Freunde der Schallplatte haben bei „Sometimes, Forever“ die große Auswahl, denn gleich acht unterschiedliche, aber irgendwie immer zur Albumhülle passende Vinyl-Auflagen existieren: In Deutschland sind black Vinyl und semi-transparent pink Vinyl recht einfach zu beziehen, bei den anderen Varianten muss man schon gezielt in den USA bestellen. Milky clear Vinyl, baby pink Vinyl, clear with pink splatter Vinyl, ochid Vinyl, purple with black Splatter und pink with black Splatter Vinyl sind die Übersee-Varianten des dritten Albums von Soccer Mommy.
Die 25-jährige Singer/Songwriterin veröffentlichte diesen Monat „Sometimes, Forever“ und stieß dabei auf mehr offene Ohren als bisher - Sophie Regina Allison gelang beispielsweise erstmals der Sprung in die UK Charts (#95) und sogar (eine weitere Premiere) auf Platz 1 US Heatseeker Album Charts - und noch bessere Rückmeldung von der Fachpresse: Bei Metacritic erreichten „Clean“ (2018) und „Color Theory“ (2020) 78 bzw. 81/100 Punkten, „Sometimes, Forever“ steht aktuell bei einem Metascore von 84.
Dank ihres Produzenten Daniel Lopatin aka Oneohtrix Point Never variiert ihr Indierock im Vergleich zu den Vorgängern auch phasenweise deutlich: Das elektronisch-experimentelle „Unholy Affliction“ klingt mehr nach Portishead als nach rauem Grunge, auch „Darkness Forever“ bedient sich Trip Hop Beats. Mit „Shotgun“ gelang ihr ein fast schon fröhlich-eingängiger Pop-Song, und nicht nur bei der schlicht „newdemo“ betitelten Träumerei dominieren Synthesizer den Sound.
Etwas mutiger und besser als zuvor.
Soccer Mommy in Deutschland:
05.09.22 Köln, Bumann & Sohn
06.09.22 Hamburg, Molotow
12.09.22 Berlin, Frannz
13.09.22 Bremen, Lagerhaus
Bis auf wenige Ausnahmen bleibt SOMETIMES, FOREVER allerdings – auch atmosphärisch – überwiegend softem Post-Grunge treu, der sich in „Darkness Forever“ überraschend eruptiv und ungezügelt geriert. „Don’t Ask Me“ dagegen klingt wie eine Mischung aus The Cure und den Breeders, toll also, aber nicht wirklich avantgardistisch. Eher wie ein euphorisiertes 90ies-Collegerock-Revival.Dementsprechend sind die Texte diesmal weniger selbstanklagend ausgefallen, als hätte Soccer Mommys letztes, ihrer toten Mutter gewidmetes Album COLOR THEORY kathartische Wirkung gezeigt und den Weg für Themen wie Liebe und Verlangen freigemacht. Doch unbelastet sind auch diese Bereiche bei Allison nicht, wie die hymnisch-hinreißende Single „Shotgun“ zeigt, in der sich die Musikerin als Kugel im Lauf bezeichnet, die bei Bedarf zur Stelle sein wird.
Vieles entfaltet sich erst nach mehrmaligem Hören, hat eine rauere Oberfläche, die sich in graue Schleierwolken verkriecht. Das bezeichnend betitelte „Darkness Forever“ ist wohl das Düsterste, was Soccer Mommy je veröffentlicht hat.Auf der anderen Seite: Wen die heitere Tragik von „Shotgun“ nicht bewegt, hat sich in die völlige Gefühlstaubheit verkrochen. Als Schutzschild vor der immer erdrückenderen Nachrichtenlage, bei der zwischen existenziellen Menschheitskrisen von Krieg, Hungersnot bis Klima kaum noch ein Fynn-Kliemann-Beitrag passt.Und gerade hier entfaltet “Sometimes, Forever” eben doch erneut das Potenzial, die Hornhaut über dem Herzen nach und nach abzutragen und sich an einem sehnsüchtigen „Bones“ zu wärmen, wenn gerade keiner zusieht.Der kantige Indie-Rock, der an der ein oder anderen Stelle mit Drumcomputern untersetzt ist, er harmoniert prächtig mit Allisons melancholisch weicher Stimme, die sich dadurch als die letzte Verbündete in der Diffusität der Gegenwart aufbaut.
Sehr gutes Album! 8 Punkte
AntwortenLöschenSpannender als erwartet. 8 Punkte
AntwortenLöschenFür mich eher "Sometimes" als "forever". 6,5 Punkte
AntwortenLöschenSeven
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