Nation Of Language - Dance Called Memory


Die Kirsche symbolisiert in erster Linie Liebe und Leidenschaft, aber auch Fruchtbarkeit und die Vergänglichkeit des Lebens, behauptet die KI. Zumindest beim letzten Punkt haken Nation Of Language ein, denn textlich dreht sich ihre Platte mit den Kirschen auf dem Cover um Verzweiflung, Trauer, Verletztlichkeit und Wehmut. 

Insgesamt ist „Dance Called Memory“, nach „Introduction, Presence“ (2020), „A Way Forward“ (2021) und „Strange Disciple“ (2023), das bereits vierte Album des Trios aus Brooklyn, New York. Wie beim Vorgänger arbeiteten Richard Devaney, Aidan Noell und Alex MacKay wieder mit Nick Millhiser von Holy Ghost! als Produzenten zusammen. Ein Unterschied ist, dass Richard Devaney beim Komponieren einiger Songs zur Gitarre griff und diese nun einen neuen Stellenwert im Sound der Synthpop-Band erhält. 

Auf „In Your Head“ wären New Order stolz, „In Another Life“ könnte mit seinen pluckernden elektronischen Beats die Tanzflächen der Indieclubs füllen, „Silhoette“ klingt wie das Kind von Future Islands und den frühen Talk Talk,„I’m Not Ready For The Change“ stellt mit seinen mit gesampelten Drum Breaks eine Reminiszenz an My Bloody Valentines „Soon“ dar und das abschließende „Nights Of Weight“ ist eine Ballade zur Akustikgitarre.

Dance Called Memory“ ist als CD sowie LP (Starburst Orange Vinyl, Split Sky Blue/Oxblood Vinyl, Deep Blue Vinyl, Clear With Red & Blue Swirl Vinyl) erhältlich und steht aktuell bei Metacritic bei 80/100 Punkten.

Nation Of Language in Deutschland:
18.11.25 Köln – Gloria
19.11.25 Hamburg – Uebel & Gefährlich
21.11.25 Berlin – Columbiahalle
22.11.25 München – Technikum


 


Es wäre leicht, Devaneys Gesang mit dem Pathos von Ian Curtis oder dem Nachbeben von David Sylvian zu vergleichen, aber das würde dem nicht gerecht. Denn hier singt jemand, der gelernt hat, seine Trauer zu formen, nicht zu verstecken.
Besonders deutlich wird das im Herzstück des Albums, „Now That You’re Gone“, das aus einer persönlichen Erfahrung rund um Krankheit und Verlust hervorging. Die Emotionalität ist nicht inszeniert, sie liegt offen da, verletzlich, ungeschützt.
Produzent Nick Millhiser (LCD Soundsystem, Holy Ghost!) beweist einmal mehr ein feines Gespür dafür, wie viel Raum Traurigkeit eigentlich braucht. Statt bloßer Retro-Glätte wirkt das Album wie ein aufrichtiger Versuch, elektronischer Musik neues Leben einzuhauchen, durchzogen von genau der richtigen Dosis Shoegaze-Schwärze.
Sehr eindrucksvoll gelingt das auf „I’m Not Ready for the Change“, das mit zersplitterten Beats und flirrenden Synths die Unaufhaltsamkeit des Wandels vertont.
Wer hier auf Synthpop der seichten Sorte hofft, wird überrascht sein: „Dance Called Memory“ ist ein intimes, atmosphärisch dichtes Werk, das Verletzlichkeit nicht kaschiert, sondern kultiviert.




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