Es ist schwer nachvollziehbar, dass Annie Clark als St. Vincent trotz ihrer Wandlungsfähigkeit und Vielseitigkeit bereits seit zehn Jahren Alben veröffentlicht, ohne den großen Durchbruch zu schaffen. Vielleicht macht sie es ihren und potentiellen Fans einfach schwer, sie ins Herz zu schließen. Und wenn man das Cover ihres fünften Albums "Masseduction" betrachtet könnte man den Eindruck gewinnen, als sei ihr die tatsächliche Zuneigung ihrer Zuhörer auch gar nicht so wichtig. Es wird sich zeigen, ob sich ihre neuen Songs zur Verführung von Massen eignen.
Nach ihren drei ersten Alben hatte ich St. Vincent als passable Indierockerin eingeordnet. Doch dann kam mit "Love this giant" die Zusammenarbeit mit David Byrne. Die beiden teilten offensichtlich nicht nur die gleiche Heimatstadt New York sondern hatten auch merklich Spaß daran, gemeinsam tolle Songs zu erschaffen. Diese Zusammenarbeit wirkte sich auch auf das nachfolgende Solo-Werk "St. Vincent" aus. Ihre beeindruckenden Fähigkeiten an der Gitarre rückte Anne Clark in den Hintergrund. Gekonnt und auch damals schon mit einem ironischen Unterton jonglierte sie mit neuen musikalischen Einflüssen.
Mit "Masseduction" treibt sie diese Entwicklung nun auf die Spitze: Das ehemalige Polyphonic Spree-Mitglied zerhäckselt alle Erwartungen und fügt sie mit Electro und Pop wieder zusammen. Sie sammelte während ihrer letzten Tour und über eine lange Zeit Text- und Soundschnipsel als Ideen und entsprechend Collagen-artig ist das Album geworden. Einige Gäste (z. B. Kamasi Washington am Sax) sorgten für zusätzliche Facetten.
So beeindruckend ich die Idee und Teile der Umsetzung finde, mit fehlt auf "Masseduction" ein roter Faden und echte Hits. "Sugarboy", "Los Ageless" und "Smoking section" gefallen mir trotzdem und wenn mich auch das Album nicht umhaut, mag ich St. Vincent nun noch lieber.
"St. Vincent" wurde mit einem Grammy in der Kategorie "Best Alternative Music Album" ausgezeichnet. "Alternative" oder "Indie" ist Annie Clark weiterhin, aber in einer sehr poppigen Variante.
Das bunte Video zu "Los ageless":
"New York":
Am 26.10. wird St. Vincent in Berlin auftreten. Den Gig im Rahmen ihrer letzten Tour fand ich sehr erfrischend. Ich kann mir vorstellen, dass sie das Konzept des aktuellen Albums bei ihren anstehenden Auftritten eindrucksvoll in Szene setzen wird.
Der BR meint zum dort gekürten "Album der Woche":
Der BR meint zum dort gekürten "Album der Woche":
Selbsttherapie, unterlegt mit einer Mischung aus Electronica und Indie-Rock, aus sphärischen Beats und kantigen Gitarrenriffs, die St. Vincent permanent verfremdet. Gleichzeitig flirtet sie mit Funk und Orchester-Pop, erinnert an Prince oder Kate Bush, und steht doch allein auf weiter Flur. Als ehrgeizige Musikerin mit selbstdesignter Gitarre.musicOMH beschränkt den Lobgesang nicht auf eine Woche, sondern stellt St. Vincent in eine Reihe mit David Bowie und Prince:
“It’s not the end, it’s not the end” runs the final line of Smoking Section and we can only hope that’s the truth – for MASSEDUCTION is nothing less than an absolutely towering achievement. A year after we all mourned the loss of creative geniuses like David Bowie and Prince, we should be thankful that one of their spiritual successors in Annie Clark is on fine form.
Gibt's doch gar nicht! Das erste St. Vincent Album, das mir gefällt. 7,5 Punkte
AntwortenLöschen6,5 Punkte
AntwortenLöschenSchwierig zu bewerten, aber weniger als Dirk darf ich wohl kaum geben. 7,5 Punkte
AntwortenLöschenHab ich letztes Jahr leider völlig unterschätzt
AntwortenLöschen8,5