Zum Seelebaumeln- und Sichtreibenlassen hat Conor Oberst vermutlich wenig Zeit: In den letzten 20 Jahren hat er acht ...

Conor Oberst - Salutations




















Zum Seelebaumeln- und Sichtreibenlassen hat Conor Oberst vermutlich wenig Zeit: In den letzten 20 Jahren hat er acht Alben mit Bright Eyes, zwei mit Commander Venus, zwei mit Desaparecidos, eins mit Park Ave. und eins mit Monsters Of Folk veröffentlicht. Die acht Solo-Alben nicht zu vergessen! Zuletzt war im Oktober 2016 das im Alleingang (Gesang, Piano, Gitarre, Mundharmonika) aufgenommene „Ruminations“ erschienen.

Kein halbes Jahr später folgt „Salutations“, das einerseits die 10 Songs von „Ruminations“ noch einmal aufgreift und in voller Bandbesetzung neu interpretiert und andererseits um sieben zusätzliche Titel erweitert ist. Als Begleitband konnte Conor Oberst niemand geringeren als The Felice Brothers gewinnen, die noch von renommierten Schlagzeuger Jim Keltner (Neil Young, Jackson Browne, George Harrison, Bob Dylan, John Lennon u.v.a.) ergänzt werden. Und weil Conor Oberst durch seine zahlreichen Nebenprojekte Gott und die Welt kennt, fanden sich auch noch Jim James, Blake Mills, Maria Taylor, M. Ward, Gillian Welch, Gus Seyffert, Pearl Charles, Nathaniel Walcott oder Jonathan Wilson im Studio ein.

Beim Kauf von „Salutations“ kann man nicht viel falsch machen, bekommt man doch viel Musik (knapp 70 Minuten) für sein Geld. Fans, die natürlich auch das intime, spärlich instrumentierte „Ruminations“ ihr Eigen nennen, können nun die beiden Versionen eines Songs gegenüber stellen und für sich selbst entscheiden, welche sie bevorzugen. Dass Oberst & Co. bei den neuen Songs auch gelegentlich in nur schwer zu ertragende Southern Rock-Gefilde abdriften („Napalm“, „Anytime Soon“), lässt sich aufgrund der Vielzahl an Songs / der Skip-Taste verkraften. 

Zumindest ein Plattenrichter, der „Ruminations“ zu eintönig fand und Fan der Felice Brothers ist, kommt hier auf seine Kosten. Oder, Volker? 

Im Video zu „Till St. Dymphna Kicks Us Out“ sitzt Stephin Merritt lesend in einer Bar, aber auch der war ja zuletzt nicht ganz untätig…




Nur kurze Zeit später scheint er jedoch des Alleinseins überdrüssig, winkt all seine Freunde zu sich herein und behängt die porösen Song-Gerippe von »Ruminations« mit instrumentalem Nippes vom Singer/Songwriter-Dachboden – »Salutations« ward geboren. Das mag stimmungsvoll klingen – vertraut noch dazu – und ist zudem musikalisch tadellos umgesetzt; der Zugewinn für das einzelne Stück allerdings ist zweifelhaft. Eher büßen Songs wie »You All Loved Him Once« und »Counting Sheep« in der Augmented-Reality-Ausgabe an Wirkung ein – was dazu verführt, auf ebenjenes »Ruminations« zurückzugreifen, um die ganze blöde Watte wieder rauszupulen. Eine Wechselwirkung, vor der die immerhin sieben erstveröffentlichten Tracks der Platte ihrer Natur nach gefeit sind. Somit ist »Salutations« letztlich zweierlei: grandios und überflüssig.
(intro)




Im Sommer wird Conor Oberst auch wieder auf deutschen Bühnen stehen:

04.08.17 Luhmühlen, A Summer’s Tale Festival
05.08.17 Dresden, Beatpol
10.08.17 Haldern, Haldern Pop Festival
15.08.17 Frankfurt, Batschkapp
16.08.17 Erlangen, E-Werk

3 Kommentare:

  1. So sieht das aus, Dirk.
    Hat es also The Felice Brothers (und andere) gebraucht damit Conor Oberst endlich mal wieder ein Album auf gutem Bright Eyes Niveau abliefert. Ich bin sehr angetan, die Bandbesetzung tut den letztes Jahr auf Ruminations etwas eintönig klingenden Songs spürbar gut.

    8 Punkte

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  2. Zu viel Country, Conor, so wird das nichts mit obersten Plätzen! 6 Punkte

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  3. Etwas zu lang und etwas zu Country. 6 Punkte

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