Vorsicht Kunst! Die Songs des sechsten Albums von Perfume Genius entstanden bereits vor seinem hoch gelobten letzten Album „Set My Heart On...

Perfume Genius - Ugly Season


Vorsicht Kunst! Die Songs des sechsten Albums von Perfume Genius entstanden bereits vor seinem hoch gelobten letzten Album „Set My Heart On Fire Immediately“ (2020) und untermalten das immersive Tanzstück „The Sun Still Burns Here“, welches in Zusammenarbeit mit der Choreografin Kate Wallich entstand und bereits 2019 in Seattle, Minneapolis, New York City und Boston aufgeführt wurde. Bereits damals wurden mit „Eye In The Wall“ und „Pop Song“ zwei der Lieder veröffentlicht, nun folgt der Rest.

Dabei ist „Ugly Season“, das erneut in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Blake Mills (Laura Marling, Fiona Apple) und Alan Wyffels, dem Partner von Michael Hadreas, entstanden ist, anders (weil experimenteller) als die bisherigen Alben von Perfume Genius und bewegt sich nicht nur zwischen Kammerpop und Art Pop, sondern bricht immer wieder in trippige Dancehall-Sounds („Ugly Season“), Noise-Attacken zu hyperaktiven Elektro-Beats („Hellbent“) oder jazzige Piano-Improvisationen („Scherzo“) aus. Die eingangs genannte Warnung muss durchaus ernst genommen werden.  




„Just A Room“ oszilliert zwischen Orgeltoccata und Spieluhrmelodie, „Herem“ ist eine verwunschene Gottesanbetung, ein Raum, in dem die Zeit auf magische Weise stillsteht.
Im „Scherzo“ zieht Hadreas alle expressionistischen Register. Sein Genie besteht darin, dass seine künstlerischen Ambitionen zu unterhaltsam sind, um als Toninstallationen in Museen zu verkümmern. Der Titelsong klingt, als hätten Prince und Leonard Cohen ein Dancehall- Stück von Shabba Ranks aufgenommen. Das hypnotische „Eye In The Wall“, das von einem Dampfpressen-Beat gestützte „Photograph“ und das infernalische „Hellbent“ bilden die Höhepunkte des grandios sperrigen Reigens.


 


„Eye In The Wall“ steigt durchs pulsierende Electro-Gloryhole. Das mysteriöse, blechbläsersatte „Photograph“ wäre der perfekte Bond Song, wenn es denn mal einen queeren Bond gäbe. Noch nie war Perfume Genius auf einem Album seiner Klavierballaden Komfortzone weiter entstiegen als nun auf UGLY SEASON. Es ist das Gegenteil von ugly. Und hoffentlich auch nicht bloß eine Season.



3 Kommentare:

  1. Teilweise so anstrengend, arty und nervig, dass ich nicht zum 6-Punkte-Täfelchen greifen mag. 5,5 Punkte

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  2. Mir ging es anfangs ähnlich wie Dirk. Das SCHERZO in der Mitte des Albums finde ich immer noch nervig und HELLBENT kann ich auch nicht immer ertragen, aber mittlerweile bin ich bei 7 Punkten angekommen.

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