Dass eine Band namens Die Regierung ihre Platten beim Staatsakt Label veröffentlicht, ist nur konsequent. Ebenso,  dass eine Regierung nicht...

Die Regierung - Da


Dass eine Band namens Die Regierung ihre Platten beim Staatsakt Label veröffentlicht, ist nur konsequent. Ebenso,  dass eine Regierung nicht ununterbrochen an der Macht sein kann (hier gilt dies für die Legislaturperioden von 1995 bis 2006) und dass der Regierungschef (Tilman Rossmy) seine Minister (aktuell Robert Lipinski, Ralf Schlüter, Ivica Vukelic, Alexander Fürst von Lieven) auch einmal umbesetzt.   

In ihrer zweiten Amtszeit war Die Regierung nicht ganz so produktiv wie in ihrer ersten, denn den vier älteren Platten („Supermüll“ (1984, „So allein“ (1990), „So drauf“ (1992) und „Unten“ (1994)) stehen aktuell erst drei Alben neueren Datums gegenüber („Raus“ (2017), „Was“ (2019) und nun „Da“ (2021)), jedoch muss berücksichtigt werden, dass Rossmy nach der Neugründung von Die Regierung zunächst Alben unter dem Namen Tilman Rossmy Quartett veröffentlichte. 

„Da“ startete als Jam Sessions im Proberaum und wandelte sich dann aufgrund der Corona-Pandemie zu einer Homerecording-Frickelei, die zu 10 Songs führte, die Hamburger Schule mit Indierock, Krautrock, New Wave und Dub kombinieren. Für Rossmys nasalen Nuschelgesang sollte man auch Alben von Udo Lindenberg und Bob Dylan durchstehen können. 

CD-Fans schauen bei „Da“ in die Röhre, denn das Album gibt es nur als Download/Stream bzw. als Schallplatte. 
  

Die depressive Ader führt sich auch auf der neuen Platte, allerdings deutlich schwungvoller, weiter. Harmonisch, poppig, rockig, tanzbar, angereichert mit ein paar elektronischen Effekten und kurzen Beatles-artigen Melodien klingt sie fast schon richtig modern. Rossmy ist auf der Suche nach dem Herz und sich selbst und scheint sich auch gefunden zu haben. Nie klang die Regierung so ausgeglichen, in sich ruhend, fast schon zufrieden. Es ist, als würde man einen Freund, dem es lange dreckig ging, wieder erblühen sehen. Rossmy, der inzwischen hauptberuflich als Softwareentwickler in der Schweiz arbeitet, scheint sich abgefunden und damit einiger Sorgen entledigt zu haben und lässt sie Gans raus.


 


Trotz aller Altersweisheit, die man in ähnlicher Form schon auf den beiden Vorgängern hörte, fällt die Platte recht abwechslungsreich aus - deckt sie doch im Grunde sämtliche Schaffensphasen der Band ab.
So erinnern die schrammelnden Gitarren und die schunkelnde Orgel in "Der Witz Ist" daran, dass die Westfalen einst einen großen Einfluss auf Die Sterne und die Hamburger Schule im Allgemeinen ausübten. "Alles Lüge, Alles Gut" hätte mit seinen ausufernden Noise-Feedbacks am Ende genauso gut auf den 90er-Jahre-Platten von Rossmy & Co. stehen können.
"Weil Morgen Niemals Kommt" und "Der Pfad" heben in dieelben Psychedelik- und Krautrock-Sphären ab wie Vieles auf dem letzten Album. Von ihrer balladenhaften Seite zeigt sich die Band in "Lass Die Gans Raus". Mit "Tiefe Tiefe Liebe" vollführt sie einen leichten Schlenker in Richtung NDW.

2 Kommentare: