Das Londoner Trio, in der aktuellen Besetzung aus Rosy Bones, Lottie Pendlebury und Holly Mullineaux bestehend, wurde von Krankheiten und Sü...

Goat Girl – Below The Waste


Das Londoner Trio, in der aktuellen Besetzung aus Rosy Bones, Lottie Pendlebury und Holly Mullineaux bestehend, wurde von Krankheiten und Süchten in den letzten Jahren ziemlich durcheinander gerüttelt. Auf ihrem dritten Album nach „Goat Girl“ (2018) und „On All Fours“ (2021) drehen sie auch ihren Sound auf links und bieten weniger noisig-trockenen Indierock („tcnc“) als zuvor, und nun auch zarten Folk („Tonight“, „Take It Away“, „Pretty Faces“) oder entspannten Synth-Pop („Words Fell Out“, „Play It Down“).  

Below The Waste“ entstand in Zusammenarbeit mit dem Produzenten John Spud Murphy (Lankum, Black Midi, Anna B Savage), der sich möglicherweise für das erweiterte Instrumentarium (Flöte, Geige, Klarinette, Cello, Saxofon) und das Ineinanderfließen einzelner Songs verantwortlich zeichnet, und bietet 16 Songs, die einerseits in 38 Sekunden auserzählt sind („S.M.O.G.“) oder auch die 6-Minuten-Marke übertrumpfen können („Wasting“).

„Below The Waste“ ist als CD und LP (black Vinyl, clear petrol blue Vinyl, clear red Vinyl, clear Vinyl) erhältlich.

Goat Girl in Deutschland:
11.10.24 Nürnberg, Nürnberg Pop Festival
12.10.24 Köln, MTC
13.10.24 Berlin, Privatclub


 


Weniger zurückhaltend lassen es Goat Girl zum Auftakt angehen. Über einem knirschenden Riff holpert und stolpert "Ride around" nach vorn. Unterbricht sich selbst. Weiter geht's. Bezeichnend, dass auch der raue Opener, zusammen mit "Motorway" eine von zwei Vorab-Singles, das Motiv des In-Bewegung-Seins aufgreift. (…) Doch der härteste Brocken auf "Below the waste" ist zweifelsohne "Tcnc". Grime und Industrial, Wut und Verzweiflung bilden einen galligen und aufpeitschenden Klumpen, der im nahtlos anschließenden "Where is your <3 " seine hypnotische Fortsetzung findet. Noch bevor die dunklen Gewitterwolken aufziehen, lassen Goat Girl mit dem luftigen "Words fell out" aber einen kurzen Augenblick zum Atemholen. Und es sind nicht zuletzt diese großen Spannungsbögen im Zusammenspiel mit den vielen kleinen Details, der vielfältigen Instrumentierung und einem mehr als souveränen Songwriting, die "Below the waste " so groß machen. Album Nummer drei ist ein Schritt nach vorn, ja. Aber ein Schritt nach vorn, ohne all das auf den Müll zu werfen, was "On all fours " und auch das selbstbetitelte Debüt ausgezeichnet hat. Goat Girl machen immer noch Musik für traurige Cowboys. Vielleicht heute mehr denn je.


 


Weg sind die verhallten Gitarren, an ihre Stelle ist eine bisweilen grimmige Dringlichkeit getreten, die dieser immer tollen Band gut zu Gesicht steht. Trotzdem ist es zuweilen schade, dass bis auf wenige Ausnahmen („Motorway“, „Words Fell Out“) die große Melodiesicherheit der früheren Alben etwas verloren geht – zugunsten eines Sounds, der immer spannend und aufregend ist, aber nicht immer zu genauso guten Songs führt.




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