Zuletzt standen die beiden Stone-Geschwister vor drei Jahren vor Gericht, denn mit „Life Is Strange“ hatten sie einen Soundtrack zu einem Computerspiel geschaffen. Ihr letztes reguläres Studioalbum liegt schon etwas länger zurück: „Snow“ war 2017 veröffentlicht worden. Die Urteile bei Platten vor Gericht lauteten ähnlich: „Life Is Strange“ kam auf Platz 115 (7,000 Punkte) und „Snow“ erreichte (mit 6,875 Punkten) Platz 116.
Mit ihrem fünften Studioalbum versuchen Angus & Julia Stone nun ihre Platzierungen (und ihren Punkteschnitt) wieder zu verbessern. In den Charts gelang dies übrigens nicht: In ihrer australischen Heimat sprang nach zwei Nummer Eins-Alben und zuletzt einem 2. Platz nur Rang 5 für „Cape Forestier“ heraus, in Deutschland ist die Tendenz ebenfalls stark nachlassend: nach Platz 8 bzw. 21 kletterte ihr neues Album nur bis zur Nummer 36.
Zu Beginn des neuen Albums lassen Keyboard-Klänge, elektronischen Rhythmen und poppige Melodien erfreulicher Weise an Wolf & Moon denken („Losing You“, „Down The Sea“), danach gewinnen behagliche Folk-Songs die Oberhand („Somehow“ ist das schönste Beispiel und auch „No Boat No Aeroplane“ sticht mit seinem Hauch an Dramatik und Dynamik positiv hervor) und rutschen Angus & Julia Stone leider auch mehrmals in Country-Gefilde ab („The Wedding Song“, „Country Sign“). Ich hätte ihnen empfohlen, auf Pedal Steel Guitar und das Pfeifen zu, äh, pfeifen. Wer bei „I Want You“ lobend herausstellt, dass man den Song direkt im Ohr hat und mitsingen möchte, dem sei entgegnet, dass es sich hierbei auch um eine Bob Dylan-Coverversion handelt. Bei der zweiten Fremdkomposition („The Wonder Of You“) belassen es die Geschwister seltsamer Weise bei weniger als eine Minuteund dem zu reinen Streicherklängen gesungenen Refrain. Auch hierzu hätte ich ihnen eine Empfehlungen geben können…
„Cape Forestier“ ist in drei unterschiedlichen Schallplatten-Varianten zu haben: black Vinyl, golden Vinyl und orange marble Vinyl.
Und so klingt auch "Cape Forestier" eben zu annähernd 100 Prozent so wie erwartet. Was aktuell womöglich einen Nerv trifft, wenn man die Vorverkaufszahlen der anstehenden Tour sieht. Es sei ihnen gegönnt, nur der olle Kritiker verdreht die Augen, wenn er den 3.527. kuscheligen Folk-, Country- oder Americana-Standard wie "Little Alaskan anchor" oder "County sign" durchstehen muss. Manches ist selbst für die Verhältnisse von Angus & Julia Stone arg spannungsarm geraten.
Die Joanna-Newsom-Reminiszenz blitzt in „City Lights“ durch, dazu Wildwest-Gepfeife, Chöre und repetitive, minimale Percussions. Doch, doch, das ist ein schönes kleines Stück Musik. „Country Sign“ hält ihren inneren Bob Dylan hoch, ein bisschen Blues und Folk, hier ein Banjo, da eine Steel Guitar. Alles ganz dezent, so wie die Farbtöne bei „& Other Stories“ oder irgendwelchen Hygge-Stores.Und von da an wird es so beliebig wie „The Frostier“, das auch von Landsmann Jack Johnson stammen könnte. Die in diesem Magazin einst gefallene Unterstellung „Kuschelrock“ klingt gemein, ist aber nicht unberechtigt: Auch diese Platte kann man gut und gerne beim ersten heimischen Date zu Kerzenschein anmachen, ohne Gefahr zu laufen, dass das Gegen über wegrennt. Im Falle von zu viel Rotwein aber vielleicht einschläft.
Die daraus geschaffene, etwas lose Song-Sammlung profitiert weniger von eindrücklichen Deep Cuts als manche der früheren Alben, nimmt sich dafür aber auch nicht allzu ernst. Die wenigen schweren, melancholischen Momente auf No Boat No Aeroplane oder Somehow sind aufrichtig und triefen nicht vor Kitsch. (…)Die 45 Minuten Cape Forestier sind eine kleine Kapsel, die uns in eine geborgenere Zeit oder zumindest an einen Strand in Australien katapultieren. Das ist stimmig – und harmlos, worin ab und an das Problem des Albums liegt. Doch viel mehr als eine Kapsel Lagerfeuermusik und Meerluft scheinen Julia & Angus auch gar nicht zu wollen, und das wiederum ist wahrscheinlich ein gutes Zeichen.
7 Punkte
AntwortenLöschen6,5 Punkte
AntwortenLöschenKnappe 6 Punkte. Aufgrund des Bob Dylan Covers.
AntwortenLöschenAus der Kategorie "Wenn der Cover-Song das beste Lied auf dem Album ist". 6 Punkte
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