Hoffentlich hat jemand noch rechtzeitig Tom Smith & Co. warnen können, damit es im Presswerk nicht zu einem Fiasko...

Editors - Violence




















Hoffentlich hat jemand noch rechtzeitig Tom Smith & Co. warnen können, damit es im Presswerk nicht zu einem Fiasko gekommen ist und alle Schallplatten fehlerhaft hergestellt wurden! In die digitale Version von „Violence“, die ich einige Tage vorab hören konnte, hatten sich nämlich anstatt der ursprünglichen Versionen von „Violence“, „Nothingness“ und „Counting Spooks“ die Extended Dance Versions eingemogelt. Offenbar starten die Editors - und einige 80er Jahre affine Songs wie „Darkness At The Door“ deuten bereits in diese Richtung - die Wiederbelebung der in diesem Jahrzehnt beliebten Maxi-Singles-Tradition mit reichlich bis unnötig in die Länge gezogenen Fassungen ihrer Lieder. 

Neben diesen offensichtlich fehlerhaften Versionen, die es niemals auf ein reguläres Album der Editors schaffen werden und vermutlich, ähnlich wie bei Depeche Mode, nur in Ultra-Fan-Kreisen als Sammelobjekt beliebt sein werden, lassen sich auf „Violence“ aber bereits auch gelungene Songs aufspüren - zumindest wenn man die vielen Oooohs und Aaaahs und Hey Hos und den inflationär auftretenden Falsettgesang einmal außen vor lässt. Meine Freundin sagte beim Hören des Albums nach wenigen Sekunden bereits „Oh, das neue Album von Erasure!“ und bemerkte ihren Irrtum erst einige Songs später. 

Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, die guten Songs: „Hallelujah (So Low)“ mit seinen regelrecht brachialen Gitarreneinwürfen, die Piano-Ballade „No Sound But The Wind“ und das abschließende, balladeske „Belong“ mit Streicher- und Elektrogefrickel-Anteilen.




Immer war da auch die Ambition, bei den Konzerten noch mehr Hände zu sehen, VIOLENCE geht in dieser Hinsicht noch weiter.
Schon im ersten Stück gibt’s diese Chöre wie aus einem Motivationsseminar, die einst Coldplay mit „Viva La Vida“ ins Spiel gebracht haben und auf die heute alle bauen: Giesinger, Forster, Editors. „Hallelujah (So Low)“ erinnert an den trägen Industrial-Blues, mit dem Depeche Mode derzeit durch die Stadien ziehen, der Titeltrack an die synthetische Körperlichkeit von DAF. „Darkness At The Door“ klingt wie The National beim Beerdigungscafé, „Belong“ wie The Divine Comedy in Isolationshaft. Viele der Sound-Tricks sitzen, das Songwriting hinkt jedoch deutlich hinterher: Eine Plastikhymne wie „Magazine“ nähert sich dem Quatsch von Muse an: das sind keine Kompositionen mehr, das sind Fitnessübungen.
(musikexpress)




Editors in Deutschland:
18.03.18 Wiesbaden, Schlachthof
24.03.18 Münster, Jovel
25.03.18 Köln, Palladium
31.03.18 Hamburg, Mehr! Theater
01.04.18 Berlin, Tempodrom
02.04.18 Leipzig, Auensee
20.04.18 München, Tonhalle


8 Kommentare: