Die in Berlin lebende Südafrikanerin Cherilyn MacNeil ging für die Aufnahmen ihres vierten Album neue Wege: In San Fran...

Dear Reader - Day Fever



















Die in Berlin lebende Südafrikanerin Cherilyn MacNeil ging für die Aufnahmen ihres vierten Album neue Wege: In San Francisco wurde „Day Fever“ im Studio von John Vanderslice (Spoon, The Mountain Goats) innerhalb von zehn Tagen mit Unterstützung lokaler Musiker direkt auf Tape aufgenommen. Diese Technik ließ keine nachträglichen Bearbeitungen zu, Hopp oder Top hieß also das Motto. 

Das hatte natürlich Auswirkungen auf den sonst so opulenten Klang von Dear Reader. Zwar hören wir in Songs wie „Oh, The Sky“ oder „Tie Me To The Ground“ mehrstimmigen Chorgesang, aber die Vielzahl an aufeinander geschichteten Soundebenen fehlt. „Day Fever“ ist das reduzierteste und intimste Album von Dear Reader geworden. Dezente elektronische Einsprengsel überraschen auf „Mean Well“, die Bläser bei „Wake Him“ begeistern, nicht nur bei „Placate Her“ kommt mir Kate Bush in den Sinn, die jazzeigen Auswüchse von "If Only Is" hätte ich nicht gebraucht, "Nothing Melodious", eine akustische Ballade, ist natürlich doch melodiös und - neben "Oh, The Sky" und "So Pretty So Pathetik" - mein Album-Highlight. Nur die packenden, temporeichen Songs lässt Cherilyn MacNeil leider ein wenig missen.

Die LP-Version kommt in schönem, gut zum Plattencover passenden magenta farbenem Vinyl daher, die Plattenkritiken fallen wechselhaft aus:

MacNeil hat nicht viel gewagt: wenige Instrumente, wenige Experimente, keine Ausreißer. Star dieser Platte ist ihre Stimme, die sich mehr als zuvor in die Hörorgane gräbt. MacNeil teilt auf »Day Fever« einige sehr intime Momente mit ihren Hörern. Schon die erste Single konnte kein schwereres Thema haben: »I Know You Can Hear It« handelt von Leben und Tod. In »Then, Not Now« folgt dann die ganze Wahrheit: »Right now my views seems rather dark.« Aber es wird auch schön: »Nothing Melodious« verspricht im Titel zwar das Gegenteil, ist aber der Song, der am Ende in Erinnerung bleiben wird. Sonst ist jedoch alles sehr monoton und schläfrig.
(intro)




Nun ist noch deutlicher zu erkennen, welch verzwickte Wege ihre Melodien bisweilen nehmen, wie ihre Stimme, die diesmal nicht digital vervielfältigt wurde wie noch 2013 auf RIVONIA, immer dann Reißaus nimmt, wenn der nächste Ton allzu logisch zu sein scheint.
Stattdessen steht schon mal ein einsamer Klavierakkord im Raum und darf in aller Ruhe nachhallen, setzen dann wieder Bläser einzelne, aber deutliche Akzente, eine Gitarre klimpert simpel. Die neue musikalische Schlichtheit findet ihre inhaltliche Entsprechung: Nach dem Konzeptalbum RIVONIA, das sich mit dem Kampf gegen die Apartheid in ihrer Heimat beschäftigte, kommt MacNeil mit DAY FEVER nun in Gegenwart und Alltag an. Es geht um Selbstzweifel und Drecksäcke, um Stress und Überforderung und immer wieder um Ängste. Es geht, so einfach ist es, um das Leben. Solange es aber solche Melodien hat, kann es kein ganz schlechtes sein.
(musikexpress)


Dear Reader unterwegs in Deutschland:

16.03.2017 Hamburg (Uebel&Gefährlich)
17.03.2017 Köln (Gebäude 9)
23.03.2017 München (Milla)
26.03.2017 Stuttgart (Merlin)
27.03.2017 Leipzig (Nato)


3 Kommentare: