J. Bernardt ist Jinte Deprez, welcher der Sänger und Gitarrist der belgischen Band Balthazar ist. Sein Soloprojekt rief er ins Leben, als seine Hauptband gerade eine Auszeit nahm. Somit ist J. Bernardt das Gegenstück zu Warhaus, das von Maarten Devoldere, dem anderen Balthazar-Kopf, nebenbei betrieben wir. Den drei Warhaus-Alben stehen nun zwei Veröffentlichungen von J. Bernardt gegenüber, denn dem Debüt „Running Days“ (2017) folgte diesen Monat „Contigo“ nach.
Jinte Deprez zeigt sich auf den 11 Songs vielfältiger als bei Balthazar und wandelt, häufig von schwülstigen Streichern getragen, zwischen Rock, Pop, Soul und Funk umher. Beim Hören muss ich gelegentlich („Last Waltz“) an Serge Gainsbourg oder Baxter Dury denken, auch wenn Deprez natürlich der deutlich bessere Sänger ist. Bei „Free“ kommen einem unwillkürlich die Spaghetti-Western-Klänge von Ennio Morricone in den Sinn.
„Contigo“ ist als CD und LP (black Vinyl oder transparent orange Vinyl) erhältlich.
Jeder Ton flüstert Sex, und Romantik ist kein billiges Gefühl, sondern ein mondäner Dauerzustand. Wie Bernardt in „Left Bathroom Sink“ immer wieder „I just thought it was you“ wiederholt, mal flüstert, mal brummt, mal säuselt, bis der Song abbricht, zum Stehen kommt und sich dann noch ein mal aufschwingt zu einem so kurzen wie großen Bläserfinale, zeichnet in fünfeinhalb epischen Minuten mit aller möglichen Grandezza eine gescheiterte Beziehung nach. Oder eben einen melodramatischen Liebesfilm in gedeckten, aber ungemein üppigen Farben.
Mindestens 8 Punkte
AntwortenLöschen7,5 Punkte
AntwortenLöschenDie Streicher reißen es heraus: 7 Punkte
AntwortenLöschen