Kinder, wie die Zeit vergeht! Ist es wirklich schon mehr als 12 Jahre her, dass Dan Mangan mit „Nice, Nice, Very Nice“ hier die Herzen im Sturm eroberte und bis auf Platz 3 unserer Jahrescharts preschte?
Vier Studio-Alben („Oh Fortune“, „Club Meds“, „More Or Less“ und die Coverversionen-Platte „Thief“) und eine Pandemie später liegt „Being Somehwere“ vor. Mit seinen 9 Songs in 31 Minuten ist es etwas knapp geraten, was auch den begeschränkten Aufnahmemöglichkeiten während der COVID-19 Pandemie geschuldet ist. Denn während Dan Mangan in seiner kanadischen Heimat war, saß Drew Brown von OneRepublic, seit einigen Jahren sein musikalischer Partner als Produzent, Mixer, Komponist und Musiker, in Chicago. So konnten, laut Mangans Aussage, sich Probleme, die sonst in zwanzig Minuten gelöst worden wären, wenn sie gemeinsam in einem Raum gewesen wären, über sechs Monate hinziehen. Genug Zeit für Mangan, um genau Protokoll über die erschwerten Bedingungen zu führen: „571 E-Mails. 100+ Stunden am Telefon und Tausende von Textnachrichten. Nur drei Tage, die man in zweieinhalb Jahren Fernarbeit persönlich zusammen verbracht hat.“
Der Vorteil war jedoch, dass auch andere Musiker, die rund um den Globus verteilt ebenfalls fest saßen, ihren Teil zu „Being Somewhere“ beitragen konnten. Zu nennen wären exemplarisch Joey Waronker (R.E.M., Beck, Atoms For Peace) am Schlagzeug, Thomas Bartlett (The National, Taylor Swift) an Mellotron, Piano und Synthesizern, Jason Falkner (Beck, St. Vincent) an der Gitarre, Kevin Drew (Broken Social Scene) an Synthesizern oder Mary Lattimore an der Harfe.
„Being Somewhere“ soll sich laut Mangan anfühlen wie „die innere Beuge eines vertrauten Ellbogens im Nacken, eine tröstende Umarmung. Diese Songs sind zärtlich und entfalten sich wie ein überfälliges Gespräch mit einem lieben Freund.“
Lasst ihr euch von Dan Mangan in den tröstenden Arm nehmen?
Sämtliche Songs dieses Albums suggerieren tatsächlich das Gefühl eines guten Freundes, der nicht zwingend anwesend sein muss, um eine emotionale Stütze in schwierigen Zeiten zu sein.Dass Songs wie „In Your Corner (for Scott Hutchinson)“ dann vor allem dank ihres intimen, minimalistischen Ansatzes direkt ans Herz gehen, zeugt von der stets präsenten Ehrlichkeit, welche DAN MANGAN in jeden Ton seiner Musik legt.
„Being Somewhere“ packt unterschiedlichste existenzielle Gedanken beim Schopfe und webt sie in eklektische Folk-Melodien ein. Der Kanadier präsentiert sein bisher bewegendstes und irgendwie auch fragilstes Album. Als Hörer*in wird man förmlich dazu gezwungen, innezuhalten, dem sanften Klang der Platte zu lauschen und sich damit auseinanderzusetzen, welchen Wert man den Dingen um einen herum zumisst. Tracks wie „Just Know It“, „All Roads“ oder „Fire Escape“ schaffen den oft schwierigen Balanceakt zwischen Zugänglichkeit und Bedeutsamkeit mit Bravour. Sie wirken zu keiner Zeit aufgesetzt, sondern schaffen es, durch viele verspielte Elemente – seien es Loop-Harmonien, Gesangsechos oder programmierte Effekte – die Neugier zu wecken und eine Spannung aufzubauen, die bis zum letzten Takt der LP anzudauern vermag.
Dan Mangan live in Deutschland:
22.11.22 Hamburg, Nochtspeicher
23.11.22 Berlin, Frannz Club
25.11.22 Schorndorf, Manufaktur
04.12.22 Köln, Gebäude 9
6 Punkte.
AntwortenLöschenAxel gibt 6: bisschen dröge
AntwortenLöschenDas experimentellste Album von Dan Mangan. 7,5 Punkte
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