Gestern sprachen wir schon kurz über das spanische Indie-Label Pretty Olivia Records, das, der Zufall möchte es so, auch schon „Anxiety Art“ (2019), das Debütalbum von The Reds, Pinks And Purples, in Europa veröffentlicht hat.
Mittlerweile hat Glenn Donaldson eine neue Platte von The Reds, Pinks And Purples fertig gestellt und damit prompt auf meine vor rund sechs Monaten geäußerte Kritik reagiert:
„You Might Be Happy Someday“ erscheint nun beim englischen Label Tough Love - bietet aber nur 8 Lieder in rund 24 Minuten, was aufgrund der Tatsache, dass innerhalb der letzten zwei Jahre nahezu monatlich Songs digital erschienen sind, von denen rund 30 noch auf ihre Vinyl-Veröffentlichung warten, etwas bescheiden ist.
„Uncommon Weather“ fasst 10 dieser bereits digital erschienen Songs zusammen und noch 3 weitere oben auf, so dass die Platte stolze 35 Minuten läuft. Und diesmal können Vinyl-Fans, die folkigen Lof-Fi Indiepop von Sarah Records oder Belle & Sebastian zu schätzen wissen, auch hierzulande die LP ohne große Import-Kosten käuflich erwerben. Sowohl „Uncommon Weather“ als auch „You Might Be Happy Someday“, das im letzten Jahr mit 7,667 Punkten bei Platten vor Gericht auf Rang 32 kam, erscheinen dieser Tage bei uns als pastel blue vinyl und stecken in diesen hübschen Plattenhüllen, auf denen Glenn Donaldson Inner Richmond, den Stadtteil in dem er in San Francisco lebt, huldigt.
The Record Player And The Damage Done“ nimmt sich auf grundsympathische Weise zurück, das Arrangement schwimmt mit etwas 80s-Pop/Rock-Elan mit und wirft aus dem Nirgendwo einen unscheinbaren, packenden Refrain ab. Widersprüche sind eben die Spezialität dieses Albums, und davon hat „Sing Red Roses For Me“ ganz viel dabei. Kann denn so viel Leichtigkeit derart aufs Gemüt drücken? Und wie! „A Kick In The Face (That’s Life)“ trägt dies sogar im Titel und gibt sich auf wohlige Weise forsch.„Uncommon Weather“ ist von unauffälliger, magischer Schönheit, die immer wieder aufs Neue verzaubert. Auch das dritte Album von The Reds, Pinks And Purples fließt faszinierend, strahlt pure Begeisterung und wohlige Wärme aus. Donaldsons DIY-Pop-Ansatz geht abermals voll auf, leuchtet vielleicht sogar noch eine Spur heller. Jeder Song ist auf gewisse Weise ein Volltreffer, ohne sich auch nur im Ansatz penetrant festzubeißen; sympathisch und zurückgelehnt erweist sich als Zauberformel für einen erfrischend eingängigen, aufwühlenden Leckerbissen. Spätestens jetzt lohnt es sich, tiefer in Glenn Donaldsons facettenreichen Katalog einzutauchen.
Aus solchen sanft gitarrenverzerrenden Sounds und solchem Seelenstoff ist auch die erste LP (nach einer Appetizer-EP 2020) von The Reds, Pinks and Purples gewebt; wenn auch guilty-cheap-garniert mit Drum Machine und Keyboard-Streichern.Die Stimme von Projektkopf Glenn Donaldson wird einem dabei trotz entrückendem, großzügig spendiertem Hall schnell so vertraut, dass man rasch ein Gespür dafür entwickelt, wo sie hinwill. Dass sie dann auch wirklich dorthin schwebt, verschafft eine perverse Befriedigung. Das nennen wir Pop, korrekt? Trotzdem klingt das nicht nach Konsensradiokalkül, sondern es ist leicht, Glenn Donaldson jede Silbe zu glauben, und jede seiner Silben schillert schwerelos zwischen Leichtsinn und Schwermut.
7,5 Punkte
AntwortenLöschen7 Punkte
AntwortenLöschenDer Vorgänger war stärker. Knapp 7,5 Punkte
AntwortenLöschenLiebe diese SF-Indiepop-Szene! Aber fand die Platte davor auch besser und schließe mich Dirk an: 7,5 Punkte
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