Die Übersehenen (III) - Unterkategorie: Lieblingsalben
„Colors“ steht in der aktuellen Zwischenwertung bei Platten vor Gericht auf Platz 1. Ohne bisher vorgestellt worden zu sein! Der Grund? Felix und Florian haben ihre Bewertungen per Email eingereicht und unsere Liste des Jahrgangs 2017 um das ein oder andere Album (Bonobo, Godspeed You! Black Emperor, …) erweitert. Zumindest der Spitzenreiter der beiden musikbegeisterten Gastjuroren soll daher auf jeden Fall hier noch erwähnt werden. Wie es sich bei Zwillingen gehört, erhielt das dreizehnte Beck-Album von beiden 9 Punkte. Das gleiche Kunststück gelang übrigens nur Arcade Fire mit „Everything Now“. Offensichtlich schätzen Felix und Florian sowohl bei den Kanadiern als auch bei Beck Hansen die Hinwendung zum Pop.
Nahezu im Alleingang nahm Beck gemeinsam mit Greg Kurstin (Adele, Sia, Kelly Clarkson, Pink) seit 2013 die 10 neuen Songs auf. Die Studioexperimente führten bereits im Sommer 2015 und 2016 zu ersten Singles („Dreams“ und „Wow“), die sich auch auf Rang 2 bzw. 10 in den US Alternative Song Charts platzieren gekonnten und sogar noch vom im September erschienen „Up All Night“ getoppt werden konnten - Becks dritter Nummer 1-Single nach „Loser“ (1994) und „E-Pro“ (2005).
Auch „Colors“ konnte Chart-Erfolge feiern: Platz 3 in den USA, Platz 4 in Kanada und Rang 5 im Vereinigten Königreich. In Deutschland konnte der Erfolg von „Morning Phase“ (2014, #13) mit Position 32 nicht ganz wiederholt werden. Das schätzt Metacritic ähnlich ein, denn „Colors“ hat dort einen Durchschnittswert von 77/100, der nicht ganz an Becks stärkste Alben („Morning Phase“ 81/100, „Sea Change“ 79/100 und „Midnite Vultures“ 83/100) heranreichen kann.
Jetzt stellen sich noch folgende Fragen: Haben die Fan-Boys Felix & Florian „Colors“ als Deluxe Vinyl (Limited Edition Deluxe Vinyl pressed on 2x red 45 rpm 180g LPs. Customizable cover transparency prints. 24 page lyrics art book.) und gehen die übrigen Plattenrichter bei diesen hohen Vornoten mit oder orientieren sie sich eher an den mittelprächtigen Kritiken in Deutschland?
„Up All Night“ ist reinstes Vers-Chorus-Vers-Werk. Und der Titelsong rückt Panflötenklänge in den Vordergrund – als hätte Beck sich mit Arcade Fire abgesprochen, dem Instrument 2017 seinen Durchbruch im Pop zu verschaffen. Nur gelegentlich – immer wenn nicht klar ist, ob er eine Parodie oder eine Hommage darbieten will – blitzt die bekannte Abgrenzungsschwäche auf. „Wow“ richtet sich nun an die „Like, really!“- und eben die „Like, wow!“-Teenager Amerikas, deren formelhafte Begeisterungsstürme von allen anderen nur schwer zu ertragen sind. Auch der Song ist schwer zu ertragen, klingt wie Katy Perry auf Halbmast, die Binsen sind altersgemäß: „Your life, live it once, can’t live it twice.“ Den R&B-Stakkatogesang von „I’m So Free“ wiederum kriegt Pink besser hin.Aber das sind zwei Ausnahmen. „Colors“ ist ein Popcharts-Stürmer per Ansage. (Rolling Stone)
Dass sein neues Album sich an den Zeitgeist ranschmeißt, das ist das Problem. Und zwar so aggressiv, dass nach ersten Hörproben echtes Entsetzen in den Gesichtern gestandener ME-RedakteurInnen zu erkennen war.Was COLORS, das sich ja schon länger durch die beiden merkwürdigen Singles „Dreams“ (penetrant) und „Wow“ (albern, aber unterhaltsam) angekündigt hatte, offensichtlich sein möchte: aktionistisch kurzweiliger, Sounds-und-Gimmicks-gestopfter, extrem komprimierter PWR-Pop, der sich in eine angenommene Marktlücke zwischen Carly Rae Jepsen, OK Go und Tame Impala (die aktuellen) zu quetschen versucht. Was COLORS dadurch aber geworden ist: nix als nett und flach und beliebig an- und ausschaltbar, allein mit der eigenen Aufmerksamkeitskontrolle … (musikexpress)
Das fertige Album bestätigt den Eindruck dieser Songs, steckt aber zugleich voller nostalgischer Referenzen. „Dear Life“ ist von den Beatles der Sgt.-Pepper’s-Ära inspiriert, „Square One“ lässt goldene Westcoast-Softpop-Zeiten auferstehen, „No Distractions“ prangert zu einem hopsigen Wave-Beat den Zeitgeist an. Im Grunde genommen hat Beck schon immer so gearbeitet: Er saugt seine Einflüsse von überallher auf und spuckt sie als neue Musik aus. Das ist prima, selbst wenn es auf den Mainstream schielt. Und mit der fragilen Selbstkritik „Fix Me“ schleicht sich auch noch eine Fußnote ins Hitkonzept ein.(Spex)
»Colors« greift nun wieder die unberechenbare Spontaneität von »Odelay« auf, allerdings ohne Samples und mit einem starken Hang zu tanzbarem Chartsgetöse. An der Grenze zur Ironie groovt sich Beck zwischen Disco, Electro und R’n’B in die fremdelnde Dance-Pop-Abteilung. Musiktheorie, die im Radio als plärrende Nerverei auf Heavy Rotation läuft, erstrahlt in Becks Händen nunmehr als smartes Partygold. (intro)
Nö
AntwortenLöschen5,5
6 Punkte
AntwortenLöschenGefällt mir. 7,5 Punkte
AntwortenLöschenDas soll Beck sein?! Nicht nur die Bewertung ist wie Weezer. 5 Punkte
AntwortenLöschenBeck loves Pop. Nicht ganz so schlimm wie bei Arcade Fire. 6,5 Punkte
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