Kaum hatten die Sportfreunde Stiller aufgehört „’54, ’74, ’90 usw.“ zu gröhlen, schon wurde die deutsche Nationalmannschaft der Herren zum vierten Mal Fußball Weltmeister. Das hätten wir also schon viel früher haben können!
Aktuell gröhlt niemand mit und das mag am peinlichen Auftritt bei der WM 2018 liegen oder an der Entscheidung die gerade stattfindende WM nach Katar zu vergeben. Vermutlich beides.
Aktuell haben aber auch die Sportfreunde Stiller wieder ein neues Album veröffentlicht und da man jetzt guten Gewissens eben nicht Deutschland gegen Japan schauen muss, ist vielleicht ein wenig Zeit für „Jeder nur ein X“.
Schon beim Opener „I’m Alright“ ist man versucht, doch lieber zur Fernbedienung des Fernsehers zu greifen (Katar hin oder her) und fragt sich, warum im Radio nur in der Textzeile „Kleiner Pimmel, kleine Eier, jeden Tag die gleiche Leier“ etwas ausgepiepst wird und nicht gleich der ganze Song. So alright ist dieser Ska-Pop-Song nämlich gar nicht. Hätte aber auch schlimmer kommen können, Reggae zum Beispiel oder Rap. Das holen leider „Früher war schon“ und „Drama mit dem Karma“ nach. Noch nicht einmal der obligatorische Fußball-Song will gelingen: Womit hat „Ibrahimovic“ diesen sich an modernen Elektro-Pop anbiedernden Song verdient?
Bleiben wir im Fußball-Jargon: Obwohl „Jeder nur ein X“ gleich mit 15 Songs (plus 3 alternativen Versionen/Remixen) aufwartet, ist das Aufstellen einer ersten Elf, auf der alle Position gut und gleichwertig besetzt sind, leider nicht möglich.
Die beste Plattenkritik, die ich finden konnte, liest sich wie folgt, danach wird es ein Debakel:
Wer die Band kennt, der weiß, dass gute Laune und der Weg dahin immer gern gesehen Gäste auf ihren Reisen durch die Rock- und Pop-Welten sind. Im Herbst 2022 steht diesbezüglich ein Song wie “Hand In Hand” ganz oben auf der Liste. Ein cooler groove und satte Gitarren im Refrain machen jetzt schon Lust auf sommerliche Festival-Ekstasen.Auch die ausgetüftelte Parkbank-Schnitzereien huldigende Punkrock-Nummer “Du Bist Eine Bank” geht gut ins Ohr, ebenso der vielleicht lustigste Anti-Angst-Song ever namens “Ibrahimovic”. Man schmunzelt einfach gerne beim Kopfnicken.Am Ende bleibt irgendwie alles beim Alten, was im Fall von “Jeder Nur Ein X” als Kompliment zu verstehen ist. Die Sportfreunde Stiller bleiben die Sportfreunde Stiller: unterhaltsam, am Puls der Zeit und immer für einen tieferen Gedankengang gut. Also wegen mir können die drei Südlichter in Zukunft gerne wieder im Zwei-Jahres-Rhythmus ins Studio spazieren.
2,5/5 Sterne im Rolling Stone:
Das achte Album versucht quasi eine Quadratur des Kreises: schon Rockpop für Millionen, aber auch amtlich. Ein Song, über das Erwachsenwerden, heißt „Candlelight & Hardcore“ – ein Widerspruch, in dem sie letztlich stecken bleiben.
2/6 Sterne im Musikexpress:
Nun sind „die Sportis“, wie sie ja irgendwie immer noch heißen, längst sehr doll erwachsen, können sich aber auch auf ihrem achten Album nicht entscheiden, ob sie als staatstragende Stadionrockgruppe oder Quatschband alt werden wollen. Also probieren sie sich einmal mehr durch Großraumhallenpunk, hüftsteifen Elektrorock und Off-Beat-Songs, die grooven wie ein Männertag am Baggersee, während der Peter mal grönemeyernd was vom Menschsein und -bleiben erzählt, mal die Welt leutselig auffordert: „Seht her, seht her, seht her, das ist spektakulär“.Ja, das ist schon alles albern.
2/10 Punkte bei Plattentests:
In "Drama mit dem Karma" versucht sich Sänger Peter Brugger zu allem Überfluss auch noch an Rap-Einlagen – für das Fernsehgarten-Publikum oder als Special Guest bei der Helene-Fischer-Show vermutlich heißer, innovativer Scheiß, für den Rest einfach nur stümperhafter Unfug.Am beeindruckendsten ist "Jeder nur ein X" in der absoluten Konsequenz, mit der Sportfreunde Stiller gute Ansätze zu malträtieren wissen. "Ich scheiss' auf schlechte Zeiten" gönnt sich ein paar fiepsige Synths, solides Songwriting und verweigert sich zunächst der Hymnenhaftigkeit – bis dann zum Grande Finale plötzlich ein Kinderchor einsetzt und in der Nachspielzeit doch noch das Eigentor gekonnt verwandelt. Ähnliches passiert auch auf "Juunge": eigentlich ein flotter Sommersong. Aber Pustekuchen, Pfeifchöre en masse rausgeholt, und ab dafür. Und wenn "Candlelight & Hardcore" dann über das "Raubtier vom Dancefloor" sinniert, mag man auch einfach nicht mehr. "Jeder nur ein X" wirkt wie ein Fließbandprodukt der allerschlimmsten Sorte. Einfach mal alles zusammengeschmissen, was irgendwie da war – die Menge wird's schon fressen. Kein Herz, kein Charme, nur Plattitüden und Oberflächlichkeiten.
Gott sei Dank nicht annähernd so schlecht wie das letzte Album. Hat sogar ein paar Momente, die an früher ran kommen 7,5
AntwortenLöschenDas Album ist ungefähr so nötig wie das Gejammer um die Fußball-WM. 6 Punkte
AntwortenLöschen5,5 Punkte.
AntwortenLöschenAxel gibt 6: puh
AntwortenLöschenTeilweise ganz schlimm. 4,5 Punkte
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