Wie bei Wolf & Moon dürfte das Foto auf der Plattenhülle schon einige Monate alt sein, denn das Töchterchen von Olya (deren Schwangerschaftsbauch hier (un)geschickt abgeschnitten wurde) und Craig Dyer darf schon bald seinen ersten Geburtstag feiern.
Fans von The Underground Youth dürften seit einigen Tagen das insgesamt elfte Studioalbum der Band von Craig Dyer, zu der aktuell neben Olya Dyer (Schlagzeug) noch Leonard Kaage (Gitarre, Produktion) und Samira Zahidi (Bass) gehören, feiern.
„Nostalgia’s Glass“ ist gleich in zweierlei Hinsicht nostalgisch geraten, denn einerseits wirft es laut Dyer „einen Blick zurück auf die Musik von The Underground Youth und formt neue Songs in einem Stil, der an die Vergangenheit der Band erinnert“ und andererseits hat sich ja bereits deren frühere Musik extremst am Stil von The Velvet Underground, The Jesus & Mary Chain & Co. orientiert.
„‚Émilie“ eröffnet mit einer velvetundergroundigen Monotie, die es in sich hat, „I Thought I Understood“ ist sommerlich-luftiger Dreampop irgendwo zwischen Slowdive und Galaxie 500, bei „Finite As It Is“ dürfen die Gitarren im Sinne von The Brian Jonestown Massacre ein wenig kreischen. Und die Reid-Brüder? „Frame Of Obsession“ beginnt als Referenz an „Stoned & Dethroned“ und endet im Stil von „Psychocandy“. Kann man machen.
„Nostalgia’s Glass“ ist als LP auf clear pink Vinyl oder clear blue Vinyl erschienen.
Besonders viel Zucker gibt Dyer seinem inneren Lou Reed in der wunderbaren Lo-Fi-Miniatur "Another country", wenn die Kesselpauke grollt und die Vocals zweistimmig in die zum Schneiden dicke Luft entschweben – knappe drei Minuten spröde Sixties-Seligkeit, die in der Folge immer schwerere Melancholie hinter sich herziehen: Die fein gesponnenen Akustik-Akkorde des Titelstücks könnten auch aus David Tibets Neo-Folk-Ecke mit Gothic-Familienanschluss herüberwehen, "Frame of obsession" gönnt sich abschließend immerhin eine unsanfte Kreischsägen-Eruption. Zuweilen droht "Nostalgia's glass" gegen Ende ob seiner Fragilität jeden Moment ächzend zu kollabieren – wäre da nicht das zwar gedrückte, aber auch hymnisch ausformulierte Dream-Pop-Prachtexemplar "The allure of the light", das alles zusammenhält, bis die letzten Piano-Tupfer von "Epilogue" verklungen sind. Der gravitätische Schlusspunkt eines dunklen Albums, auf das man dennoch fliegen sollte wie die Motten zum Licht. Manchmal ist das so.
Nach zwei sehr starken Alben war "The falling" für mich eine kleine Enttäuschung. Auf ähnlichem Niveau sehe ich auch das aktuelle Album. 7,5 Punkte.
AntwortenLöschenBei mir ist es eher umgekehrt. Punktemäßig liegen wir aber trotzdem nah beieinander: 8 Punkte.
AntwortenLöschenGefällt mir zunehmend besser! 8 Punkte
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