„…und du wirst uns als die Spur des Todes kennen“ bekommen wir - nicht nur auf Deutsch - im Opener dieses Albums erklärt. Dabei sind die texanischen Rocker in Deutschland wohl bekannt, oder besonders bekannt sollte es wohl treffender heißen, denn hier gelang mit ihren letzten beiden Alben (Nummer 10 und 11 in der bandeigenen Diskografie) der Sprung in die Charts (Platz 19 bzw. 48), was ihnen sowohl in den USA als auch im Vereinigten Königreich verwehrt blieb.
Seit 1994 bestehen …And You Will Know Us By The Trail Of Dead nun mit wechselnder Belegschaft. Das Gründungsduo Conrad Keely (Gesang, Gitarre) und Jason Reece (Schlagzeug, Gesang, Gitarre) ist durchgängig dabei, aktuell ist die Band aber zu einem Sextett mit gleich vier neuen Mitgliedern angewachsen: Alec Padron (Bass), Ben Redman (Gitarre, Schlagzeug), AJ Vincent (Keyboards) und John Dowey (Gitarre) vervollständigen die Gruppe und da darf man sich auch direkt etwas Besonderes für ein neues Album vornehmen.
Im Falle von „XI: Bleed Here Now“ heißt dies, das ein klassisches Doppelalbum im historischem Quadrophon-Surround-Sound aufgenommen wurde. 22 Tracks bzw. 75 Minuten Musik verteilen sich auf 2 LPs, die mit 24-seitigem Booklet in einem Klappcover stecken. Hier gibt es knüppelharte Ausbrüche und ein wenig Emo-Core („No Confidence“, „Kill Everyone“), dort werden Bombast und Kitsch groß geschrieben („Protest Streets“, „Calm As The Valley“), schaut Amanda Palmer als Gastsängerin vorbei („Millennium Actress“) und folgen auf sehr kurze Zwischenspiele („String Theme“, „Pigments“) epische Rock-Songs (das 11-minütige „Taken By The Hand“ als Extremfall). Aber fast immer müssen Pink Floyd und ihr überambitionierter Progressive Rock als Vorbild herhalten.
Es ist ein Album geworden, das es dem Zuhörer nicht immer einfach macht, denn …And You Will Know Us By The Trail Of Dead haben ein über eineinviertelstündiges musikalisches Mosaik erschaffen, das in seiner Gesamtheit nur langsam zu fassen ist. Und so hört man sich das Album aufgrund Zeitmangels gerne häppchenweise an. So trifft man auf Singles, die nicht wirklich zünden wollen. Immer wieder auf Stücke, die kaum mehr als Ideen sind, die so kurz geraten sind, dass sie zu Ende gehen, bevor sie richtig angefangen haben. Auf eine Vielzahl von Stilen, die so überhaupt nicht zusammenpassen wollen. Von Hardcore Punk über Psychedelic bis hin zu Krautrock und Akustikballade ist auf “XI: Bleed Here Now” nämlich alles zu finden. Ein Album also, das nicht nur farbenreich daherkommt wie ein Fliesenbild, sondern auch genauso fragmentiert ist.
Nach dem teils gesprochenen Intro ´Our Epic Attempts´ und dem retardierenden Moment (sozusagen) ´Long Distance Hell´ entpuppt sich ´Field Songs´ als der eigentliche Opener und ein zarter Indie-Feger mit Neo-Psych-Note, dem später noch ein Pendant (´Water Tower´) anheimgestellt wird.Das melancholische ´Penny Candle´ und das elegische ´Golden Sail´ sind Trail of Dead, wie man sie kennt und liebt, der feiste Orgel-Swinger ´No Confidence´ kommt mit reichlich Garage-Flair und nölendem Gesang daher, deckt aber vor allem mit der nicht einmal anderthalbminütige Eruption ´Kill Everyone´ die von jeher latente ruppige Seite der Band ab.Geräuschvolle Zwischenspiele wie ´A Life Less Melancholy´ gleichen kurzen Vignetten, die den Gesamteindruck verstärken, man habe es bei "XI" mit einem ausladenden Konzeptwerk zu tun. Im Zentrum steht das über elf Minuten dauernde ´Taken By the Hand´, dessen schillernder Abwechslungsreichtum (auch und gerade wegen des fiebrigen Percussion-Instrumentalparts im Mittelteil) an die frühen The Mars Volta gemahnt; tatsächlich ist die Dichte der richtig fesselnden Stücke in der zweiten Hälfte höher, wo man das hypnotisch torkelnde ´Protest Streets´ und das freak-folkig pastorale ´Millennium Actress´ (nicht zu vergessen weiter vorne das akustische ´Growing Divide´) als Anspieltipps nennen muss.
7 Punkte
AntwortenLöschenSo viele Lieder... und keins kann mich begeistern. 6 Punkte
AntwortenLöschen7,5 Punkte
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