Ungewöhnlich an der aus Minneapolis stammenden Band Poliça ist, dass neben Channy Leaneagh (Gesang, Synthesizer) und Chris Bierden (Bass)...

Poliça - Madness

 

Ungewöhnlich an der aus Minneapolis stammenden Band Poliça ist, dass neben Channy Leaneagh (Gesang, Synthesizer) und Chris Bierden (Bass) gleich zwei Schlagzeuger, nämlich Drew Christopherson sowie Ben Ivascu, zum Lineup gehören. Zudem wird auch ihr Produzent Ryan Olson, der Poliça seit ihrem Debütalbum und über mittlerweile sechs Platten hinweg zur Seite steht, als vollwertiges Bandmitglied gelistet.

Madness“ muss ohne die im Februar veröffentlichte Single „Rotting“ auskommen und bietet daher nur 7 Songs in 32 Minuten. Ihr Konzept behalten Poliça bei: atmosphärisch-düsterer Synth-Pop mit starker Beat-Akzentuierung, die sich bei Trip Hop („Blood“) oder modernem R’n’B („Away“) bedienen. Der Opener „Alive“ ist äußerst faszinierend geraten und zeigt, mit welcher Akribie und Experimentierfreude im Studio an den Sounds gebastelt wurde. Mit „Madness“ ist es ein zweiter über 5-minütiger Song, der besondere Aufmerksamkeit verdient und auch evoziert. Nach sehr sphärischen drei Minuten mit sanft pluckernden Beats übernimmt eine Geige das Kommando über den Song. Herrlich! Und dann nehmen wir auch noch den dritten Fünfminüter mit an Bord, denn auch „Fountain“ entschwebt fragil in Richtung Ambient und lässt die beiden Schlagzeuger tatenlos staunend zurück. „Sweet Memz“ fehlen eigentlich drei Sekunden, um hier erwähnt zu werden, da hier Drew Christopherson und Ben Ivascu die Band zu hintergründigen Bläserklängen in Richtung Massive Attack führen dürfen, soll auch der das Album abschließende Song nicht unter den Tisch fallen.  

„Madness“ ist via Memphis Industries erschienen und als CD oder LP erhältlich (black Vinyl oder yellow Vinyl).       


 


Behandeln wir "Rotting" also einfach wie eine Art imaginären Opener – zumal "Alive" mit muskulöser Basslinie und unterschwelliger Power circa an der gleichen Stelle weitermacht und in seinem unbändigen Überlebenswillen direkt an den Vorgänger anknüpft, als dessen zweiter Teil sich "Madness" verstanden wissen will. Die Rhythmen glitchen, Leaneaghs Stimme wandert ein ums andere Mal in den digitalen Häcksler, Future-R'n'B und Electronic Body Music zucken unter der gleichen schummrig beleuchteten Discokugel. Recht so, denn so relativ einfach machen es Poliça einem nicht noch einmal: "Violence" schwingt sich mehrmals folgenlos zu einem knochigen Breakbeat-Muster auf und wird abgewürgt, sobald der Song in so etwas wie einen Groove hineingefunden hat, das Titelstück verzichtet komplett auf Eingängigkeit, während Leaneagh ein körperloses "I came here to destroy" in den Raum wirft und ein erratisches Violinensolo die psychedelisch wabernden Soundscapes in Stücke schneidet. Mysteriös? Das soll so.




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