Da freut man sich auf melodischen Punk-Rock, merkt, dass die letzte Platte von Bad Religion, „True North“, bereits vier Jahre zurück liegt, und dann nimmt einen deren Sänger Greg Graffin mit auf eine Landpartie. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn auf „Millport“ tobt sich Graffin, begleitet von akustischer Gitarre, Banjo, Pedal Steel Guitar und Fiddle, im Grenzbereich zwischen Country und Folk aus. Begleitet wird er dabei von Brett Gurewitz (Bad Religion) als Produzent und Jonny „Two Bags“ Wickersham und Brent Harding von Social Distortion. Graffin hatte offensichtlich Spaß…
“This feels as exciting to me as when we made the Bad Religion record Suffer. Like everything had been leading up to the songs and they just happened totally organically in this short intense burst. I’m really just doing what I did back then, which is write songs that mean something to me and deliver them in a way that is completely honest.”
… und im Alter landen wir sowieso alle bei Country, oder? Aber so weit ist es am 13. März noch nicht und daher lege ich jetzt schnell „No Control“ auf, um mir innerhalb von viereinhalb Minuten (oder der ersten drei Songs) den Drang „Yee-haw“ zu rufen auszutreiben.
„Old-Time music“ hätte ihn seit seiner Kindheit in Indiana geprägt. Und wirklich: Beim Titelstück und in „Sawmill“ zeigt er, dass ein recht passabler Country-Sänger in ihm steckt. Klar, zur genre-immanenten Spiritualität findet einer wie Graffin nicht mehr. „Hey man, no religion can help this time of need“, predigt er in Anlehnung an den Gospel-Klassiker „Amen“. Die meisten Songs haben auch musikalisch nicht gar so viel mit Country zu tun: „Making Time“ ist sommerlicher Mid-Tempo-Pop, „Wax Wings“ klingt wie die Coverversion eines Bad-Company-Songs. Social Distortion geben Graffins patente Backing Band. Und weil sein alter Weggefährte Brett Gurewitz die Songs mitgeschrieben hat, erinnern sie natürlich auch an Bad Religion. Ohne Umpta-Umpta-Schlagzeug und eintönig gestriegelte Powerchords. Deswegen ist MILLPORT vielleicht nicht immer Country, aber auf jeden Fall das beste Bad-Religion-Album seit 20 Jahren. Mindestens.
(musikexpress)
Das Ergebnis ist ein Album mit tollen Songs und Melodien, jedes der zehn Stücke entwickelt im Laufe der Zeit seinen eigenen Charme. Mit der Cover-Version von ›Lincoln’s Funeral Train‹ (Norman Blake) ist Graffin ein veritabler Hit gelungen, aber auch die anderen Ausflüge in ein Land vor seiner Punkrock-Phase zeigen den promovierten Evolutionsbiologen als Überzeugungstäter, der weiß, was er tut. Wer etwa bei ›Making Time‹ keine Gänsehaut bekommt, ist vermutlich taub. Ein Pflichtkauf nicht nur für Neil-Young-Fans.
(Classic Rock)
Da doch lieber Bad Religion-Langweile. 5,5 Punkte
AntwortenLöschenAch, würden doch Bad Religion diese Lieder spielen! 4,5 Punkte
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