Hello Kitties! Mir ist nicht bekannt, ob Bela Salazar (17 Jahre, Gitarre/Gesang), Eloise Wong (14 Jahre, Bass/Gesang), Lucia de la Garza (15 Jahre Gitarre/Gesang) und ihre jüngere Schwester Mila (11 Jahre, Schlagzeug/Gesang) Fans der japanischen Figur in Katzengestalt sind, aber besser zu ihnen passen würden Mystery, Miles, NeeChee und Sabbath, die Katzen von Emily Strange. Denn auch das jugendliche Quartett stammt aus Kalifornien und sind mehr Rock als Pop.
Punk-Rock, um genau zu sein. Und daher ist es auch passend, dass ihr Debütalbum „Growing Up“ via Epitaph Records, dem Label von Brett Gurewitz (Bad Religion), erscheint. Und da auf ihrem Debütalbum nicht nur dem Punk-Rock der 70er Jahre à la Ramones gehuldigt wird, sondern auch dem Power Pop und New Wave, wie ihn beispielsweise The Go-Go’s spielten, macht es Sinn, ihren Bandnamen ebenfalls zu doppeln, nämlich The Linda Lindas.
Die limiterten Auflage der LP sind auf Purple & Milky Clear Galaxy Vinyl und Pink & Cyan Merge Vinyl erschienen.
Der Track „Racist, Sexist Boy“, dessen Titel recht genau den Inhalt umschreibt, machte im Mai 2021 von sich reden: Er basiert auf einer rassistischen Erfahrung der Drummerin Mila de la Garza, damals zehn, in ihrer Schule, und wie bitter und zugleich toll es ist, dass dieses Gefühl sich mittlerweile nicht nur in Soziologie-Kursen benennen lässt, und dass es nicht Scham auslöst, sondern Wut.Und dass diese Wut nun auch ein Debütalbum befeuert, das nicht klingt wie sensationalistisch ausgestellte All-female-Teenager-Musik, sondern einfach wie ein vor Energie und Melodie platzendes Album in langer Garage-Punk-Tradition, angefangen bei Bikini Kill bis zu den melodischeren Ausläufern à la Best Coast.
Es sind die simplen, aber verflucht ohrwurmigen Brecher wie "Oh!" und insbesondere der Titeltrack, die von wirklich großem Talent zeugen, das mit den Jahren sicherlich noch weiter erblühen wird, wenn die vier Freundinnen am Ball bleiben. Klar sind The Linda Lindas – beziehungsweise die Aufmerksamkeit, die sie so schnell generieren konnten – ein Produkt ihrer Zeit. In einer Welt nach MeToo und sensibilisiert durch zahlreiche schreckliche, rassistisch motiviere Hassverbrechen, die in einem ähnlichen Zeitraum zum Beispiel auch die Black-Lives-Matter-Bewegung wieder in Gang setzten und zu großem Zulauf brachten, stößt ein Statement wie "Racist, sexist boy" auf Zuspruch, und das natürlich vollkommen zurecht. Dass die Elternhäuser der vier Lindas aus renommierten und freigeistigen Künstler*innen, Produzent*innen und sonstigen Berühmtheiten der L.-A.-Society bestehen, steht dem Durchbruch der Band bestimmt auch nicht im Weg. Mit ihrer ersten richtigen Songsammlung belebt diese zwar nun das dahinsiechende Genre nicht sofort neu, gibt aber bereits ein erstes, beachtliches Lebenszeichen ab.
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