Man nehme ein Mitglied von Beirut und zwei von the National, montiere ihre Nachnamen grob zusammen und lasse die Vokale weg. Heraus kommt LN...

LNZNDRF - II



Man nehme ein Mitglied von Beirut und zwei von the National, montiere ihre Nachnamen grob zusammen und lasse die Vokale weg. Heraus kommt LNZNDRF.

Für das zweite Album des Projektes hat sich mittlerweile zu Ben Lanz sowie den Brüdern Bryan und Scott Davendorf ein weiterer Beiruter gesellt: gut, dass sich ein Großteil der Nachnamenkonsonanten von Aaron Arntz schon im Bandnamen befindet.

Nach dem ersten Stück, dem fast achtminütigen, instrumentalen, krautrockigen „The Xeric Steppe“, macht man sich als unvorbereiteter Hörer vielleicht ein wenig Sorgen, ob man sich das Projekt LNZNDRF, das ohne ursprünglichen Sänger auskommt, vielleicht hätte schenken können. Doch das folgende „Brace Yourself“, nimmt einem schnell alle Bedenken, denn Gesang, Melodie und Dynamik des Songs packen zu und lassen nicht mehr los. Während das folgende „You Still Rip“ eine weitere gelungene Indierock-Single sein könnte, wabert „Cascade“ in spacig-sphärischen Archive-Welten und spätestens nach der Hälfte des im Eigenvertrieb veröffentlichten Albums ist klar, dass man 2021 dieses Nebenprojekt nicht verpasst haben sollte.  

Schnell verfällt man dem eigenwilligen Charme des Quartetts, das übrigens in seinen kompakten Momenten durchaus eingängig klingen kann. Besonders gut gelingt dies „Ringwoodite“, das mit ätherischen, losgelösten Vocals über dem hibbeligen, leicht nervösen Arrangement tänzelt. Mehrere vorsichtige Explosionen spielen mit Post-Rock-Mustern, die Pluralität der Stimmen verschiebt die schroffen Gitarren zu himmlischer Eingängigkeit. Hier setzt das wuchtige „Brace Yourself“ an. Ein druckvoller Beat agiert als Motor, dahinter bäumt sich harmonische und doch treibende Magie auf. Der grandiose Rausschmeißer „Stowaway“ schießt schließlich noch einmal komplett übers Ziel hinaus, türmt mehr und mehr Spuren aufeinander – befremdlich und doch so gut.


 


Tracks wie „Chicxulub“ klingen viel eher nach einer jungen Band, die sich im Jahrzehnt verirrt hat und hypnotische Rockmusik mit 80er-Pastiche spielt.
Sowohl Lanz als auch die Devendorfs spielen befreit auf und vermitteln in Mehrstimmigkeit auf „You Still Rip“ das Gefühl, dass hinter den beiden Indie-Giganten Beirut und The National nicht nur die Frontmänner die Fäden ziehen.
„Ringwoodite“ leitet das Ende des Albums früh ein und „Stowaway“ lässt das psychedelischen Dauerwummern abklingen und abstürzen.
„II“ ist ähnlich wie „LNZNDRF“ nicht das ambitionierteste Konzeptalbum aller Zeiten, sondern vielmehr das Produkt geteilter Passion für einen Rocksound, der experimentell und trotzdem zum großen Teil extrem zugänglich ist.


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