Wären wir bei einem musikalischen Blind Date, so würde ich bei einigen der elf Songs von „Different Creatures“ auf We Are Scientists tippen. Aber der kraftvolle, energetische Gitarrenrock stammt nicht aus den USA, sondern von einem Quartett aus Liverpool: Kieran Shudall (Gesang, Gitarre), Sam Rourke (Bass), Colin Jones (Schlagzeug) und Joe Falconer (Gitarre) sind Circa Waves, „Different Creatures“ ist der Titel ihres zweiten Albums und im Vergleich zu „Young Chasers“ (2015) legen sie noch einmal eine Schippe drauf.
Gleich bei den ersten drei Songs, „Wake Up“, „Fire That Burns“ und „Goodbye“ muss man sich gut anschnallen und erst bei der opulenten Streicher-Rock-Ballade „Out On My Own“, die den Geist der Smashing Pumpins der „Siamese Dream“ Ära in sich trägt, darf man ein wenig durchatmen. Zusammen mit ihrem Produzenten Alan Moulder haben sich Circa Waves deutlich Richtung US-Alternative Rock orientiert, ähnlich wie es die Arctic Monkeys im Verlauf ihrer Karriere getan haben. Die allein zur akustischen Gitarre vorgetragene Ballade „Love’s Run Out“ ist in der Mitte des Albums ein wenig deplatziert und insgesamt muss gesagt werden, dass die guten Songs am Anfang der Platte positioniert sind, soll heißen, dass der hohe Anfangsstandard leider nicht gehalten werden kann.
Der NME dreht durch, der Musikexpress nicht:
Second album ‘Different Creatures’ does as its title suggests, presenting a band who’ve grown exponentially in the last two years, both musically and lyrically. (…)
The topics the album puts under the microscope range from the more personal and relatable to global struggles. A recurring theme is drinking to excess – thundering opener ‘Wake Up’ is about trying to quell that thirst (while blasting away any notions of the band as flimsy indie boys). Final track ‘Old Friends’, meanwhile, finds Shudall despairing, “I can’t believe I’m still walking to the petrol station at five in the morning” – a sudden jolt of regret cutting through the track’s shuffling pace. (…)
It’s the album’s title track that brings the biggest surprise, though, with the Liverpool band getting political. “And 20,000 souls are sold tonight / Making us their home”, sings Shudall, a line he’s said was a bewildered response to the Government capping the amount of Syrian refugees allowed into the UK. It’s both thoughtful and thought-provoking, and indicative of the musician’s new approach to songwriting. Heavier, harder and with a lot more clout about them, Circa Waves’ return is finally something you can believe in.
(NME)
Das Problem an der neuen Platte ist die Produktion. Statt auf klassischen Britpop zu setzen, legt Alan Moulder (früher mal ein Shoegazer-Spezialist) eine US-Alternative-Schicht über die Songs.
Die Methode erinnert an Botox: Der Sound mag dadurch einem wie auch immer definierten Ideal nahe kommen, doch das Leben ist weg, es regt sich nicht mehr viel in diesen Songs. Nicht mal die britische Herkunft der Band wird noch deutlich, sie klingt wie eine beliebige alternative Gitarrengruppe, wie sie sich auch in Lemgo oder Lüdenscheid gründen könnte. Dabei kommen Circa Waves aus Liverpool. What a waster!
(Musikexpress)
Circa Waves in Deutschland:
18.04.17 Hamburg, Molotow
19.04.17 Berlin, Privatclub
25.04.17 München, Feierwerk / Kranhalle
26.04.17 Köln, MTC
7 Punkte
AntwortenLöschenOkayer Indierock. 6,5 Punkte
AntwortenLöschen6,5 Punkte
AntwortenLöschenMehr schweißig-rockig statt sommerlich-obstgartenmäßig. Gutes Zweitwerk, aber nicht der ganz große Wurf: 7 Punkte
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