Der Ausdruck "Kompromat" entstammt dem Sprachgebrauch des KGB und bezeichnet kompromittierendes Material. Dieses kann dazu dienen,...

I Like Trains - Kompromat



Der Ausdruck "Kompromat" entstammt dem Sprachgebrauch des KGB und bezeichnet kompromittierendes Material. Dieses kann dazu dienen, Personen des öffentlichen Lebens "gefügig" zu machen. "Kompromat" heißt auch das das aktuelle Album der Band I Like Trains aus Leeds. Lässt man deren Soundtrack "A divorce before marriage" aus dem Jahr 2016 außen vor, handelt sich um den Nachfolger des bereits vor zwölf Jahren veröffentlichten "The shallows".

Der grundsätzlich düsteren Ausrichtung ihrere Musik ist die Band seit dem Debüt "Elegies to lessons learnt" treu geblieben. Damit hatte I Like Trains schon immer einen Stein bei mir im Brett, aber selten passte die Musik für mich so gut zur aktuellen Stimmung wie aktuell. Im direkten Vergleich zu "The shallows" klingt Martins Stimme auch merklich bedrückender. In seinen Ausbrüchen erinnert er mich an der einen oder anderen Stelle an Black Francis / Frank Black.

Es fällt mir schwer einzelne Songs dieses durchweg tollen Albums hervorzuheben. Aber das Trio "Dig in", "Prism" und "Patience is a virtue" stellt schon einen starken Lauf dar und "The truth" ist ein später Höhepunkt dieser Platte, die aus meiner Sicht auch eine längere Laufzeit vertragen hätte.

Artnoir.ch meint:

So entstanden neun Songs, welche die Welt in einem ernüchternden und pessimistischen Licht malen. Martins sardonisch vernichtenden und in monotonem Bariton vorgetragenen Texte, die simpel treibende Rhythmussektion und die sphärisch detaillierten Synthies und Gitarren ergeben ein Gesamtbild, welches in 2020 genauso zu Hause ist, wie es das auf einem Stranger-Things-Soundtrack oder in einem JohnCarpenter-Film sein könnte. „Kompromat“ wirkt bekannt und familiär, nichts, was man noch nie gehört hätte, aber gleichwohl frisch und interessant. Man kann sich in den verspielten, melancholischen Melodien und Songstrukturen genauso verlieren, wie in den äussert harten und pessimistischen Worten. Romantische Nostalgie vermischt sich mit Wut und Hilflosigkeit, etwas, was nicht vielen Bands so schön gelingt, wie I Like Trains.


Das Video zu "Dig in":

"The truth":

3 Kommentare: