Noel Gallagher berichtete einmal, dass ihm das Texten besonders schwer falle und rief dazu auf, ihm gute Lyrics zu zu s...

Diagrams - Dorothy



















Noel Gallagher berichtete einmal, dass ihm das Texten besonders schwer falle und rief dazu auf, ihm gute Lyrics zu zu schicken, und in einer retrospektiven Albenbetrachtung sprach er nicht nur über das fehlende „s“ im Titel von „Standing On The Shoulder Of Giants“ (Schuld daran waren Alkohol (er) + fehlender Mumm (alle anderen), ihn darauf hinzuweisen), sondern auch über einen Song, den er niemals hätte mit auf das Album nehmen sollen. Auch ohne Titelnennung dürfte Dank der Textzeile „I can see a liar, sitting by the fire“ ziemlich klar sein, was er mit diesen Aussagen meinte.

Was das mit Sam Genders (Tunng, The Accidental, Throws) zu tun hat? Er kontaktierte die 90-jährige Dichterin Dorothy Trogdon und ließ sich von ihr die Texte für das dritte Album seines Projektes Diagrams schreiben, nachdem er ihr Buch „Tall Women Looking“ gelesen hatte und von ihrer Dichtung sowie den behandelten Themen ergriffen war. Mit Hilfe von Crowdfunding wurde das gemeinsame Projekt finanziert und zu Ehren der Autorin „Dorothy“ betitelt. 
Sam Genders kann einfach nicht anders, als samtweiche und warme Folksongs zu komponieren, die sein ehemaliger und irgendwie auch wieder aktuelle Mitstreiter Mike Lindsay gelegentlich mit dezenter Electronic untermalt, die zuweilen von Streichern, Bläsern, Flöte oder weiblichen Backing Vocals durchweht werden oder zu denen sich Field Recordings von Orcas Island, auf der Dorothy lebt, gesellen. Eingerahmt wird das Album, dessen einziges Manko seine Kürze ist, von „Under The Graphite Sky“ in Form der Genderschen Songvariante bzw. des Trogdonschen Urgedichts. 

Ach, wäre ich doch ein großer Lyriker und würde ein Oasis-Album meinen Namen (oder wahlweise eine kluge, originäre Weisheit, die ich nicht betrunken vom Rand einer Münze abgeschrieben hätte) tragen...




Aus den Texten auf »Dorothy« spricht ein ehrfürchtiges und fasziniertes Staunen vor der Natur, das oft an Walt Whitman erinnert. Die thematisch passende Untermalung bastelt Genders aus einem Mix von sanften Folk-Klängen und Electro-Sounds, ähnlich wie bei seiner früheren Band Tunng. Manchmal kämpft er etwas damit, die Gedichtform auf seine Musik zu übertragen, da müssen die Zeilen mit sanfter Gewalt auf die Musik gebogen werden. In Songs wie »It’s Only Light« hingegen funktioniert die Fusion perfekt. Wer hätte gedacht, dass man so berührend über ein so abstraktes Thema wie Teilchenphysik würde schreiben können?(intro)


Und Genders kann ja, das hat er schon oft bewiesen, ganz formidable Songs schreiben, diese hier kommen mit der sanften Wucht des Majestätischen, sie triumphieren in den nur minimal elektrisierten, weit offenen Arrangements von Kelly Pratt (Beirut, Arcade Fire, David Byrne). Ein Album wie eine Umarmung – Worte, Klangfarben und Melodien halten sich gegenseitig fest. Am Ende gibt uns Dorothy Trogdon in einer Art Field Recording ihr Gedicht „Under The Graphite Sky“ mit auf den Weg: „Let the kindness of rain and the darkness fall on your shoulders“.(musikexpress)





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