Hier herrschen strenge Regeln. Erscheint ein Album nicht auf Vinyl, hat es auf Platten vor Gericht eigentlich nichts zu suchen, erfolgt eine...

Nation Of Language – A Way Forward


Hier herrschen strenge Regeln. Erscheint ein Album nicht auf Vinyl, hat es auf Platten vor Gericht eigentlich nichts zu suchen, erfolgt eine LP-Veröffentlichung erst im nächsten Kalenderjahr, wird die Verhandlung eben verschoben. Daher konnten Nation Of Language auch noch so verzweifelt um einen Gerichtstermin bitten, der  oberste Richter lehnte jedes Anliegen ab. Auch ein von dem inbrünstigen Hinweis auf einen zuvor erreichten elften Platz bei Platten vor Gericht („Introduction, Presence“ (2020)) begleitetes Rütteln an der Gerichtspforte half nichts, Volker blieb standhaft und die Tore zum Gerichtssaal verschlossen.

Jetzt aber können wir endlich über „A Way Forward“ urteilen, denn das zweite Album von Ian Richard Devaney, Aidan Noell und Michael Sue-Poi liegt mittlerweile als black Vinyl oder coke-bottle green Vinyl vor. Zu hören gibt es Retro-Synth-Pop der die frühen 80er Jahre wieder zum Leben erweckt. Nicht nur Freunde von Orchestral Manoeuvres In The Dark, The Human League und Ultravox dürften verzückt sein, gelegentlich meint man den Bass von Peter Hook zu vernehmen („Across The Fine Line“) und es würde auch nicht verwundern, wenn man bei „This Fractured Mind“ plötzlich Ralf Hütter über „Neonlicht“ singen hören würde.    




 


Gelegentliche Ausflüchte in gute Laune und Indie-Pop wie beim Debüt filtert die Band konsequent aus, um sich vollständig auf ihre Synth-Kunst zu konzentrieren. Das bedeutet auch, wie im Opener “In Manhattan” den Gedanken einer klassischen Band hin und wieder außer Acht zu lassen und elektronische Klangkonzepte und Soundwände fernab von echten Schlagzeugen, nachvollziehbaren Songabläufen und Hooks zu erlauben.
Allerdings ist das nur eine der Facetten von “A Way Forward”, denn ein Song später treibt “Across That Fine Line” mit drängendem, jedoch poppigem New-Wave voran und lässt zwischendurch sogar das Tanzbein schwingen.




 


Mit den repetitiven Synthesizerklängen von „In Manhattan“ beginnt es fast zurückhaltend, aber man ist sofort drin in den Referenzen zwischen OMD, The Human League, Alphaville und Joy Division/New Order. Erst recht, wenn danach mit „Across That Fine Line“ die Hitmaschine angeworfen wird. Unwiderstehlich!
Bei „Wounds Of Love“ lässt sich erstmals erkennen, was Ian meint, wenn er sagt, dass man nach den offensichtlichen Vorbildern dieses Mal zum Teil noch ein bisschen weiter in der Vergangenheit geforscht hat, bei den Vorbildern der Vorbilder also. Kraftwerk, Neu! und so weiter. (…)
Doch zurück zu den Hits. Nachdem man im schlurfig-träumerischen „Miranda“ nämlich ein bisschen relaxt hat, kommen gleich zwei Singles am Stück. Zuerst das fantastische „The Grey Commute“, in dem die Band auch inhaltlich etwas düsterer in den Abgründen unserer Konsumgesellschaft abtaucht. (…)
Direkt darauf folgt mit „This Fractured Mind“ schon der nächste Megaohrwurm. Diese Synthies! Tanzen! Herrlich!







8 Kommentare:

  1. Schöne neue Tapete hier im Gerichtssaal. Danke Dirk!

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  2. Mir fehlen ein wenig die "gelegentliche[n] Ausflüchte in gute Laune und Indie-Pop wie beim Debüt", ich starte aber trotzdem mit 8 Punkten ins neue Jahr.

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  3. Da muss der werte Herr Richter mal nachfragen, wo er die bekommt? Bei mir steht überall April 22? (OK war noch nicht auf der Homepage)

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  4. Auf der Homepage ist das Album für den 14. Januar angekündigt. In England ist es auch schon erhältlich, nur Deutschland hinkt hinterher. Rough Trade hat zum Beispiel "red and blue split Vinyl".

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  5. Der Hit heißt "Across That Fine Line" und das Album bekommt 7,5 Punkte

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  6. Der Hit ist richtig benannt, und irgendwie gefiel die mir letztes Jahr, als sie raus kam viel besser, als dieses Jahr als das Vinyl bei mir ankam. Komisch
    6,5

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