Als vor mehr als 30 Jahren Elizabeth Fraser ihre Gesangs-Kapriolen erklingen ließ und Hope Sandoval uns zum Träumen verführte, als die Madch...

Annie Hamilton - The Future Is Here But It Feels Kinda Like The Past


Als vor mehr als 30 Jahren Elizabeth Fraser ihre Gesangs-Kapriolen erklingen ließ und Hope Sandoval uns zum Träumen verführte, als die Madchester Bewegung tanzbare Beats und Gitarrenmusik fusionierte und Musiker versonnen auf ihre Schuhe glotzten, da hatte Annie Hamilton noch nicht das Licht der Welt erblickt. Dennoch sind die oben genannten Einflüsse auf das Debütalbum der Australierin nicht von der Hand zu weisen.

Von 2012 bis 2018 war Annie Hamilton Mitglied in der Band Little May, verließ diese aber für eine Solo-Karriere und ihr eigenes, nachhaltiges Mode Label. Die Bekanntschaft zu Aaron Dessner, der in die Entstehung der beiden Alben ihrer früheren Band als Produzent und Musiker involviert war, verhalf ihr zum Angebot, The National auf Konzerten in Australien zu begleiten. Die Pandemie kam dazwischen, sorgte aber auch - nach zahlreichen Singles und EPs in den letzten Jahren - für die Entstehung von „The Future Is Here But It Feels KInda Like The Past“.


 


Musikalisch ließ sie dabei ihren Vorlieben für 90's Grunge-Rock, Psychedelia, New Wave Sounds und Dreampop in einem poppigen Umfeld freien Lauf. 
Eine Prise Glamour, die sich nicht nur auf die optische Inszenierung bezieht, sondern auch musikalisch mit gewissen Glamrock-Anleihen bemerkbar macht und ein sicheres Gespür für gelungene klangliche Experimente, die der ganzen Produktion ein erdiges Flair verleiht (und in Songs wie „Labyrinth“ geradezu despektierliche Ausma0e annimmt), runden das Ganze ab. Sie möge es nicht, wenn etwas zu glatt klinge, meint ANNIE HAMILTON dazu. Und das ist „The Future Is Here But It Feels Kinda Like The Past“ denn auch deutlich anzuhören.


  


Wenn etwa ein spannend zerfaserter Chor-Reigen das Finale von “Pieces Of You” einleitet, die vielen Sound-Schichten von “Bad Trip” plötzlich ganz mitreißend ineinander fließen oder die Stimmen in “Night Off” melancholisch gedoppelt werden, springt das Herz direkt etwas höher.
Auch im Referenz-Zirkus vollführt Hamilton eine echte Glanzleistung. Denn unter dem Deckmantel einer gewissen Schwermut lassen sich ganz unterschiedliche Stile ausmachen:
Im Opener “Providence Portal” bricht Hamiltons Stimme noch wie Adrianne Lenker, während die Stimmfarbe eher an Julien Baker erinnert. “Exist” klingt dann mit Streichern und elektrischem Drive nach einer Tegan-And-Sara-Reinkarnation. Und für “Labyrinth” scheint eine lässige Björk Patin zu sein.
Am Ende ist “the future is here but it feels kinda like the past” ein geschmackvolles Kleinod, das sicherlich keine großen Runden drehen wird, aber dafür umso mehr mitreißen kann.




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