Selbstverständlich erhielt „One Star“ weder beim Rolling Stone noch im Musikexpress eine Ein-Stern-Bewertung, denn der ehemalige Sizarr-Säng...

Jungstötter - One Star


Selbstverständlich erhielt „One Star“ weder beim Rolling Stone noch im Musikexpress eine Ein-Stern-Bewertung, denn der ehemalige Sizarr-Sänger liefert auch mit seinem zweiten Soloalbum auf hohem Niveau ab. 4 von 5 Sternen (Rolling Stone) bzw. 4 von 6 (Musikexpress) sind es letztendlich geworden.  

Vier Jahre sind seit Fabian Altstötters erstem Album „Love Is“ vergangen und haben zu einem bisweilen dramatischen Kammerpop-Album mit größtenteils verschachtelten Liedern geführt, die sich dem Hörer weniger schnell erschließen als noch beim Vorgänger, der bei Platten vor Gericht 2019 auf Platz 9 landen konnte. 

In die ausgefeilten Arrangements investierte er offensichtlich viel Zeit und Mühe, denn hier werden auf vertrackte Rhythmen fulminante Streicher und Bläser geschichtet, klangliche Experimente gewagt und elektronische Sounds eingebettet. Das zweite Werk von Jungstötter kann man sich als ein Aufeinandertreffen von Björk und Nick Cave oder The Notwist und Antony And The Johnsons oder Patrick Wolf und Soap&Skin vorstellen. Die zuetzt genannte Anja Plaschg ist übrigens die Partnerin von Fabian Altstötters und wurde mit ihrem letzten Album „From Gas to Solid / You Are My Friend“ hier zum Album des Jahres 2018 gewählt. Vielleicht gelingt auch Jungstötter ein solcher Überraschungscoup?


 


Atemberaubend dunkel schillern die Farben der Songs, Melancholie ist allgegenwärtig, was sicher auch daran liegt, dass Altstötters Partnerin Anja Plaschg alias Soap&Skin „musische und künstlerische Impulse“ beigesteuert hat. Die samtigen Arrangements sind außerordentlich komplex, wirken dabei aber nie überladen oder effekthascherisch. „One Star“ ist von einer glanzvollen Künstlichkeit, die man so in Deutschland lange nicht gehört hat.


 


Die dichte Produktion auf ONE STAR vereint mal schwelgerische, mal knarzende Streicher, vertrackte Percussion und schwermütige Bläser mit Altstötters hochdramatischem, immer etwas zittrigem Gesang.
Und lässt viel Raum für Stille: Bei „Sensation“ etwa, einer ruhigen E-Piano-Ballade, die nach rund einer Minute scheinbar aufhört. Der folgende Refrain kommt aus dem Nichts mit Trompeteneinwürfen, stotterndem Beat und desorientierenden, flirrenden Synths. So beeindruckend Produktion und viele kleine Sounddetails sind – zum ganz großen Wurf fehlt Abwechslung.
Alles ist sehr düster, fast gruselig was Altstötter an Songs versammelt hat. Seltene Momente spröder Schönheit, wie ein himmlischer Chor heben etwa den Titeltrack auf ein anderes Level – und verstärken durch den Kontrast die beklemmende Grundstimmung sogar.




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