Irgendwie hat Deutschland das zweite Album von George Ezra verpasst. Während 2014 bei seinem Debüt „Wanted On Voyage“ (...

George Ezra - Staying At Tamara’s



















Irgendwie hat Deutschland das zweite Album von George Ezra verpasst. Während 2014 bei seinem Debüt „Wanted On Voyage“ (Platz 8 und 130.000 verkaufte Alben) und der Hit-Single „Budapest“ (Platz 3) noch alles nach Plan verlief, tauchte „Staying At Tamara’s“ bisher nicht in den Charts auf und landete die dazugehörige Single „Paradiese“ auf einem enttäuschenden Rang 73. Zumindest in seiner Heimat läuft es für den 24-jährigen Engländer: Album Platz 1 und Single Platz 2. 

Für das Komponieren zog sich Ezra nach Barcelona in die Airbnb-Wohnung einer gewissen Tamara zurück, die es prompt in den Albumtitel und mglw. auch aufs Plattencover schaffte. Ganz so leicht fiel ihm das Schreiben einer weiteren Hit-Single im Format von „Budapest“ nicht, war wohl irgendwie die falsche Stadt. Offensichtlich hat er dort aber seine Lieblingsplatte „Graceland“ (Paul Simon) das ein oder andere Mal gehört und gegen Ende der Platte findet man mit “Hold My Girl“ und „Only A Human“ zwei durchaus gelungene Songs. Ob „Staying At Tamara’s“ jetzt wirklich so schlecht ist, wie es die unten zitierte Kritik besagt, werden die mit der Zeit eintreffenden Bewertungen der Plattenrichter zeigen. Aber in einer Woche, in der die deutschen Plattenkäufer neue Alben von Frei.Wild und Beatrice Egli auf Platz 1 und 2 der Charts kauften, ist es für George Ezra schon ein wenig schade.




Die erste Single, "Don't Matter Now", schafft es, mit ihrer Sorglosigkeit eher zu nerven als zu bewegen. Kein Zauber nirgends. Der Düdüdüp-Refrain setzt der Hans-Guck-in-die-Luft-Mentalität die Krone auf. Und auch der Rest des Albums kommt daher wie ein Musik gewordenes Feel-Good-Movie, wie Easy Listening ohne Relevanz. Einzig der charmante britische Akzent schafft Sympathien, und natürlich gewinnt Ezra auch durch seine unverschämt "alt" klingende Charakterstimme - dabei ist er erst 24 Jahre jung.
Doch gerade das Texten hat der Brite, Jahrgang 1993, so gar nicht drauf. Seine Liebeslieder verkommen zu schon tausendfach gehörten Kopien. Bestes Beispiel ist das Stück "All My Love", das eine klassische Aufzählungsstruktur wählt, um aufzulisten, was man der Angebeteten so alles geben würde. Es kulminiert in der absolut austauschbaren Zeile "No matter where you go, baby, I'll be there".
Ähnlich banal wirken die Balladen gegen Ende, wenn sich zur Gitarre ein Piano gesellt ("Hold My Girl") oder das Tasteninstrument komplett übernimmt ("Only A Human"). "You can't blame yourself, you're just human", versucht Ezra zu trösten, aber obwohl die Platte nur elf Songs hat, ist sie trotzdem nicht kurz genug, um das Hörer-Interesse nicht unterwegs zu verlieren. "Staying At Tamara's" ist ein Album, das einem nichts abverlangt und einen nicht fordert. Ein Album zum Staubsaugen, am Sonntagnachmittag in Hertford.
(Mittelbayerische)




George Ezra in Deutschland:
09.04.18 Berlin, Huxley’s Neue Welt
14.04.18 Köln, Live Music Hall
11.10.18 Frankfurt, Jahrhunderthalle
12.10.18 Leipzig, Haus Auensee
19.10.18 Berlin, Verti Music Hall
28.10.18 Köln, Palladium


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