Das Albumcover ließ mich befürchten, dass sich Ash in den letzten fünf Jahren zu einer 80ies Synthpop / Nu-Disco-Band entwickelt hätten…
… aber weit gefehlt, denn das nordirische Trio macht so ziemlich genau das, was es seit „1977“ (dem Album, nicht dem Jahr) so ausheckt: melodiösen Britpop („Race The Night“, „Usual Places“), tanzbaren Powerpop („Peanut Brain“), punkig-grungigen Rock („Like A God“) und hymnische Streicher-Balladen („Oslo“).
Manchmal klingen Ash hier ziemlich nach Weezer („Reward In Mind“), das als Pop-Experiment beginnende „Crashed Out Wasted“ lässt mich zwiespältig zurück, packt mich aber im Verlauf seiner über sechs Minuten dann doch irgendwann (und lässt mich an „Clarity“ von Jimmy Eat World denken). Das gilt nicht für den Talkbox-Effekt in „Double Dare“ sowie das brachiale, instrumentale „Like A God (Reprise)“, auf die ich gut hätte verzichten können.
Apropos: Was hat sich bloß der Mensch gedacht, der diese Plattenkritik verzapft hat:
Dass sie angeblich einst gegründet worden waren, weil die Protagonisten auf Twisted Sister und Iron Maiden standen, mag man angesichts der Diskografie und des neuen Albums kaum glauben. Harsche Ansprache war noch nie die Sache der Nordiren, aber RACE THE NIGHT stellt in dieser Hinsicht einen Höhepunkt dar und bietet (auch aufgrund mancher skurril wirkenden Arrangements) vertonte Zuckerwatte. Aua.Das zieht in Zahnhals sowie Ohr und geht im wahrsten Sinne des Wortes irgendwann auf die Nerven. Wenn Gitarrenmusik (das ist RACE THE NIGHT in der Seele noch immer) derart weichgespült präsentiert wird, bleibt die Dynamik komplett auf der Strecke. Dann lieber gleich The Beach Boys.
„Race The Night“ ist das achte Studioalbum von Ash und als transparent orange Vinyl, transparent violet Vinyl und purple Vinyl erschienen.
Ash in Deutschland:
20.11.23, Frankfurt, Das Bett
21.11.23, Köln, Bürgerhaus Stollwerck
23.11.23, Hannover, Faust
30.11.23, Berlin, Kesselhaus
01.12.23, Dresden, Beatpol
07.12.23, München, Technikum
08.12.23, Stuttgart, Im Wizemann
Bei „Usual Places“ sehnt man sich ins Goldene Zeitalter der Schrammel-Clubs der frühen Nullerjahre zurück, auf dem Smashing-Pumpkins-esken „Like A God“ kehrt die Band zum Hardrock ihres Konzeptwerks MELTDOWN zurück, mit dem sich die Indie-Heroen 2004 gegen den Zeitgeist gestellt hatten, „Braindead“ erfüllt das Stumpfspaß-Versprechen. Im epischen Duett mit Démira, „Oslo“, zeigt Wheeler, dass er den Kinderschuhen natürlich längst entwachsen ist.
Auch der Titeltrack von „Race The Night“, dem selbst produzierten achten Album, sorgt ein paar Sekunden lang für Verwirrung: Hat eine böse Fee das nordirische Trio in The Rasmus verwandelt? Aber keine Sorge, die Riffs tragen durchtranspirierte Muskelshirts wie auf „Meltdown“ (2004), die Melodien sind so unwiderstehlich wie auf „Free All Angels“ (2001). Da fällt es leicht, den unerquicklichen Nu Metal von „Double Dare“ als gelungene Persiflage zu werten.
Der Metal Hammer ist dann wohl nicht die erste Quelle für Musik dieser Art. ;-) 7,5 Punkte
AntwortenLöschenDann muss ich wohl doch kein Abo abschließen...
AntwortenLöschen8 Punkte.
AntwortenLöschenKein Metal, nicht der Hammer, aber doch 7 Punkte
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