Ein Gemälde des britischen Künstlers Tom Hammick traf den Charakter des vierten Albums von Girls In Hawaii in den Aug...

Girls In Hawaii - Nocturne



















Ein Gemälde des britischen Künstlers Tom Hammick traf den Charakter des vierten Albums von Girls In Hawaii in den Augen so sehr, dass dieses nun die Plattenhülle von „Nocturne“ ziert. 

„Nocturne“ ist nach heutiger Definition ein langsames und ruhiges Musikstück für Klavier, das einen verträumten Charakter hat und häufig mit Frédéric Chopin, Franz Liszt oder Erik Satie in Verbindung gebracht wird. Das belgische Sextett setzt auf seinen 10 neuen Liedern, die wie das Vorgängeralbum „Everest“ von Luuk Cox produziert wurden, dem entsprechend mehr auf das Einbinden von Synthesizern und das Ausblenden von Gitarrenklängen. Bleibt beim Opener „This Light“ noch die Hoffnung, dass Girls In Hawaii Radiohead nacheifern, schwindet diese im Verlauf des ein wenig einlullenden Albums. Letztendlich kristallisieren sich Grandaddy und Midlake als treffendere Referenzen heraus. Nur das Richtung 80s Pop und Disco tendierende „Walk“ wirkt etwas deplatziert auf „Nocturne“.




Girls In Hawaii sind erwachsen geworden, was vor allem in den gesellschaftskritischen Songtexten in Up On the Hill und Blue Shape sichtbar wird, die an die aktuellen Geschehnisse in der Welt anknüpfen. Voller Emotionen wird man in einen Strudel der Gefühle hineingezogen wie in Blue Shape; ein kleiner Junge am Strand, gezeichnet vom Leben. Aber so werden auch Widersprüche deutlich, denn da wo die Dunkelheit aufhört, fängt das Licht meist an, wie der Song This Light zeigt. Ein Piano und Gitarren, verschlungen von einer langsamen Welle des Synthesizers gehen in das Mantra “Keep your distance from this light” über. Guinea Pig wiederum widmet sich der Vergänglichkeit des Seins, was durch die herzerwärmenden Leichtigkeit, die man von Girls In Hawaii kennt, schon fast überzeugend wirkt. Monkey und Walk hingegen entpuppen sich, mit einprägsamen Refrains und 80er Jahre Layers, als die tanzbarsten Songs des Albums.Damit haben es Girls In Hawaii nicht geschafft zu schocken, aber das war auch nicht die Intention. So wird man den ein oder anderen Song mehr lieben, doch beim Hören wird immer wieder auffallen, dass alles rund läuft und aufeinander abgestimmt ist.(Bedroomdisco)




Der synthiegeschwängerte Indie-Pop von "Overrated" entfaltet sich in der zweiten Hälfte zu einer aufbauenden Spätsommerhymne, und "Indifference" leitet den etwas melancholischeren, aber immerhin goldenen Herbst ein. Die stimmliche Harmonie der beiden Sänger Antoine Wielemans und Lionel Vancauwenberghe ist hier eine der großen Stärken, die die Band glücklicherweise gelungen auspielt.Andernorts passen Idee und Umsetzung nicht so recht zueinander. "Walk" kommt mit Plastik-Beats und fast schon sterilem Gesang daher und berührt dementsprechend höchstens mit der Wärme eines Gummihandschuhs. Auch das elektronisch-kühle Soundwirrwarr, an dem sich "Blue shape" versucht, kann mit echter Emotion schlicht nicht mithalten. Immerhin sortiert sich "Monkey" trotz kleinerer Klangexperimente deutlich besser, bleibt im Vergleich zu anderen Stücken auf dem Album aber nur ein kurzes Aufflackern. Am Ende finden Girls In Hawaii zu alter Stärke zurück: "Up on the hill" kämpft sich langsam, aber stetig, aus der Dunkelheit raus ins Licht, gibt nicht auf, bleibt nicht stehen und wird am Ende mit Wärme belohnt. Womöglich ist es bezeichnend für den Weg, den Girls In Hawaii noch immer vor sich haben. (Plattentests)




Girls In Hawaii unterwegs:
12.02.18 Strom, München
13.02.18 Beatpol, Dresden
14.02.18 Bi Nuu, Berlin
16.02.18 Gebäude 9, Köln


3 Kommentare:

  1. Toll. Auch wegen einiger Radiohead-Momente 8,5 Punkte

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  2. Immer dann toll, wenn es nicht zu sehr nach Radiohead klingt.

    6,5

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  3. Bitte mehr in Radioheads Spuren wandeln! 7 Punkte

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