Eines meiner wegen der COVID 19-Pandemie ausgefallenen, mehrmals verschobenen und letztendlich wegen des Termins nicht besuchten Konzerte hätte - in Verbindung mit einem Wochenendausflug - in Leipzig stattfinden sollen. Irgendwie habe ich also mit dem nicht erstatteten Ticket noch ein Konzert bei Douglas Dare gut, was er aber bei seiner Planung für 2024 nicht berücksichtigt hat, denn er kommt erneut nur werktags nach Deutschland, und zwar nach Hamburg (Nachtasyl, 26.09.24) und Berlin (Kantine am Berghain, 27.09.24).
Die Konzerte dürften jedoch diesmal kein bestuhltes und intimes Kammerpop-Spektakel sein, denn auf seinem vierten Album „Omni“ verabschiedet sich der Brite vom Piano und wendet sich Synthesizern und Drumcomputern zu. Das Ergebnis sind zehn pulsierende, düstere Elektropop-Songs, die mich, wie beispielsweise das in Kooperation mit dem Ryan Lee West aka Rival Consoles entstandene „Mouth To Mouth“, an Radiohead denken lassen. Auch Björk kommt mir häufig beim Hören von „Omni“ in den Sinn, jedoch nicht ihre oftmals zu kunstvollen Alben der letzten zwei Jahrzehnte, sondern meine Lieblingsplatten zwischen 1995 und 2001: Passt „Painter“ nicht perfekt auf „Post“ (auch abseits der Alliteration)? Könnte das Beats und Streicher (von Simon Goff) kombinierende „Sailor“ nicht von „Homogenic“ stammen? Und klingt das versponnene „Teach Me“ nicht nach „Vespertine“?
„Omni“ wurde über Erased Tapes Rcords als LP (translucent red Vinyl) veröffentlicht.
Douglas Dare hat zwar schon früher mit Synthies angebandelt, mit "Omni" legt der Londoner Musiker aber nun eine waschechte Electronica-Platte vor, die sogar sein heißgeliebtes Klavier verlegen in den Hintergrund treten lässt. Seiner Begeisterung für die Club-Kultur will der 33-Jährige damit Ausdruck verleihen, auch für die deutsche, so gibt er zu Protokoll – die Tendenz sei schon immer dagewesen, jetzt gebe er ihr richtig nach. So sehr "Omni" aber auch drückt und dröhnt, das Markenzeichen des Künstlers bleibt klipp und klar: das Leid. Nicht zuletzt durch seine glasklare Stimme, die an eine Anohni erinnert oder zumindest an einen Thom Yorke, der seine feminine Seite umarmt, überzieht Dare selbst rhythmisch-synthetisches Gewummer mit der Aura des Aussichtslosen. Schlüge man "Weltschmerz" im Wörterbuch nach, fände man dort bestimmt sein Bild – Downbeat im Wortsinn.
Douglas Dare beherrscht die Kunst der Vielseitigkeit: Von synthetisch geprägten Club-Tracks wie “Mouth To Mouth” bis hin zu art-pop-inspirierten Liedern wie “Teach Me” reicht sein Repertoire.Doch auch märchenhafte und düstere Atmosphären finden sich in Songs wie “Sailor” oder dem Interlude “Omni” wieder. Die facettenreiche Tracklist zeigt deutlich, dass der Wechsel vom Klavier zu Synthesizern und Drumcomputern die richtige Entscheidung war.“Omni” strahlt vor Energie, Leidenschaft und einem losgelösten Gefühl von Genre-Grenzen. Die Wiedergeburt von Douglas Dare ist ein voller Erfolg, und es scheint, als würde er sich in seinem neuen künstlerischen Umfeld vollkommen zu Hause fühlen.Das Album ist visionär und zeitlos zugleich, und es wäre nicht verwunderlich, wenn Dare damit sein bisheriges Magnum Opus geschaffen hat.
7 Punkte
AntwortenLöschenDie Schnulzen ziehen den Gesamteindruck runter. 6,5 Punkte
AntwortenLöschenAh, Fehler: Hier mindestens 8 Punkte. Erratet, für wen die 6,5 Punkte sind. ;-)
LöschenPearl... Jam?
AntwortenLöschenKnapp 8 Punkte
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