In unregelmäßigen Abständen laden wir Künstler zu einer Revision ihres Gesamtwerkes vor. Aktuell stehen wir bei elf Revisionen, für dieses Jahr sind, jeweils zu einem besonderen Jubiläum, vier weitere geplant. The Weather Station wird diese Ehre noch nicht zuteil, denn „Ignorance“ ist erst ihr fünftes Album und mit diesem stehen die Kanadier erstmals vor Gericht. Jedoch sollte dieses Album von den Richtern, die das Spätwerk von Talk Talk in deren Revisionsverfahren mit hohen Bewertungen bedachten, nicht ignoriert werden. Schließlich ist der Einfluss von Mark Hollis & Co. auf The Weather Station, zum Beispiel im jazzig angehauchten Opener „Robber“ oder bei „Trust“, welches das Piano in den Mittelpunkt rückt, unüberhörbar.
In anderen Momenten, in denen die von Tamara Lindeman angeführte Band sich durch orchestralen Folkpop bewegt und dabei einen Blick in Richtung 80er oder Soft Rock wagt, sind Namen wie Joni Mitchell, Fleetwood Mac oder Kate Bush angebracht, um „Ignorance“ einzuordnen. Die Streicherarrangements stammen von Lindeman und Owen Pallett (Arcade Fire, The Last Shadow Puppets, Pet Shop Boys), die Produktion teilt sie sich mit Marcus Paquin (Arcade Fire, Stars, Local Natives, The National). Das Ergebnis erhält großartige Kritiken und steht bei Metacritic aktuell bei 88/100 Punkten.
„Ignorance“ ist als CD, Kassette und LP (black Vinyl) erschienen, die limitierte Auflage der Schallplatte gibt es als silver Vinyl.
Natürlich könnte man sich darüber lustig machen, dass ausgerechnet eine Band namens The Weather Station sich nun emphatisch mit der Großwetterlage beschäftigt, den »emotionalen Aspekten des Klimawandels«, wie Lindeman es ausdrückt. Und manchmal lässt sich die barocke Musik, die diese Untergangsprosa mit größtmöglicher Schönheit kontrastiert, von sich selbst überwältigen, dann erinnert sie nicht mehr nur an das tolle, thematisch ähnliche »Titanic Rising«-Album von Kollegin Weyes Blood, sondern vor allem an den saturierten Achtzigerjahre-Radiorock von »Tango In The Night«, um mal bei Fleetwood Mac zu beiben. In seinen besten Momenten aber (zum Beispiel »Trust«) durchweht »Ignorance« der erhabene »Spirit of Eden« von Talk Talk. Unmöglich zu ignorieren.(Spiegel)
7 Punkte
AntwortenLöschenKnapp 7 Punkte
AntwortenLöschen6,5 Punkte
AntwortenLöschenFile Under: Wenn der erste Song so toll ist, dass im Anschluss alles nur abstinken kann. Aber was ist "Robber" groß!
AntwortenLöschen7