Warpaint und Stereolab. Vielleicht hatten die vier Damen mit den Künstlernamen (Clottie Cream, L.E.D., Rosy Bones und Holy Hole) und ihr Produzent Dan Carey (Fontaines D.C., Bat For Lashes, Toy, Hot Chip, Emiliana Torrini) ja auch The Pretenders-trifft-Broadcast im Sinne, als sie die Arbeiten am zweiten Werk von Goat Girl begannen. 

Im Vergleich zum hoch gelobten selbstbetitelten Debüt stutzen Goat Girl die Trackliste von 19 auf 13 Lieder zusammen, nehmen sich aber mehr Zeit für die einzelnen Songs und nutzen diese für spacig-psychedelische und experimentelle Synthie-Passagen sowie einen melodischeren Zugang abseits der früheren Post-Punk-Entwürfe. 

Bei Metacritic wird „Goat Girl“ (2018; 80/100 Punkte) so in der Durchschnittsbewertung von „On All Fours“ um 2 Punkte übertroffen.


 


"On All Fours", die neue Platte, ist jetzt die Krönung. Eine vollfarbig vertrackte Pop-Symphonie, wie man sie im seit Jahren stinklangweiligen Indie-Gitarrengenre nur in seltensten Vollmondnächten noch zu hören kriegt. Aber eben nicht frischwärts, rotzig oder, nun ja, blökend, sondern in einer Art von hochinspirierter Lethargie, in der das Abschweifende, nicht unmittelbar Zielgerichtete fest zum Konzept gehört. Goat Girl arbeiten zwar in der typischen Beatkeller-Besetzung, biegen den Song dann aber immer irgendwie in andere Richtungen, vom elegischen Britpop hin zum fiependen Minimalismus, afrikanischen Swing, House-Music-Puls. Dass hier irgendwas nicht ganz stimmt, merkt man beim Hören oft erst, wenn man längst bezirzt und verloren ist, in den Chorgesangswolken oder irren Echos.


 


Textlich bewegen sich Goat Girl zwischen Kritik an brusttrommelnden und pissetrinkenden (sic!) Plagegeistern (meinen die etwa Männer?) und dem Bekenntnis, trotz Ängsten nicht auf Psychopillen zu setzen, flankiert von Tanzboden-Synthies, dramatischer Kirchenorgel, eingängiger Melodiegitarre und entspannt erdendem Schlagzeug.
Produziert hat, wie schon beim Debüt, Dan Carey, der auch Black Midi so perfekt Platz freiräumt für gigantische Instrumentalparts und überraschende Tonartwechsel. Mit ON ALL FOURS beanspruchen Goat Girl mutmaßlich, die neuen Fab Four der Insel zu werden. Und das sehr zu Recht.




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