Vielleicht steht Oliver heute im Kölner Gebäude 9 vor der Bühne und möglicherweise fällt ihm, genau in dem Moment, wenn British Sea Power diese betreten, ein, dass er „Let The Dancers Inherit The Party“ hier vorstellen wollte. Vermutlich wird er dann die vielen Hits dieses Albums („Bad Bohemian“, „Keep On Trying (Sechs Freunde)“ oder „The Voice Of Ivy Lee“) und die zahlreichen Klassiker der Band aus Brighton abfeiern und, geplagt vom schlechten Gewissen mir gegenüber, der zuhause sitzen, sich das Album nur digital anhören und diesen Text schreiben darf, am Merchandise-Stand die Vinyl-Version käuflich erwerben. Da er weiß, dass ich die Deluxe Version (mit richtiger Songreihenfolge, da diese auch auf die vier Seiten der Doppel-LP passen, und einer verlängerten Version von „Saint Jerome“) zu schätzen weiß, greift er auch gern etwas tiefer in seine Geldbörse, um diesen Fauxpas, schließlich ist „Let The Dancers Inherit The Party“ bereits Ende März erschienen und seine Vorstellung mehr als nur überfällig, wieder gut zu machen.
Während „Let The Dancers Inherit The Party“ im englisch sprachigen Raum positiver (Metacritic: 78/100) aufgenommen wird als ihre vorherigen Alben („Machineries Of Joy“ 71/100, „Valhalla Dancehall“ 70/100), sind die Kritiken in Deutschland eher mau:
Denn das Sextett proklamiert sich auf der Single "Keep on trying (Sechs Freunde)" mehrfach, endlos, bis zur Püreewerdung des Gehirns, als ebendiese "sechs Freunde". Dank der leicht windschiefen Aussprache klingt das wie "Sexfreunde" und sorgt bestenfalls für pubertäres Kichern. Immerhin eine Reaktion, denn der Rest des Songs ist wahrlich einfach vollkommen egal. Schlimmer wird es davor in "International Space Station", dem vielleicht schlechtesten Song, den British Sea Power je aufgenommen haben. Ekelhafter Keyboardschleim wird vom stampfenden Beat großzügig in der Hörmuschel verteilt, in der Bridge wird der Songtitel ausgiebig buchstabiert. Waren die schon immer so seicht und platt? Man erkennt sie in der ersten Hälfte kaum wieder vor lauter Zuckerguss und Turtelei. Auch wenn dann und wann gefällige Momente aufblitzen, holt das die Kohlen nicht mehr aus dem Feuer. (…)Alle kleinen und großen Verbrechen dieser Platte sind vergeben und vergessen, wenn "Don't let the sun get in the way" die Sache mit dem Pop tatsächlich richtig hinbekommt und "Alone piano" sich mit dem titelgebenden Instrument und sanft wiegendem Schaukelstuhl-Rhythmus verabschiedet.(Plattentests)
Weil British Sea Power jedoch so gekonnt 1980er-Bands und 1980er-Bands imitierende Bands imitieren, kann man dem Sextett aus Brighton nicht wirklich böse sein. Einzig der »Sechs Freunde«-Killers-Kokolores in »Keep On Trying« hätte nicht sein müssen. Mit »What You’re Doing To Me« und »Saint Jerome« gibt es dafür zwei ihrer bis dato besten Songs, und auch sonst fühlt sich das Album wie ein unterhaltsamer Streifzug durch Clubs an. Altbekanntes Terrain, kurzweilige Unterhaltung und am Ende zu dem zarten Rausschmeißer »Piano Alone« mit einer neuen Liebe oder einsam mit einem verdammten Laugenbrötchen an der Haltestelle frieren.(intro)
British Sea Power setzen mit shoegaze-affinen Stücken wie „Electrical Kittens“ oder dem wunderschönen „The Voice Of Ivy Lee“ vielmehr auf Melodie und dezente New Wave-Versatzstücke. Damit knüpft die Gruppe an ihren nonchalant verträumten Vorgänger „Machineries Of Joy“ an, wenngleich dessen melodisches Niveau auf ganzer Länge nicht erreicht werden kann.Gesangliche Ausbrüche wie in „Saint Jerome“ sind die Ausnahme. Die der Band oft nachgesagten Postpunk-Züge werden auch in „Don’t Let The Sun Get In The Way“ eher in Schach gehalten. Das macht „Let The Dancers Inherit The Party“ alles in allem eine Spur zu gezügelt und seicht.(musikblog)
Oh, vielleicht hat Oliver „Let The Dancers Inherit The Party“ auch nicht so richtig gefallen und er war gar nicht auf dem Konzert…
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AntwortenLöschen7 Punkte
AntwortenLöschen7,5 Punkte
AntwortenLöschenBritish Sea Power erhalten von mir 7 Punkte.
AntwortenLöschenMehr Schatten als Licht: 5,5 Punkte
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