Nicht nur für die Aussprache des Künstlernamens von Beatrice Laus benötigt man eine Anleitung, sondern auch für den Albumtitel, denn „Beat...

Beabadoobee - Beatopia

 

Nicht nur für die Aussprache des Künstlernamens von Beatrice Laus benötigt man eine Anleitung, sondern auch für den Albumtitel, denn „Beatopia“ soll „Bay-A-Toe-Pee-Uh“ ausgesprochen werden. 
Die richtige Artikulation von Beabadoobee konnte man bereits einige Zeit übern, denn spätestens im Oktober 2020, als die mittlerweile 22-jährige, auf den Philippinen geborenen Engländerin mit ihrem Debütalbum Platz 8 der UK Charts erreichte und von der Kritik und Kollegen (u.a. Taylor Swift, Matt Healy (The 1975), Harry Styles) mit Lob überschüttet wurde, war sie in aller Munde.

Nun ist der Nachfolger erschienen und dürfte dem in nichts nachstehen: bei Metacritic erreichte „Fake It Flowers“ vor zwei Jahren einen Metascore von 81/100 Punkten, „Beatopia“ steht aktuell bei 84/100.  
Gleich 14 Songs werden uns von Beabadoobee auf dem Album präsentiert, das die Vielfalt einer starken Indierock-Platte der Smashing Pumkins aus den 90er Jahren mit der Pop-Vitalität ihrer Label-Mates von The 1975 zu verbinden sucht. Auf einem stilistisch schillernden Album des Jahrgangs ’22 dürfen wohl auch Abstecher in Richtung R&B, Bossa Nova und Folk nicht fehlen, am besten ist es aber immer dann, wenn es rockt. 

„Beatopia“ ist als CD, Kassette und LP erschienen, letzte gibt es als coke bottle green Vinyl, neon green Vinyl und forest green Vinyl. Blood Records hatte eine auf 1000 Exemplare limitierte Super-Splatter Edition im Angebot. 


 


„Sunny Day“ beispielsweise ist eine so elegante wie feinfühlige Popballade, die auch von den Sugababes stammen könnte, während das lässige „Broken CD“ an retromanischen Britpop im Geiste der Sundays erinnert.
In zarter instrumentierten Stücken wie „Ripples“ oder „Don’t Get The Deal“ lässt sich folkige Westcoast-Stimmung ausmachen, die offensichtlichen Hits „Talk“ und „10:36“ bauen dagegen auf 90ies-Rock: Großartig klingt es, wenn sich die Gitarren zu wahren Fuzz Wänden auftürmen. Aus allen Songs spricht die enge Verbundenheit Bea Kristis zu ihren Freund*innen und Fans, die sie in den Texten direkt anspricht, siehe/höre im Schlusstrack „You’re Here That’s The Thing“. BEATOPIA ist der Wohlfühlort für die von Covid um ihre Jugend betrogene Jugend.


 


Abseits der bratzigen Gitarren und der Ohrwurm-Hymnen findet sich auf "Beatopia" aber in der Tat ein teilweise äußerst beeindruckendes musikalisches Pastiche, das neue Wege einschlägt und eine Künstlerin im Reifeprozess zeigt. "See you soon" ist ein äußerst hübscher, verträumter Song mit unterschwelligen elektronischen Fiepsereien, der sich mit einem gemächlichen Groove behutsam zum sehnsüchtig vorgetragenen Refrain hangelt und dabei auch die stimmlichen Qualitäten von Beabadoobee zur Schau stellt. "I swear it's just a little phase", erläutert die Britin – bei solch einer Qualität kann diese Phase aber auch gerne länger andauern. Auch an anderen Stellen scheint diese neu gewonnene Vielfalt durch, beispielsweise in der wundervollen Akustikballade "Lovesong", die trotz des schwülstigen Namens niemals der großen Geste erliegt und es schafft, immer wieder hübsche musikalische Kleinode aufzubauen. Einen schärferen Stilbruch wagt hingegen das Latin-angehauchte "The perfect pair", welches sich als beschwingtes, beschwipstes Experiment durch die schwülheiße Nacht tanzt und dabei hier und da dezent melancholische Blicke um sich wirft – zuerst einmal befremdlich, ja, aber auch dank der lässigen Performance von Kristi letztendlich eine positive Überraschung. 





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