Ansonsten hilft Musik auch weiter. Das neue Kevin Morby Album (‘Sundowner’) sei hier besonders erwähnt. Diesen Tipp für diese unwirklichen...

Kevin Morby - Sundowner

 

Ansonsten hilft Musik auch weiter. Das neue Kevin Morby Album (‘Sundowner’) sei hier besonders erwähnt.

Diesen Tipp für diese unwirklichen Zeiten hatte vor einigen Tagen Dirk Darmstädter parat. Da der US-amerikanische Singer/Songwriter aber zuletzt weder mit „City Music“ (2017) noch mit „Oh My God“ (2019) auf offene Ohren bei Platten vor Gericht stieß (insgesamt nur drei Wertungen für zwei Platten), versuchen wir es mit seinem neuen, insgesamt sechsten Album erneut. Als Einflüsse nennt der 32-jährige Kevin Morby u.a. Lou Reed und Bob Dylan, womit sich der Kreis schließt, denn der ehemalige Kopf der Jeremy Days hatte vor Jahren bereits ein „Dirk sings Dylan“ Cover-Album veröffentlicht. 

Gemeinsam mit dem Produzenten und Musiker Brad Cook (Bon, Iver, Waxahatchee, Big Red Machine) nahm Morby „Sundowner“ bereits im Januar 2019, also noch vor der Veröffentlichung von „Oh My God“, auf, um dem Album während der COVID 19-Pandemie den finalen Touch zu verpassen. Mit James Krivchenia, dem Schlagzeuger von Big Thief, und Katie Crutchfield, die ihre Musik unter dem Namen Waxahatchee veröffentlicht, sind zwei weitere bekannte Mitstreiter auf „Brother, Sister“ bzw. den Singles „Campfire“ und „Don’t Underestimate Midwest American Sun“ zu hören. Womit wir auch beim Konzept des Albums, zu dem die Adjektive lässig, entspannt, lo-fi und folkig gehören, angelangt wären, welches Morby mit „an attempt to put the Middle American twilight—its beauty profound, though not always immediate—into sound“ umschreibt. In Plattencover und -titel (Sundowner: One who feels increased melancholy during twilight hours) wurde dies ebenfalls umgesetzt. 

Sundowner“ ist als CD und LP käuflich zu erwerben. Die limitierten Auflagen der Schallplatte gibt es auf Opaque Sunburst Vinyl, Yellow Opaque Vinyl oder Coke Bottle Clear Vinyl.

Sehr schön gelungen ist auch die Referenz an das Cover vom letzten Waxahatchee Album „Saint Cloud“ in den Videos zu „Campfire“ und „Wander“:


 


Entgegen des niemals ruhenden Charakters strahlen Morbys Lo-Fi- Stücke die Entspanntheit eines Liegestuhls im Halbschatten aus – oder eben im Sonnenuntergang, den er so gerne betrachtet und besingt. Überhaupt findet er für das Geschehen um ihn herum die Worte, die unvergleichliche, melancholische Bilder hervorrufen. Ganz so, als hätte er Bill Callahan studiert, lädt der „Velvet Highway“ genauso zum Perspektivwechsel des Heimkehrenden ein, wie „there’s a campfire inside her soul“ (aus „Campfire“).
Alle zehn Tracks kommen in typisch verschluffter Indie-Manier vom Ex-Woods-Bassisten und ehemaligen The-Babies-Sänger daher. Lassen Morby gleichzeitig aber erwachsener erscheinen. Die sechste Platte präsentiert mehr Ausreizen des Stimmvolumens, mehr visuelles Panorama, mehr Chill zum global Krassen – nur eben im Kontext.




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