Dass man mit lupenreinem Punk-Rock auch heutzutage noch den 1. Platz der UK Charts erreichen kann, haben letzte Woche Idles bewiesen, als „Ultra Mono“ bis an die Spitze der Hitliste stürmte. Sogar in den generell fürchterlichen Album-Charts in Deutschland konnte das Quintett um Shouter Joe Talbot mit seiner dritten Platte hoch (#14) einsteigen!
Der Vorgänger „Joy As An Act Of Resistance“ lag bei Platten vor Gericht mit Wertungen zwischen 7 und 8 Punkten gut im Rennen - bis Volker kam und das Album mit seinen 5,5 Punkten bis auf Platz 91 herunterzog. Aber vielleicht hat sich im Folk-/Americana-/Country-Connaisseur in den letzten beiden Jahren so viel Wut und Energie angestaut, dass er in Anlehnung an obige Großbuchstaben (und ähnlich wie Joe Talbot das ein oder andere Mal) ein lautes „FACC!“ brüllt und die Faust ballend zu den Klängen von „Ultra Mono“ auf dem heimischen Sofa herumhüpft. Hauptsache es bleibt für unsere Listening Sessions heil!
Gemeinsam mit den Produzenten Nick Launay (Nick Cave And The Bad Seeds, Grinderman, Killing Joke, Public Image Ltd) und Adam Greenspan (Refused, Maximo Park, Blood Red Shoes) entstanden 12 trocken wütende Postpunk- und Punkrock-Songs, die knapp 43 Minuten laufen. Jamie Cullum darf und am Piano sanft aber nur kurz in die Irre leiten, bevor „ Kill Them With Kindness“ über uns herein bricht, Warren Ellis ist auf „Grounds“ zu hören und Jehnny Beth revanchiert sich auf „Ne Touche Pas Moi“ für Joe Talbot Gastgeschrei auf ihrem Soloalbum „To Love Is To Live“.
„Ultra Mono“ ist diese Erfolgsformel in Reinform – und auch mit Abstand ihre bisher beste Platte. Mit „War“, „Grounds“ und „Mr. Motivator“ schaffen IDLES gleich zu Anfang drei ihrer eingängigsten Songs und verleihen so Parolen wie „Let’s seize the day/all hold hands, chase the pricks away/you can do it/yes you can!“ den nötigen Wumms. Doch wie schon auf dem Vorgänger „Joy as an Act of Resistance“ mit der Überhymne „Colossus“ sind die Highlights auch auf „Ultra Mono“ die sperrigen Postpunk-Stücke, allen voran die Kampferklärung „The Lover“ und das innige „A Hymn“.
Keine Atempause, Geschichte wird hier über die Strecke von 12 Songs zur Hölle gemacht, liest man diese Texte aber von der anderen Seite, sind es solidarische Grußbotschaften an die Working Class. Formuliert im Zustand völliger Aufgebrachtheit, mit irren und doch wieder reinsten Pop-Wortfetzen kombiniert: „Fee fee fi fi fo fum“ sprechsingt Talbot und findet im frisch geleckten Pathos Bilder aus der schwer bewaffneten Prosa: „I smell the blood of a million sons“.Das Pianointro in „Kill Them With Kindness“ dauert nur ein paar Sekunden an, dann steppen Idles im Stakkato über ein „Wah wah wah woop woop woop“ und das klingt wie eine Gewehrsalve auf die große Rock’n’Roll Freiheit in „Awopbopaloobopalopbamboom“. Rock’n’Roll heißt heute: Abstand halten, nicht anrühren, „your body is your body and it belongs to nobody but you“. Idles nennen ihre Songs Rezessions-Soul, und wenn wir uns der Young Soul Rebels erinnern, die Dexys Midnight Runners vor 40 Jahren ausriefen, dann geht das mit dem Soul in Ordnung.
8,5 Punkte
AntwortenLöschen7,5 Punkte
AntwortenLöschen8 Punkte
AntwortenLöschenDas ist mir dann doch zu viel Geschrei. 6 Punkte
AntwortenLöschenHab ich schon was zu Post-Punk und Sprechgesang, ok Schreigesang gesagt. Dagegen sin Fontaines ja Gold
AntwortenLöschen4