Dass Our Broken Record hier mit einer Platte vor Gericht standen, liegt bereits 13 Jahre zurück - jedoch ist seit „Golden Sea“ auch kein weiteres Album zum Projekt von Anna Brønsted hinzu gekommen.
Die Dänin hatte bereits mit dem Songwriting für das dritte Our Broken Garden begonnen - die Songs „Crown“, „Sirens“, „Shameless“ und „Waltz“ sind auf „Blind“ zu hören - als ihr Privatleben durch das Ende einer langjährigen Beziehung sowie die Nachricht, dass sie keine Kinder bekommen könne, zusammenbrach und sie als Folge auch ihr musikalisches Projekt für Jahre zur Seite schob.
Erst 2018 begab sich Anna Brønsted mit Søren Bigum (Gitarre), Moogie Johnson (Bass), Adi Zukanovic (Klavier) und Sebastian Rochford (Schlagzeug) ins Studio, um neue Musik live aufzunehmen. Mit Brian Petz (Sleep Party People) perfektionierte sie den Klang von „Blind“.
Für das Album Highlight „Rain“, ein Lied über den Beinahe-Verlust eines ungeborenen Kindes, fand sie mit ihrem Bella Union-Labelkollegen John Grant einen passenden Duettpartner. Und tatsöächlich löste sich alles in eine Art Happy End auf, denn einerseits dürfen wir das hoch gelobte „Blind“ (clear Vinyl) nun endlich in den Händen halten und andererseits wurde Anna Brønsted unerwartet doch Schwanger und hat nun - trotz einer nicht einfachen Schwangerschaft - ein zweijähriges Töchterchen.
Die Sounds sind zaghaft und zerbrechlich, breiten sich in großen Hallräumen aus, werden so verstärkt: das sachte geschlagene Schlagzeug, das touchierte Klavier, der introspektive, brüchige Gesang.Die besten Songs sind die, in denen der weite Klangraum etwas enger gemacht wird und die Instrumente nicht so viel Platz haben, sich auszubreiten und an Substanz zu verlieren. Toll sind zum Beispiel die Bläser der Single „Fallen“, die das Stück warm und charaktervoll eröffnen. Schade, dass die Strophe aus orientierungslos geflüsterten Sätzen besteht. Der Refrain ist dann wieder catchy: Brønsted reimt „Jesus“ auf „pieces“, wie es nur eine Skandinavierin kann.
Was nach diesem Einstieg ins Album wie eine vertonte Krisenbewältigung klingt, ist mitnichten stellvertretend für den Rest von “Blind”. Our Broken Garden entführt in sphärische Klanglandschaften aus fragilem Klavier, entfremdeten Geräuschkulissen und Annas eindringlichen Gesang.“Waltz” überzeugt mit einer luftigen und zugleich unheilvollen Stimmung. Es tanzt der Schlagzeugbesen im Mondlicht, während eingestreute Klaviermelodien für Dissonanz sorgen. Der transparente Schleier aus Falsett komplettiert das eigensinnige Gesamtbild.Im schunkelnden und dahinplätschernden “Storm” holt sie sich Unterstützung von Luke Temple. Dass dieser Song während eines dreimonatigen Meditationsaufenthalts entstanden ist, wird erst im sakralen Outro hörbar. Schade, etwas mehr Goth würde sich gut in das Klangbild von “Blind” einfügen.Für ausreichend Abwechslung sorgen aber auch die mit Blasinstrumenten ausstaffierten Tracks wie “Fallen”, “Words” oder “Crown”. Der üppige Anstrich tut der Platte gut und verleiht den stellenweise kargen Instrumentierungen einen matten Schimmer.
"Crown" und "Rain" (vor allem wegen John Grant) sind für mich die Highlights auf einem ansonsten mäßigen Album. 6,5 Punkte
AntwortenLöschen"Sirens" ist auch toll - ich komme am Ende ebenso auf 6,5 Punkte.
AntwortenLöschenAnfangs, auch Dank des Duetts, noch recht spannend, dann schnell nachlassend. 6 Punkte
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