Hach, Slowdive. Es war 1991 Liebe auf den ersten Blick und dieses Hochgefühl sollte über „Just For A Day“, die Compilation „Blue Day“, „Souvlaki“ und mehrere Jahre hinweg nicht schwinden. Jedoch kriselte es ein wenig mit der „5“ EP und deiner Hinwendung in Richtung Ambient. 1995 sollte dann unser letztes gemeinsames Jahr werden: „Pygmalion“ enttäuschte mich, Creation Records, die euch vor die Türe und lieber auf Oasis, Teenage Fanclub und The Boo Radleys, die alle in diesem Jahr herausragende Alben veröffentlichten sollten, setzten, und vermutlich auch euch. Denn danach gründeten Neil Halstead, Rachel Goswell und Ian McCutcheon die Band Mojave 3. Ebenfalls toll, aber eben keine Shoegaze und Dreampop.
Nach über 19 Jahren Stille durfte ich euch dann im Dezember 2014 noch einmal live sehen. Die Hoffnung auf neue Songs war gar nicht so groß und wir erfreuten und berauschten uns an den alten Liedern, sogar denen aus „Pygmalion“. Doch im letzten Mai verriet Rachel Goswell, dass die Band an neuen Songs arbeitete und seit Freitag kann man „Slowdive“ in den Händen halten. 8 Lieder und es ist wieder so toll wie 1991. Slowdive drehen die Zeit zurück oder halten sie für eine dreiviertel Stunde an, je nach Sichtweise.
„Slomo“ eröffnet als perfektes Bindeglied zwischen den ambient-Klängen von „Pygmalion“ und den traditionelleren Slowdive-Klängen, die danach dominieren. Ich weiß gar nicht, welchen der folgenden Songs ich als Lieblingslied anführen soll? Das ungewöhnlich gitarrige „Star Roving“? „Everyone Knows“ und das sich anschließende „No Longer Making Time“, die perfekt auf „Just For A Day“ oder „Souvlaki“ gepasst hätten? Oder doch das von Piano sowie repetitiven „Thinking about love…“-Gesang dominierte und schier ewig dahin schwebende „Falling Ashes“?
Aber das spielt eigentlich auch keine Rolle, denn ein besseres Comeback-Album habe ich vermutlich noch nie gehört.
Und nun also auch Slowdive, die im Großen und Ganzen immer noch so klingen, als hätten die letzten 20 Jahre Pop und Historie nicht stattgefunden. Man könnte dieses Album also, analog zur umwölkenden Musik, die gespielt wird, als Nostalgie-Wattebäuschen für all jene betrachten, denen es zu anstrengend geworden ist, neueren Pop-Strömungen und Genres zu folgen. Könnte man. Wenn "Slowdive" solche Häme nicht durch pure Erhabenheit entkräften würde.Vom kristallinen Opener "Slomo", der die Gesetze der Zeit für die nächste Dreiviertelstunde in hell rauschender Statik auflöst, über den durch weiche Luftkissen karriolenden Hit "Star Roving", die an Prefab Sprout und China Crisis erinnernde Pop-Ballade "Sugar For The Pill" und das mit Verve- auftrumpfende "No Longer Making Time" bis hin zur pianoklimpernden Coda "Falling Ashes": "Slowdive" bietet die brillante, konzentriert und souverän dargebotene Essenz einer Band, die zu früh vom Platz gestellt wurde. Sie kehrt erhobenen Hauptes zurück.(Spiegel)
Der schwebende Opener „Slomo“ trägt nicht nur einen Beach-House-verdächtigen Songtitel, er tritt in deren direkter Nachbarschaft in die Atmosphäre aus: dank Beatbox, Highliner-Synthesizer, einer fernen Ahnung von Reverb-Rockgitarren, nicht zuletzt dadurch, dass Rachel Goswell mit ungewohnter Alt-Stimme einsteigt. „Star Roving“ ist stürmischer und klassischerer Shoegaze als Slowdive tatsächlich jemals waren. Der Wechsel zwischen umsäuseltem Gewirbel und Neil Halsteads gütigstem Gesang bei halbiertem Songtempo in „Don’t Know Why“ erzeugt eine enorme Dynamik ohne erkennbare Kraftanstrengung. „Sugar For The Pill“ oder das von einem körperlichen Bass von Taumel zu Taumel getragene „No Longer Making Time“ zeigen wiederum, wie nahe Slowdive dem nachtblauen Sound von The xx (die frühen) kommen können, wenn sie die Effektgeräte mal austreten.(musikexpress)
Ich stimme Dirk 100%-ig zu. 9,5 Punkte
AntwortenLöschenDann läuft es dieses Jahr auf Slowdive oder Klez.E hinaus. Darf dann wenigsten das Album auf dem 3. Platz spannend klingen? ;-)
AntwortenLöschenAch wäre es doch mehr Mojave 3 und weniger Shoegaze (nerv) und Dreampop (gähn). Nein im Ernst, auch wenn ich mir wirklich, wie so oft den Gesang Mojave 3-like mehr im Vordergrund gewünscht hätte, Slowdive sind schon welche von den Guten. Und das Album wächst, vor allem wenn man immer öfter hinter den Soundwänden die Melodien und Gesanglinien findet, die dann doch an oben genannte Band erinnern.
AntwortenLöschen8 Punkte
Ich habe wirklich versucht, dieses Album so toll zu finden wir Ihr. Aber als offensichtlich einzig objektive Stimme hier ;-) gibt es von mir 6,5 Punkte.
AntwortenLöschenMein Album des Jahres! 10 Punkte.
AntwortenLöschenWelcome back! 8 Punkte!
AntwortenLöschen9 Punkte. Und mehr gebe ich quasi sowieso nicht. :)
AntwortenLöschen8.5
AntwortenLöschen8 Punkte
AntwortenLöschenSo ruhig und so schön...
So viele gute Shoegaze-Alben dieses Jahr - dies ist das beste. Und das beste Album 2017 generell.
AntwortenLöschen9 Punkte