Die Band The Czars war wohl nur mäßig erfolgreich. Vielleicht kenne ich einige ihrer Songs, aber ich habe nicht nachgeforscht. Anscheinen...

John Grant – Queen of Danmark

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Die Band The Czars war wohl nur mäßig erfolgreich. Vielleicht kenne ich einige ihrer Songs, aber ich habe nicht nachgeforscht. Anscheinend handelte es sich eher um Kritiker- und Volker- als um Publikumslieblinge. Der große Durchbruch blieb offensichtlich aus, so dass von der Band 2004 nur noch John Grant übrig blieb. Enttäuscht bzw. von der Realität eingeholt verabschiedete er sich weitgehend (bis auf einige Tätigkeiten für die Flaming Lips und Midlake) vom Musikbusiness und wandte sich wieder seiner Dolmetschertätigkeit zu, die ihn vor seinen “Musikjahren” nach Deutschland verschlagen hatte.

Midlake waren es, die diese Entwicklung nicht hinnehmen wollten. Im Rahmen ihrer Aufnahmen zu “The courage of others” lotsten sie John Grant nach Denton, Texas um ihn tatkräftig bei seinen eigenen Aufnahmen zu unterstützen.

Harmonieverliebt wandelt John Grant auf “Queen of Danmark” zwischen großartigen Momenten, Kitsch (einige Songs hätten “La boum” untermalen können) und augenzwinkernden bis sarkastischen Aufheiterungen. Der Beginn des Albums ließ mich ehrfürchtig zurück. Spätestens ab dem Refrain des Songs “Sigourney Weaver” wich dieses Gefühl der ständigen Aufmerksamkeit, ob ich am Ende nicht doch einem Weird Al Yankovic-Scherz aufgesessen sein könnte. Im Endeffekt sorgt aber genau diese Stimmung für eine Lockerheit, die “Queen of Danmark” als das dauerhaft reizvollere Ergebnis im Vergleich zu “The courage of others” erscheinen lässt: In den wirklich großartigen Momenten toppt es auch die starken Midlake-Titel und mit den sarkastischen Songs beweist John Grant den Mut, den Midlake mit ihrem Albumtitel fordern. Zudem bietet die Stimme des Sängers das gewisse Etwas, welches “Queen of Danmark” besonders macht.

Irgendwo zwischen grenzenloser Anmut und Flight Of The Conchords landet John Grant damit. Die Wechseldusche der Gefühle und Stimmungen erinnert durchaus an Antony and the Johnsons, allerdings ist der potentielle Nerv-Faktor geringer.

Die Musikzeitschrift Mojo verlieh “Queen of Danmark” den “Instant Classic”-Titel. Diese Ehre wurde bislang nur Joanna Newsoms “Have one on me” und den Fleet Foxes zuteil (gilt das als Fleet Foxes-Vergleich?).

Besonders gefällt mir der Song “Sigourney Weaver”. Die als Download erhältliche Variante des Album enthält vier zusätzliche Songs. Bei den Bonustiteln “That’s the good news” und “Supernatural defibrillator” vermutete ich zuerst einen Fehler bei der Erstellung der CD fürs Auto… aber es handelt sich in der Tat um John Grants Songs und… man muss sie gehört haben.

Dazu Now-on:

Auf Queen Of Denmark wird eine unfassbare pastorale Grundstimmung gezaubert, deren Anmut durch echt verzweifelte Texte zwingend konterkariert wird. […] Diese düsteren Erfahrungen verarbeitet Grant nun in überirdisch schönen Melodien. Die reichhaltigen Arrangements protzen nur so mit Geigen, Flöten, Mellotronen und zarten Synthesizern.

Die erste Single ist “I wanna go to Marz”, die Midlake-Beteiligung daran unverkennbar:

Ein komplettes Konzert (aufgenommen im Juni in Stockholm) gibt es hier als Stream.

3 Kommentare:

  1. Abwechslungsreicher als seine Studiogenossen. 7,5 Punkte

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  2. Das Czars-Cover-album fand ich zwar besser, aber auch das hier ist noch mehr als "nett"

    7

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  3. John Grant finde ich krass schmalzig. Erinnert mich an Elton John. Live hat mir Herr Grant eines der fiesesten Konzerte des Jahres beschert. Heißer Kandidat für die Top 5 in der Negativliste.

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