PVG: Für die heutige Plattenvorstellung hast du uns drei Alben zur Auswahl gestellt (Benjamin Tod - „Songs I Swore I'd Never  Sing“, WIM...

WIM - Boxer


PVG: Für die heutige Plattenvorstellung hast du uns drei Alben zur Auswahl gestellt (Benjamin Tod - „Songs I Swore I'd Never  Sing“, WIM - „Boxer“ und Venus Principle - „Stand In Your Light“) und dein an alle anderen Plattenrichter adressiertes Motto für diese Auswahl lautete „Einen Tod müsst ihr sterben!“. Meine Replik und zugegebenermaßen etwas ketzerische Einstiegsfrage dazu lautet: Ja, aber warum einen so qualvollen?

Volker: Weil ich nun schon seit Jahrzehnten Jahr für Jahr diesen anstrengenden Indie-Pop/Rock hören und bewerten muss. Dieses Jahr habe ich mich entschieden, dass ich alt bin und zu wenig Zeit für nervige Musik habe ;-)


PVG: Kommen wir aber nun zu WIM. Als Songwriterin hat Nina Müller bereits für Matthias Schweighöfer, Die Prinzen, Michael Schulte und Mary Roos komponiert. Wen hast du uns denn da bitteschön in den Gerichtssaal geholt?

Volker: Puh, gut, dass ich da vorher nicht gegoogelt habe. Bei youtube und TV Noir stand das Gott sei Dank nicht, und daher konnte ich ihren Auftritt mir "Löwenherz" unvoreingenommen genießen. Einer der Songs des Jahres. Ähnlich ging es mir übrigens mit Revelle und "Kein Ja / Kein Nein“, aber ich fürchte, wenn ich da jetzt nachschaue, hat die irgendwas mit Roland Kaiser oder Marianne Rosenberg gemacht. Wobei, die sind ja gerade auch wieder der heiße Scheiß...


PVG: Bei all’ dem Namedropping darf aber ein Name nicht unterschlagen werden: Tobias Siebert (And The Golden Choir, Klez.e) half hier als Produzent, Komponist, Arrangeur und Musiker an allen Ecken und Enden mit. Lässt sich dies irgendwo hören? 

Volker: And The Golden Choir hört man sicher eher als Klez.e (die übrigens gerne endlich mal mit "Wusch" oder so um die Ecke kommen dürften. "Desintegration" ist schon viel zu lange her).


 


PVG: Mich haben „Geistesblitzableiter“ und „Löwenherz“ an Balbina erinnert - was sind deine Assoziationen?

Volker: Echt? Dafür singt sie dovh viel zu wenig gekünstelt, oder (no offense @Balbina). Keine anderen Assoziationen meinerseits.


PVG: Wie hast du denn von WIM und ihrem Album „Boxer“ erfahren?

Volker: Ups, zu früh geantwortet. Siehe oben TV Noir Auftritt, dann das dazu gehöriger offizielle Video und dann auf Instagram verfolgt. Habe ich da schon unseren wunderbaren, viel zu schnell einschlafenden Account kuechen_sound erwähnt? Nein?


PVG: Instagram? Dieses Jahr habe ich mich entschieden, dass ich alt bin und zu wenig Zeit für hippes Internet habe. Aber welchen Song aus „Boxer“ würdest du für ein Mixtape auswählen und zwischen welchen anderen Liedern würdest du ihn platzieren?

Volker: Ich bleibe bei "Löwenherz", davor käme Judith mit "So Weit Gekommen", dahinter "Leb Wohl" von Joris. Wer dann noch keine Tränen in den Augen hat (nein nicht wegender schlimmen Musik), hat kein Herz.


PVG: Eine letzte Frage noch, die sich schon die ganze Zeit mit 33 Umdrehungen pro Minuten in meinem Kopf dreht: Wie hast du das Album überhaupt gehört, denn es gibt doch gar keine Vinyl-Veröffentlichung?

Volker: Schlimm genug, leider nicht das einzige Album dieses Jahr, dass in meiner Liste wäre, wenn ich nicht so unsinnige Kriterien wie Besitz des Tonträgers ansetzen würde. Ihr erinnert euch. Genau genommen ist die Liste der nicht auf Vinyl erschienenen Platten, die ich mag, dieses Jahr fast größer als die im Besitz befindlichen (wobei die mit * gekennzeichneten wenigstens einen Veröffentlichungstermin auf Vinyl angedacht und/oder mittlerweile vollzogen haben und auf dem Weg zu mir sind):
 
Noah Cyrus – The Hardest Part*
Chris Canterbury – Quaalude Lullabies*
Bri Bagwell – Corazón y Cabeza*
Zach Bryant – Summertime Blues
Stacy Antonel – Always The Outsider
Pat Green – Miles And Miles Of You*
Monica Taylor – Trains, Rivers & Trails
John Moreland – Birds In The Ceiling*
King Princess – Hold On Baby*
Shea Rafferty – Making History
Revelle – Immer Nur Liebe
Tony Logue – Jericho*
Muscadine Bloodline – Dispatch to 16th Ave.
Kate Ellis – Spirals
Dusty The Kid – Days Of Love And Rage
Helen Shanahan – Canvas
Kate Klim – Something Green
Wilco – Cruel Country*
Bailey Bigger – Coyote Red
The Wilder Blue – The Wilder Blue
Bri Murphy – Wild And Sweet
Sarah Jane Nelson – Shelby Park
WIM – Boxer

Als Antwort bleibt da nur der böse Stream...


 


Der Zündfunken, der NINA „WIM“ MÜLLER dazu bewegte, ihre Kreativität auch in eigener Sache explodieren zu lassen, war ein Zusammentreffen mit TOBIAS SIEBERT, der als Solo-Künstler mit seinem Projekt AND THE GOLDEN CHOIR unterwegs ist, aber in letzter Zeit vor allen Dingen als Produzent von sich reden machte. Er war es dann auch, der zusammen mit WIM in seinem Berliner Hinterhofstudio in Sachen Arrangements Hand anlegte und als Musiker zur Seite stand. Kenner werden bereits erahnen, was das bedeutet: Die Songs wurden in einem semi-elektronisch/organischem Setting arrangiert, bei dem am Ende gar nicht mehr herauszuhören ist, welche Instrumente welche Sounds erzeugen und die Gesangsharmonien geschichtet in einem breitgefächerten Geflecht eingefangen, in dem die klare Gesangsstimme selbstbewusst im Zentrum steht. So und nicht anders macht man zeitgemäße, glaubwürdige Popmusik jenseits des Mainstreams.





4 Kommentare:

  1. Für qualvolle Tode haben dieses Jahr durchaus andere gesorgt. 6 Punkte.

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  2. Keine fucking Politik, keine fucking verklausulierte Meta-Ebene, Pop geht auch auf deutsch. 8

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  3. Ich senke den Schnitt ein wenig. 5,5 Punkte

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