Viele der nunmehr acht Alben der Decemberists passen gut in den Dezember. Die Band aus Portland um Colin Meloy ste...

The Decemberists - I'll be your girl
























Viele der nunmehr acht Alben der Decemberists passen gut in den Dezember. Die Band aus Portland um Colin Meloy steht trotz Affären mit anderen Genres für gepflegten Indie-Folk. In ihrer Heimat konnte sie mit "The King is dead" im Jahr 2011 ein Nummer 1-Album verzeichnen, mit der Single "Make you better" von "What a terrible world, what a beautiful world" erreichte sie 2014 ebenfalls die Peak Position. Trotz einer soliden Fan-Basis sind The Decemberists aber eher eine Kritiker- und Liebhaberband.

Seit dem fünften Longplayer "The crane wife" arbeitete die Band mit dem Produzenten Tucker Martine zusammen. Für "I'll be your girl" stand nun erstmals der ebenfalls sehr gefragte und musikalisch breiter aufgestellte John Congleton an den Reglern. Diese äußere Zeichen der Veränderung manifestiert sich musikalisch in rockigeren Tönen und vor allem in dem für The Decemberists bislang ungewöhnlichen Einsatz von Synthesizern. Congleton sorgte dafür, dass The Sparks mit Franz Ferdinand auf "FFS" funktionierte, er forderte St. Vincents Fans mit "Masseduction" und er produzierte eines meiner Alben des Jahres 2016, "Boy King" von den Wild Beasts.

Ob es die Synthesizer, Congleton, die Stimmung der Band oder alle Faktoren gemeinsam waren: "I'll be your girl" bringt frischen Wind in die Diskographie der Decemberists. Die Indiefolk-Wurzeln werden nicht verleugnet, aber in Kombinationen mit den "neuen" Instumenten und Inspirationen großer Bands der 70er und 80er Jahre entstanden tolle Lieder wie "Cutting stone", "Severed" (auf meiner Longlist der Songs des Jahres), "Starwatcher" und das epische Doppel "Rusalka, Rusalka / The wild rushes". Für den Dezember sind allerdings nur wenige Songs auf "I'll be your girl" geeignet.

Das Video zum tollen Song "Severed":


"We all die young":


Am 16.11. treten The Decemberists in Berlin auf.

Plattentests mag das Album nicht besonders gerne:
"I'll be your girl" ist in der Gesamtheit mitnichten ein schlechtes Album, aber in der Diskografie der Decemberists vielleicht doch der erste relevante Ausschlag nach unten. Den Weg zurück an die Spitze traut man dieser Band jedoch ohne weiteres zu.

Ich bin da eher bei Sounds & Books:
Mögen Colin Meloy, Gitarrist Chris Funk, Keyboarderin Jenny Conley, Bassist Nate Query und Schlagzeuger John Moen in einigen Songs Synthieklänge in den Vordergrund stellen, es kommt jedoch in keiner Phase dieses Albums zu einem Stilbruch, wie ihn die kanadischen Genre-Kollegen von Arcade Fire während ihrer Erneuerungszeit auf Reflektor begingen und dabei in die falsche Richtung abbogen. Trotz Veränderungen sind The Decemberists auf I’ll Be Your Girl wiederzuerkennen. Das Quintett betreibt musikalische Horizonterweiterung vom Feinsten.

5 Kommentare:

  1. Tolles Album. Die Synthiesounds bringen eine gewisse Frische rein: 8 Punkte

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  2. Von mir aus hätten es noch ein paar elektronische Momente mehr sein dürfen. Kommt an die drei Großtaten der Band nicht ran, lässt aber auch 3-4 Alben hinter sich.

    7,5

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  3. Ich fand den Vorab-Song "Severed" ja ziemlich gut, vom ganzen Album bin ich aber leider enttäuscht.

    5,5 Punkte

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  4. Endlich einmal ein Album von The Decemberists, das mir gefällt!

    8 Punkte

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