Tatsächlich liegt „Piramida“, das letzte reguläre Album von Efterklang , bereits sieben Jahre zurück. Zeit, die Casper Clausen (Gesang),...

Efterklang - Altid Sammen


Tatsächlich liegt „Piramida“, das letzte reguläre Album von Efterklang, bereits sieben Jahre zurück. Zeit, die Casper Clausen (Gesang), Mads Brauer (Synthies) und Rasmus Stolberg (Bass) nutzen, um das Nebenprojekt Liima zu betreiben, sich in Kooperationen auszutoben und für „Altid Sammen“ erstmals zu ihrer dänischen Muttersprache zu finden. Die Erfahrungen der letzten Jahren bündeln die Dänen nun in ihrem fünften Album, das unter anderem die Zusammenarbeit mit dem barock instrumentierten, belgischen Ensemble B.O.X. aufleben lässt.

„Altid Sammen“ ist ambitionierter, wohlklingender, atmosphärischer und entrückter Artpop, der aber, je nach Betrachtungsweise, auch mit pathetisch, lieblich, pastoral und kitschig umschrieben werden könnte, so dass die Plattenkritiken auch sehr zwiespältig ausfallen. Bauen wir also zwischen die Videos zu „I dine øjne“, „Vi er uendelig“ und „Uden ansigt“ zunächst zwei wohlwollenden und dann zwei weniger freundliche Reviews ein und sind gespannt zu welchem Urteil die Plattenrichter hier kommen werden. Vielleicht ist es bei „Altid Sammen“ von Vorteil, wenn man sowohl das Spätwerk von Talk Talk als auch die Musik von Enya zu schätzen weiß. 




„Altid Sammen“ ist ein sehr intimes Werk, auf dem die Musiker viel Nähe zulassen und sich nicht verstecken. Songs werden behutsam entwickelt und nie überfrachtet. Clausen erreicht mitunter eine sakrale Ernsthaftigkeit und Erhabenheit („Hænder Der Åbner Sig“). Während man früher teils noch mit der Tür ins Haus fiel und munter Ideen übereinander stapelte, werden „I Dine Øjne“ oder „Under Broen Der Ligger Du“ konsequent und stetig aufgebaut. „Supertanker“ oder „Uden Ansigt“ kommen dem gewohnten Band-Sound noch am Nächsten, „Supertanker“ gar mit einem Anflug von Pink-Floyd-haftiger Spacigkeit. Lediglich in diesen Stücken finden sich direkt zu Beginn rhythmische Drums, wo sonst Ruhe herrscht. Über die gesamte Albumlänge wird nie der Versuchung nachgegeben, zeitgenössischen Trends hinterzulaufen. In der Schlichtheit der Instrumentierung glänzt hingegen zeitloses Songwriting und wunderschöne Melodien bekommen den Raum, der ihnen zusteht.
(éclat-mag)

Clausen, Mads Brauer und Rasmus Stolberg gehen auch bei weitem nicht ambitionslos zu Werke. Mit Synth-Arpeggios und sprödem Disco-Glanz würdigt etwa "I dine øyne" das skandinavische Electropop-Vermächtnis, ohne die Intimität und Wärme der restlichen Platte zu missen. Auch die beiden Sieben-Minüter funktionieren: Die Klimax von "Under broen der ligger du" mündet in eine verspielte zweite Hälfte mit vertrackter Rhythmik und markanter Trompete, die sich letztlich im choralen Äther auflöst. "Hold mine hænder" ergeht sich fast fünf Minuten lang in ergreifender instrumentaler Harmonie, bis Clausen und Chor den Deckel auf den besten Efterklang-Closer bisher setzen.
(Plattentests)




Allerdings wirkt das Art-Pop-Konzept der Dänen nach sieben Jahren Pause nicht mehr mutig und erst recht nicht innovativ, sondern ALTID SAMMEN eher wie der weitgehend untaugliche Versuch, sehr verspätet die Ehre des Alan Parsons Project retten zu wollen.
Das alles ist immer noch wahnsinnig schön orchestriert, geschmackvoll arrangiert und spielt ganz versiert mit Stimmungen im Spektrum von weihevoll bis pathetisch. Nur leider Charme hat das keinen mehr.
(musikexpress)

Das Rückbesinnen auf alte Stärken, auf Quintessenzen, die einen als Kollektiv ausgemacht haben, ist schön und ehrenvoll.
Aber die hier, gefühlt einmal aller drei Songs, leise plätschernden Akzente, mal eine unendlich weit zurückgedrängte E-Gitarre, mal zart pluckernde Synthie-Beats, erheben die Stücke nicht mehr in große Gefühlswelten.
Dominant bleibt die verschlafene Gesangsarbeit von Casper Clausen und die ist auf „Altid Sammen“ einfach nicht einnehmend und überzeugend genug, dass man hier die großen zeitlosen Gefühlsmomente erleben würde.
Efterklang im Jahre 2019 klingen leider mehr und mehr nach einer Band, die sich überlebt hat.
(Musikblog)




Efterklang live:

10.2.20 Berlin, Admiralspalast
11.2.20 Leipzig, Werk 2
12.2.20 Frankfurt, Mousonturm
13.2.20 München, Muffathalle
14.2.20 Wien, Gasometer
25.2.20 Hannover, Pavillon
27.2.20 Köln, Gloria



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