Marissa Nadler - New Radiations


Die aus Washington D.C. stammende Singer/Songwriterin Marissa Nadler brachte 2004 ihr Debütalbum „Ballads of Living and Dying“ und zuletzt 2021 „The Path of the Clouds“ heraus. Dazwischen liegen sieben weitere Soloalben, zwei Projektalben mit Stephen Brodsky bzw. Milky Burgess sowie rund ein Dutzend selbstveröffentlichte Platten mit Cover- oder Demoversionen. Um so erstaunlicher, dass dieser stete Fluss an Musik nun für fast vier Jahre versiegte. 

„New Radiations“ ist zudem eine Abkehr von ihren letzten beiden Alben, zu denen eine Vielzahl an Gastmusikern ihren Beitrag leisteten. Die 11 neuen Songs nahm sie in ihrem Heimstudio und in den Haptown Studios in ihrem Wohnort Nashville nahezu im Alleingang auf, lediglich Milky Burgess durfte elektrische Gitarre, Orgel und Synthesizer beisteuern und sie beim Arrangieren unterstützen. Nadler fungierte, unter Mithilfe ihres Freundes Roger Moutenot, auch selbst als Produzentin. 

Zwar fließt die Musik nun wieder, aber „New Radiations“ kann wahrlich nicht als sprudelnd oder mitreißend bezeichnet werden. In 46 Minuten gibt es rohen, kargen und schwermütigen Folk zu hören, bei dem das Fingerpicking ihrer akustischen Gitarre und ihre mehrmals übereinander geschichtete Stimme im Vordergrund stehen. Gelegentlich streut Milky Burgess verzerrte Effekte, Hammondorgel und bedrohliche Synthesizerklänge bei. 

Sollte jemand schaurig schöne Musik zur Untermalung eine David Lynch-artigen Films suchen, liegt er mit „New Radiations“ (Black Vinyl, White Vinyl, Smokey Transparent Vinyl, Grey Marble Vinyl, Clear Vinyl) richtig.


NEW RADIATIONS handelt von Abschied, Verblassen, Akzeptanz und Loslassen – und immer wieder vom Fliegen: „Back in the day, you were all the rage / When you could still hypnotize her / Rockets and planes, and through hurricanes / Fused to the sight of her fire“, singt Nadler in „Light Years“ mehrstimmig und geisterhaft zu zartem Fingerpicking – wie einst der selige Elliott Smith, wäre er nicht nach L.A., sondern nach Nashville gegangen.
In „Weightless Above The Water“ singt sie: „The sky took its hat off, the spaceship became my home, weightless above the water, I was finally alone“, und  Synthies umfließen den zerbrechlichen Songkern wie graue Ringe den Saturn. Nadlers klarer Mezzosopran schwebt zwischen entrücktem Gothic-Folk und ätherischem Pop, mit Synthesizern oder Streichern bestäubt, es finden sich kaum Ausbrüche. 


 


 





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