„Ich liebe es, wenn die Hüllen von Singles optisch an die des Albums angepasst sind“, schrieb ich vor einigen Wochen, um dann die Coverg...

Blaue Blume - Bell Of Wool


„Ich liebe es, wenn die Hüllen von Singles optisch an die des Albums angepasst sind“, schrieb ich vor einigen Wochen, um dann die Covergestaltung von Swim Deep als negatives Beispiel heran zu ziehen. 
Dass Coverartworks tatsächlich große Kunst sein können, beweist die dänische Band Blaue Blume mit ihren letzten Singles: Für „Vanilla“, „Loveable“ und „Morgensol“ wählten die Dänen Ausschnitte aus Gemälden von François Boucher („Cupid Disarmed“, 1751; „Young Woman With A Bouquet Of Roses“, 1760; „The Rising Of The Sun“, 1752) und man ärgert sich ein wenig, dass diese nur digital erschienen sind. Auch das dazugehörige Album, „Bell Of Wool“, wird von einem Gemäldeausschnitt Bouchers („Venus On The Waves“, 1769) geziert, aber hier gehört das runde weiße Schallplatten-Etikett tatsächlich auch zu einer LP. 

Von den bei Platten vor Gericht tätigen Richtern wird vermutlich Volker zur Vinyl-Version von „Bell Of Wool“ greifen, denn dem Debütalbum der Dänen, „Syzygy“, spendierte er vor drei Jahren stolze 9 Punkte. Die Kombination aus entrücktem sowie vertracktem Artpop, synthetischem sowie ätherischem Dreampop und einem sensiblen, unter Depressionen leidenden Sänger mit Falsett-Gesang sowie Neigung zur Stimmverzerrung, treffen vermutlich erneut tief in sein 80er Jahre-Herz.    




Am Besten funktioniert das Album mit Kopfhörer auf, um die facettenreichen, synthetischen Klangschnipsel wahrzunehmen. Dumpf, kratzig oder leicht schwebend umgarnen sie wirkungsvoll den sensibel klingenden Falsett-Gesang, um in die traurige Welt der Blauen Blume einzudringen. Fast alles Hektische und Laute wird aus der Musik der Dänen verbannt, der Name Blaue Blume wird seiner Bedeutung, dem Sinnbild der Romantik, völlig gerecht. Wer vor Lärm flüchten will, kann sich dem mystischen, zuckrigen Art-Pop des Quartetts bedenkenlos zuwenden, oder sich an einem verregneten Tag mit dem grauen Himmel verbünden.
(Soundmag)






Verändert haben sich Blaue Blume definitiv. Das macht schon der an Neo-R'n'B erinnernde Opener "Swimmer" deutlich, in dem nur ein paar sanft changierende Ambient-Flächen Jonas Smiths Gesang begleiten. Das wundervolle "Someday" könnte mit seiner prismatischen Strahlkraft und dem Synthie-Loop schon fast ein Baths-Song sein, während gen Ende von "Sobs" sogar das gefürchtete Autotune-Gespenst umgeht. (…)
Die Songstrukturen von "Bell of wool" sind abstrakt, sie wiederholen ihre Motive nicht in einfachen Strophe-Refrain-Schemata, sondern lassen sie in einem konstanten Fluss treiben und sich entwickeln. Im besten Fall entsteht dabei ein Meisterwerk der Harmonie wie „Vanilla" (…).
"Bombard" beschreibt bis zu seinem Zusammenbruch eine einzige Klimax, während der Rhythmus-Einsatz von "Lovable" auch nach wiederholten Durchgängen noch kickt. Selbst in der allerletzten Schlussminute setzt "New navel" noch einen neuen Reizpunkt, wenn es mit endlos hallender Gitarre ein Refugium zwischen Dream-Pop und Weltraum-Strand findet. Für eine Band, deren Namensursprung schon mehr als zwei Jahrhunderte zurückreicht, bleiben Blaue Blume erstaunlich vorwärtsgewandt.
(Plattentests)





4 Kommentare:

  1. Nanu, vor einigen Jahren "Album des Jahres" bei Volker - und das neue Album hat er nicht gehört?
    Von mir gibt es 6 Punkte.

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  2. Noch nicht. Steht schon geraume Zeit ungehört hier. Erwarte aber irgendwie eine Enttäuschung.

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