So richtig neu ist Gil Scott-Heron nicht. 1970 veröffentlichte er sein Debütalbum. In den Folgejahren übte er durch den Einsatz seines Sprechgesanges einigen Einfluss auf die spätere Rap- und Hip Hop-Szenen aus. Dafür sollte man ihn nicht verdammen, seine Vorgaben haben sicher auch zu hörenswerten Ergebnissen geführt und nicht nur zu den Auswüchsen, mit denen man zeitweise in Charts, Radio, deutschem Unterschichten-TV oder Boulevard-Presse konfrontiert wird. Schon zu Beginn seiner Karriere hatte Scott-Heron etwas zu erzählen: Seine sozialkritischen Texte unterlegte er mit Blues und Jazz. Inzwischen hat er ein paar Jahrzehnte mehr auf dem Buckel. Konflikte mit dem Gesetz bezüglich seines Drogenkonsums brachten ihm in der jüngeren Vergangenheit auch Gefängniserfahrungen ein. Vermutlich hat er sich einige Songs seiner musikalischen “Enkel” angehört und so Lust auf den Knast bekommen. Auf jeden Fall hat Gil etwas zu erzählen.
Bei “I’m new here” handelt es sich um das 13. Studioalbum des Amerikaners. Mit diesem schließt er an “Spirits” aus dem Jahr 1994 an. Zur Beschreibung seines Stils muss ich natürlich das “Spoken word”-Label ziehen. Ferner ändere ich für Scott-Heron “Singer/Songwriter” in “Poet/Songwriter” (wobei “Poet” vielleicht ein wenig zu hoch zielt, aber besser als “Singer” trifft es allemal). Musikalisch erinnert “I’m new here” erfreulich häufig an Trip Hop, während die Folk- und Soul-Momente sparsam eingestreut wurden.
Obwohl auf dem Album mit allen Zutaten außer Worten sparsam umgegangen wird, handelt es sich um ein atmosphärisch äußerst dichtes Werk, welches mich weit über die knapp 30 Minuten Spieldauer mitriss. Alle “Bling-Bling”-, Ghetto- und Berlin-Größen sollten es sich anhören und sich dann vor Scharm hinter den brennenden Mülltonnen verkriechen.
Richard Russell (der Boss von XL Records) hat sich Scott-Herons angenommen und ihn noch zu Zeiten dessen Gefängnisaufenthaltes zu den Albumaufnahmen bewegt. Das hat er gut gemacht. Ich fühle mich an die Rick Rubin / Johnny Cash-Zusammenarbeit erinnert. Auch Pitchfork hofft auf eine Fortsetzung:
Comparisons have been made to what Rick Rubin did for Johnny Cash in the 90s, and the parallels are there: I'm New Here and American Recordings are both cover-heavy, starkly-produced releases where rebellious icons become reflective as they hit their sixties. If Gil Scott-Heron's creative resurgence continues after this reintroduction to his poignantly aging voice, we could be looking at one of the most memorably resurrected careers of our time-- a man renewed.
“Me and the devil”, “Running” und “New York is killing me” erscheinen mir aktuell als die Highlights des Albums.
Das Video zu “Me and the devil”:
Speziell, aber auf seine Weise gut. 7,5 Punkte
AntwortenLöschenDie Hip-Hop Seitenhiebe in der Plattenbesprechung sind nicht nur völlig überflüssig sondern peinlich.Auf deinem Blog kannst du aber ja natürlich tun und machen was du willst .Whatever.
AntwortenLöschen