Mit dem Dualis (oder Dual) beschäftigte sich bereits vor rund zweihundert Jahren der deutsche Universalgelehrte Wilhelm von Humboldt. In seiner sprachphilosophischen Auseinandersetzung mit der Zweizahl wies er darauf hin, dass man diesen Begriff nicht bloß auf die Zahl zwei reduzieren dürfe, da dieser die Idee der „Einheit in der Vielheit“ ausdrücke.
Möglicherweise folgen Alexander Veljanov und Ernst Horn mit ihrem zehnten Studioalbum „Dual“ diesem Gedanken, denn die erste Hälfte dieses Doppelalbums besteht aus 10 neuen Songs, die sie mit bestimmten Künstlern oder Songs im Hinterkopf geschrieben haben, die für die musikalische Entwicklung des Duos wichtig gewesen sind. Die zweite Hälfte widmet sich diesen Inspirationsquellen in Form von 10 Coverversionen. Sehr schön lässt sich dieses Konzept im Opener „Because Of Because“ ablesen, dem „Because The Night“ aus der Feder von Bruce Springsteen und Patti Smith auf der zweiten Platte entgegen gesetzt ist.
Gerade hinsichtlich der Coverversionen, die in typische Deine Lakaien-Soundsphären (in welchen sich die Eigenkompositionen sowieso bewegen) umarrangiert wurden, zeigen sich Veljanov und Horn äußerst mutig und musikalisch breit aufgestellt: Mit The Cure („The Walk“) oder Kate Bush (Suspended In Gaffa“) konnte man vielleicht rechnen, aber was ist mit „Kansas („Dust In The Wind“), Can („Spoon“), Soundgarden („Black Hole Sun“), Cat Stevens (Lady D’Arbanville“), Linkin Park („My December“) oder dem von Modest Mussorgsky 1879 komponiertem „The Song Of Flea“, welches Veljanov in der ursprünglich russischen Sprache proklamiert?
„Dual“ ist als Doppel-CD (Mediabook with 20-page booklet), Artbook-CD (3CD hardcover artbook (30x30 cm, 48 pages) with hotfoil-embossed cover, enhanced artwork and 2-track bonus CD), Doppel-LP (Gatefold 2LP (180g vinyl, LP1: black, LP2: white) with special vinyl mastering, printed inner sleeves and protection sleeve) und einer auf 999 Exemplare limitierten und sehr umfangreichen Deluxe Fan Box erschienen.
Denn die Abstraktionen, sprich Eigenkompositionen, mit denen das Paket startet, sind so gut, dass sie locker als separate Einheit durchgehen könnten. "Because of because" ist eben so ein typischer Lakaien-Opener, der sofort gefangen nimmt. Der in flauschig-warme akustische Decken gehüllt wird, zusammengehalten vom vertrauenerweckenden Gesang Veljanovs, vor allem gegen Ende immer wieder ausbrechen will. Das folgende "Sick machine" hingegen schlägt wunderbar den krautrockigen Bogen von Cans "Spoon" hin zur industriellen Kälte von "Resurrection machine" vom Album "Forest enter exit". Immer wieder spielen Horn und Veljanov kunstvoll mit den Stimmungen, tauchen mit "Snow" in tiefe Melancholie ab, nur um mit "Happy man" und "Run" umgehend genau daraus zu flüchten. Und nur der Bass-Loop erinnert daran, dass tatsächlich "The walk" von The Cure hier Pate stand. (…)Es ist schlicht und ergreifend irre faszinierend nach Querverweisen zu suchen, nach kleinen Spuren der Einflüsse, an die man sich von beiden Richtungen aus annähern kann. Und natürlich ist es spannend zu erleben, wie Ernst Horn und Alexander Veljanov immer wieder nach Veränderungen suchen, immer wieder aus ihrer Komfortzone ausbrechen wollen. Und dabei doch unverkennbar Deine Lakaien bleiben.
Deine Lakaien unterwegs:
16.10.2021 Wiesbaden, Kurhaus
17.10.2021 Ludwigsburg, Scala
19.10.2021 Leipzig, Gewandhaus
28.10.2021 Köln, Tanzbrunnen
29.10.2021 Bremen, Metropol Theater
04.11.2021 Dresden, Kulturpalast
05.11.2021 Berlin, Admiralspalast
11.02.2022 Doertmund, FZW
12.02.2022 Hamburg, Große Freiheit 36
13.02.2022 Hannover, Capitol
15.02.2022 Nürnberg, Löwensaal
16.02.2022 Erfurt, HsD Gewerkschaftshaus
17.02.2022 Frankfurt, Batschkapp
18.02.2022 Stuttgart, Wagenhallen
19.02.2022 München, Muffathalle
Als ich Deine Lakaien das letzte Mal bewusst gehört habe, habe ich wahrscheinlich auch noch das Zillo Magazin gelesen. Oder ich war im Backstage tanzen – der Indie-DJ da hat immer abwechselnd Manchester Rave, Alternative Rock und Dark Wave gespielt. Ich mag das Konzept des neuen Albums und die ein oder andere Coverversion überrascht positiv. Allerdings ist es musikalisch nicht ganz meine Welt.
AntwortenLöschen5,5 Punkte
6 Punkte
AntwortenLöschenAus mir wird wohl auch kein Grufti mehr... 6 Punkte
AntwortenLöschenEs ist natürlich kein "Dark Star", "Reincarnation" oder "Love Me To The End" drauf, aber trotzdem recht schön.
AntwortenLöschen7