Neulich auf Volkers Couch beim Anhören von „As You Were“. Zwischen uns auf der Couch: Liam Gallagher.
1. Wall Of Glass
Liam: Absolute stomper. Love singing it. No nonsense rock and roll guitar music.
Dirk: Ungeahnt rockig, überrascht mit harten Gitarren-Riffs, Mundharmonika und Ooooh-Chorgesang. Die Single war erfolgreicher in den englischen Charts (#21) als jede von Beady Eye, einschließlich „The Roller“ (#31). Naja.
Ingo: Der Song machte mir schon vorab richtig Lust auf Liams Album. Tolle Gitarre, starker Refrain mit Liam-Genöle. Perfekter Einstieg in sein erstes "Solo-Album". Bezüglich der Gallaghers bin ich weniger voreingenommen als der eine oder andere Richter. Daher hat ein Befangenheitsantrag auch keine Aussicht auf Erfolg. Great stuff, Liam!
Oliver: Ich weiß, was du mit "Stomper" meinst, Liam. Mit Beady Eye bin ich nie so richtig warm geworden, aber der Song macht mich neugierig auf den Rest des Albums.
2. Bold
Liam: I love that tune as well, very Lennon-y, very me. Good tune.
Dirk: Liam, einer von vier Songs, die du ohne Hilfe komponiert hat. Deutlich stärker als deine ersten Versuche bei Oasis („Little James“, „Songbird“). Apropos Oasis: An der Gitarre hören wir Paul Arthurs aka Bonehead. Dass im Text die Worte „Chasing Yesterday“ auftauchen, ist wohl kein Zufall.
Ingo: Nach "Wall of glass" muss das Tempo ja erst einmal zurückgenommen werden. Da macht Liam wirklich den Lennon. Die langsamen Oasis-Titel (inklusive der der Nachlass-Verwalter) haben mich selten umgehauen. "Bold" gefällt mir, schmeichelnde Melodie, gegen Ende nimmt er etwas Fahrt auf und die Gitarre klingt auch durch. Haben wir da etwa ein wirklich gutes Album vor uns?
Oliver: "Chasing Yesterday" ist mir auch direkt ins Ohr gesprungen. Man fühlt sich durchaus 20 Jahre zurückversetzt. Das meine ich positiv.
3. Greedy Soul
Liam: Filth. Utter filth. It’s like I said the other day – you know when you have vindaloo and you start sweating, and you’re thinking should I put this down – but you start carrying on because you’re just into it – and you’re struggling with it. That’s what ‘Greedy Soul’ is, when you start singing it you think ‘I’m gunna have a heart attack here’, but, cmon!
Dirk: Liam Gallagher, der wie Primal Scream klingen möchte, die gern die Rolling Stones wären? „I’ve got the Midas touch“ singst du, aber es ist nicht alles Gold, was glänzt. Ich würde mich jetzt gern etwas von Liam wegsetzen…
Ingo: Gut, dass ich als neutraler Richter zwischen euch sitze. Drei Songs, drei Stile. Liam möchte es bei diesem Album wirklich wissen. Irgendetwas davon muss ja ankommen. Ich verbuche auch diesen Titel auf der Haben-Seite. Gitarren, Drive, leicht entfremdeter Gesang. Oder kann Liam so klingen? Schade, dass er uns nicht versteht, wenn wir deutsch sprechen. Oder gut, dass er dich nicht verstanden hat, Dirk.
Oliver: Wieder ein Stomper! Von diesen Primal Scream-Songs, die du ansprichst Dirk, war ich anfangs auch kein Fan. Mittlerweile mag ich sie, darum auch dieser Song für mich auf der Haben-Seite. Und die Bläser haben es mir schwer angetan.
4. Paper Crown
Liam: Paper Crown is classic. It’s a bit Bowie I think. Good tune. I love it. I’ve left that back – we played it a bit at the first few gigs, but have held it back a bit, but we’re going to start playing it again.
Dirk: Eine melancholische, akustische Ballade, bei der Liam stimmlich alles gibt. Man wird tatsächlich an David Bowie erinnert und am Ende des Refrains erwartet man fast, dass Liam gleich „Major Tom“ singt. Bonehead darf Bass und beim nächsten Lied Piano spielen.
Ingo: Vierter Song, vierter Stil. Beim Gesang hätte ich Liam nicht auf Anhieb erkannt. Der "Major Tom"-Vergleich drängt sich tatsächlich auf. Der Titel klingt bislang am wenigsten nach Oasis. Im direkten Gesangsvergleich soll Noel "Paper crown" erst einmal toppen. Ich glaube Ursula bekommt schon Angst, dass Dirk in Zukunft auch alle Liam-Konzerte bereisen möchte.
Oliver: Es gibt wohl kaum eine britische Band, die nicht irgendwie von Bowie beeinflusst ist. Wenn Liams Album durch ist leg ich mal wieder Suede auf.
5. For What It’s Worth
Liam: Classic, beautiful song…There’s a lot of emotion in it man, I reckon that’s the most Oasis-y kinda song on the album. You know, I’m proud to be in Oasis, I love Oasis, still do – not a day that goes by without thinking of it, you know what I mean? So it’s good to be making music of that calibre.
Dirk: I know what you mean, Liam. Reichst du hier Noel mit den Worten „I'm sorry for the hurt, I’ll be the first to say, ‚I made my own mistakes‘“ oder „Lets leave the past behind with all our sorrows, I’ll build a bridge between us and I'll swallow my pride“ die Friedenspfeife? Ansonsten ist der Song schon recht ähnlich zu „Stop Crying You Heart Out“ , aber ohne im Refrain dessen Größe zu erreichen.
Ingo: Als ich diesen Song vorab hörte, wurde meine Vorfreue auf Liams neues Album gedämpft. Auch durch Wiederholung gewinnt er bei mir nicht. Das klingt schon arg nach einem der lanweiligeren Oasis- oder Noel-Songs. Dirk, magst du dich bitte neben Liam setzen?
Oliver: Papperlapapp. Ich hatte vorab noch gar nichts gehört (mein Interesse und meine Erwartungen waren nach den beiden Beady Eye Alben eher gering) und bin bisher und vor allem nach diesem Song sehr positiv angetan.
6. When I’m In Need
Liam: Beautiful song. That’s me playing acoustic guitar at the beginning…so that’s good. I like it man, it’s a beautiful song.
Dirk: Der zweite „beautiful song“ in Folge - bedeutet wohl: Streicher-Ballade. Auf „Be Here Now“ hätte das Lied ein Gitarren-Solo von Noel, eine packende Coda und vermutlich eine Laufzeit von 9 Minuten gehabt. Guter Ausklang für eine gute erste Hälfte, aber natürlich viel zu kurz.
Ingo: Eine schöne und trotzdem knackige Ballade. Nach den gut vier Minuten ist doch alles gesagt, äh gesungen. Gesanglich beindruckt mich Liam bislang mit den aktuellen Titeln tatsächlich. In dieses Album scheint er wirklich viel Energie gesteckt zu haben. Ich verstehe seine Aussage, dass er keinen Bock mehr auf Musik hat, falls diese Album nicht den gewünschten Erfolg bringt. Ich wünsche es ihm... also den Erfolg.
Oliver: Herrlich wieder mit den Bläsern am Ende. Wer dreht denn mal die Platte um? Volker?
7. You Better Run
Liam: That’s a cocky little thing, full of aggro. Bit of an aggro tune.
Dirk: Kein Grund zum Fortlaufen. Solider, kurzer Rocker mit monoton stampfenden Beats, Bläsern im Refrain und Beatles-Referenz im Text („Helter Skelter“). Könnte auch ein Albumtrack oder eine gelungene B-Seite von NGHFB sein.
Ingo: Entgegen des Titels kein Song zum Davonrennen, sehr kompakt. Gesanglich überzeugend. Mensch, aus Liams Gesang und Noels Kompositionen könnte man eine richtig gute Band machen.
Oliver: Es geht glam-rockend in die zweite Hälfte. Volker könnte das nächste mal wieder ein wenig Platz zum Tanzen freiräumen.
8. I Get By
Liam: Another good tune, it’s hard to explain what they’re really about – as I really don’t know. But it’s a good tune!
Dirk: Ein weiterer kurzer Rocker, der aber eher nach Beady Eye klingt, ebenfalls Bläser im Refrain aufbietet und bei Noel nicht den Weg auf ein Album gefunden hätte, vielleicht auf die B-Seite einer Single.
Ingo: Bislang der langweiligste Titel auf dem Album. Für einen Füller aber ok. "Only love they say will tear us apart"... damit soll wohl an eine andere bekannte britische Band erinnert werden.
Oliver: Ich geh mal gucken, ob Volker noch irgendwo Erdnüsse oder Salzstangen hat...
9. Chinatown
Liam: Great tune!
Dirk: Stimmt, auf jeden Fall im Vergleich zu „I Get By“, einem „good tune“. Erneut eine Beatles-Reminiszenz („'Cause happiness is still a warm gun“), sehr entspannter Song und damit konträr zur ersten Vorab-Single „Wall Of Glass“.
Ingo: Liam, bläst du am Hintergrund auf der Friedenspfeife? Bis auf die nette Melodie hat dieser Song nicht viel zu bieten.
Oliver: Was denn? Bester Song auf der zweiten Seite bisher und ich traue ihm zu, dass er sich im Laufe der Zeit zu einem kleinen Album-Highlight entwickelt.
10. Come Back To Me
Liam: It’s another Oasis-y kinda sounding one. It started off sounding a bit ‘I am the Walrus’ it had a big mellotron on it, so we took that off as it was really Beatles-y – so we just played it with the guitars, and that’s a monster man.
Dirk: Oasis, The Beatles, das klingt doch nach einer tollen Single, Liam. Ach so, der Refrain ist nicht so gut gelungen, ich verstehe. Aber die Strophen sind echt gut. Am Ende klingt der Song durch seinen Piano-Einsatz ziemlich nach The Charlatans.
Ingo: Come back to me, Noel? Überzeugende Rock-Nummer. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Ich kann mich nicht erinnern, dass mich Liams Gesang in diesem Jahrtausend schon mal derart überzeugt hat. Liam, hast du während der Aufnahmen weniger getrunken?
Oliver: Die zweite Seite hinterlässt bei mir nicht mehr einen ganz so starken Eindruck. Auch dieser Song ist eher ein durchschnittliches Monster. Ich musste aber auch an die Charlatans denken, Dirk.
11. Universal Gleam
Liam: Beautiful tune. Love that song. I wanted to call Beady Eye’s last album ‘Universal Gleam’ but everyone was humming and haw about it – but I think it’s a good title.
Dirk: „Universal Gleam“ stammt aus dem Text von „Flick Of the Finger“ (Beady Eye). Man muss ja nicht immer die Beatles zitieren. Obwohl, der Song klingt schon ziemlich nach John Lennon. Das ist als Kompliment gedacht, Liam! (Den Gospel- und „Tender“-Touch erwähne ich jetzt lieber nicht.) Und als Albumtitel wäre „Universal Gleam“ noch größer als „Who Built the Moon?“.
Ingo: Das hätte wohl eine Hymne werden sollen. Den großen Ambitionen zu Beginn des Songs folgt aber nicht viel und vor allem keine großen Momente. Für einen Füller absolut ok.
Oliver: Hier stimmt für mich wieder alles. Inklusive Gospel- und "Tender"-Touch. Lässiger Song.
12. I’ve All I Need
Liam: Beautiful song – very La’s-y…I think so anyway…there’s a lot of heartfelt stuff in there man…I can tell you an interesting fact. There’s a line in there that says ‘I hibernate and sing/While gathering my wings’. I was over in New York once and I got a call saying ‘Yoko wants to meet you’, and I just called me kid Lennon. So anyway we go to Yoko’s house in Dakota building. Cut a long story short, we go in there and in the kitchen – she invites us in and makes us a cup of tea – and she’s got this banner, massive banner round the kitchen, and I said ‘oh what does that mean?’ and she goes ‘Oh John asked the same question when we went to Japan to meet my parents.’ Anyway it says ‘while I’ve been hibernating, I’ve been gathering my wings’, and it was when he stopped making music. So I thought, write that down. So anyway, years go by, I’ve been trying to get it in to a song, could never get it in, and then it happened on that.
Dirk: Schöne Geschichte, Liam. „Tomorrow Never Knows“ ist doch schon wieder ein Beatles-Zitat! Und „Winds Of Change“… ach, lassen wir das an dieser Stelle lieber. Der Song ist auch schön und „As You Were“ vermutlich etwas besser als die beiden Alben von Beady Eye.
Ingo: Versöhnlicher Abschluss eines guten Albums. Für ein endgültiges Urteil gönne ich "As you were" noch ein paar Durchläufe. Aber dass ich mich auf diese freue ist ein gutes Zeichen. Liam hat vorgelegt, ich bin gespannt auf das nächste Werk seines Bruders.
Oliver: Zum Ende hin wird die zweite Seite ja doch noch gut. Toller Song zum Abschluss. Freue mich auch schon auf die nächsten Durchläufe!
Ich bin mir noch nicht richtig sicher, ob ich das Album überraschend oder richtig gut finde. Ich denke ich warte mal noch das Werk des Bruders als Vergleichswert ab...
AntwortenLöschen8 Punkte für das bessere Gallagher-Album 2017.
AntwortenLöschenNö, aber immer noch gut
AntwortenLöschen7,5
Verwaltet gut das Oasis-Erbe. 8 Punkte
AntwortenLöschen7,5 Punkte
AntwortenLöschenDurchschnittliches Oasis-Album. Kann diesmal mit seinem Bruder mithalten. 7 Punkte
AntwortenLöschenLiam besser als Noel! Wer hätte das gedacht?
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